Arcandor-Tochter

Über den Verkauf von Itellium

15.12.2009 von Christiane Pütter
Arcandors frührer interner IT-Dienstleister Itellium stellt sich als selbstständiger Mittelständler neu auf. Die beiden neuen Gesellschafter Jens-Uwe Holz und Uwe Brückner machen allerdings machen keine Angaben über die Höhe ihrer Kapitalbeteiligung.

Ein Mittelständler, der fühlt wie ein Großkonzern. Ein 260-Mann-Betrieb, der das Auftragsvolumen binnen drei Jahren verdoppeln will. Die "neue" Itellium Services GmbH, vormals Teil des Arcandor-Konzerns, hat sich viel vorgenommen. Am gestrigen Montag hat sich das Unternehmen der Fachöffentlichkeit präsentiert.

Seit wenigen Wochen ist der IT-Dienstleister mit Sitz in Essen selbstständig. Itellium ist eine von 37 Gesellschaften, die sich nach der Arcandor-Insolvenz neu aufstellen müssen. Gesellschafter und Geschäftsführer sind Jens-Uwe Holz und Uwe Brückner. Holz war zuvor Mitglied der deutschen Geschäftsführung von Hewlett-Packard. Dort leitete er das Deutschland-Geschäft des von HP übernommenen IT-Dienstleisters EDS. Brückner kommt vom Haus: Er war CIO und Head of IT der Corporate Service Group bei Arcandor.

Über Kaufpreis und Höhe des Kapitals, mit dem sie an der jetzigen Itellium beteiligt sind, schweigen sich die beiden Gesellschafter aus. Zur Auftragslage nur so viel: Neben Karstadt gibt es rund zwei Dutzend weiterer Kunden. Man habe schon vor der Arcandor-Insolvenz "ein signifikantes Drittgeschäft" gehabt. Daher die optimistischen Pläne für die kommenden Jahre.

Jörg Bornheimer, Beauftragter des Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg, betont jedoch: "Karstadt ist nach wie vor der größte Kunde von Itellium." Der Dienstleister werde dem Handelskonzern auch weiterhin eine "verlässliche und umfassende IT-Betreuung" bieten. Holz und Brückner wollen den Fokus ihres neuen Unternehmens vom Handel auf weitere Branchen "mit komplexer Supply Chain" ausdehnen, etwa auf die Fertigungsindustrie. Die Kenntnisse ihrer Mitarbeiter sehen sie schwerpunktmäßig bei SAP, zunehmend aber auch bei Open Source und Mobile Services.

Die neue Itellium versteht sich als Mittelständler, der aufgrund seiner Geschichte die Abläufe eines Großkonzerns kennt und End-to-End-Dienstleistungen für die Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette anbietet. Vormals zählte das Unternehmen neben Essen zwei weitere Standorte in Nürnberg und Frankfurt. Der sehr kleine Standort Frankfurt - dort waren nur zehn Mitarbeiter beschäftigt - ist bereits geschlossen. In Nürnberg arbeiteten rund 230 Beschäftigte vor allem für Quelle. Dort sollen am 31. Januar 2010 die Pforten dicht gemacht werden.

Nach den Worten der neuen Firmenleitung gibt es keine Möglichkeit, die Mitarbeiter zu übernehmen. Dadurch bleibt von dem früheren Arcandor-IT-Dienstleister nur noch die abgespeckte jetzige Version in Essen. Was die Gesellschafter Holz und Brückner nicht als Nachteil sehen wollen. "Itellium ist ein mittelständisches Unternehmen mit schnellen Entscheidungswegen", erklärten sie am gestrigen Montag gegenüber der Presse und sprachen von einer "schlanken Organisationsstruktur".

Einmal EDS Itellium und zurück

Itellium hat eine bewegte Geschichte. Das Unternehmen entstand im Jahr 2000 aus den IT-Zweigen der Unternehmen Karstadt, Quelle und Neckermann. Rund vier Jahre später wurde der Infrastruktur-Teil der Firma an Atos Origin verkauft. Im Frühjahr 2007 dann veräußerte Arcandor, bis dahin hundertprozentiger Eigner, 74,9 Prozent der Anteile an die HP-Tochter EDS, woraufhin das Unternehmen bis Anfang 2009 unter dem Namen EDS Itellium firmierte. Im April 2009 holte sich Arcandor die Anteile zurück. Laut der Wirtschaftszeitung FAZ soll Arcandor für den Rückkauf 28 Millionen Euro bezahlt haben, was EDS jedoch weder bestätigte noch dementierte.