Die Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC steht in deutlichem Gegensatz zu anderen aktuellen Umfragen: Während allenthalben zunehmende Akzeptanz und steigender Einsatz von Cloud Computing vermeldet wird, zeichnet die Erhebung von PwC ein anderes Bild: Cloud Computing geht bisher am weitaus größten Teil des deutschen Mittelstandes komplett vorbei, nur jedes zehnte Unternehmen setzt bisher Cloud Services ein.
Je größer desto aufgeschlossener
Markus Vehlow, Senior Manager bei PwC und einer der Autoren der Studie, nennt mehrere Gründe für seine Studienergebnisse: "Wir haben uns bei der Befragung absichtlich auf Unternehmen mit bis zu 2000 Mitarbeitern konzentriert. Fast drei Viertel unserer Stichprobe waren Mittelständler mit weniger als 500 Angestellten." Seine Schlussfolgerung: "Die Affinität zu Cloud Computing scheint mit der Unternehmensgröße zuzunehmen", folgert Vehlow.
Dieser Trend zeichnet sich selbst innerhalb der relativ kleinen Stichprobe von PwC mit 351 Teilnehmern ab. Während nur neun Prozent der Firmen mit weniger als 500 Mitarbeitern Cloud Computing einsetzen, sind es bei den größeren Unternehmen mit bis zu 2000 Angestellten doppelt so viele: Hier nutzen schon 18 Prozent Cloud Services. „Es gibt ja sehr unterschiedliche Definitionen für mittelständische Unternehmen, sowohl nach Umsatz als auch nach Mitarbeiterzahl. Ändert man hier die Kriterien, fallen die Resultate eventuell schon ganz anders aus“, erklärt PwC-Experte Vehlow die Ergebnisse seiner Erhebung.
In seiner Befragtengruppe sieht er zumindest eine veränderte Haltung zum Cloud Computing: Gefragt nach der Definition von Cloud Computing sind immerhin knapp sechzig Prozent der befragten Führungskräfte in der Lage, eine überwiegende korrekte Erklärung zu geben. „Dabei ist erstaunlich, dass die kleinen Mittelständler, die ja weniger Cloud Computing einsetzen, hier besser informiert sind als die größeren Unternehmen“, sagt Cordula Golkowsky, Manager Governance Risk & Compliance bei PwC. Die Co-Autorin der Studie zieht daraus den Schluss, dass auch kleinere Mittelständler das Thema Cloud durchaus wahrnehmen. „Die weiteren Ergebnisse der Studie belegen allerdings, dass es vor allem bei der Nutzenargumentation noch einen signifikanten Aufklärungsbedarf gibt.“
Denn trotz der zunehmenden Bekanntheit scheinen die Vorteile des Cloud Computing bei KMU überhaupt noch nicht angekommen zu sein. Von den Firmen, die bisher noch keine Cloud Services einsetzen, gaben fast drei Viertel an, dass sie „für ihr Unternehmen keine Vorteile durch den Einsatz von Cloud Computing sehen“, 70 Prozent glaubten, dass die „Sicherheit ihrer Unternehmensdaten in Cloud-Umgebungen nicht gewährleistet ist“ und mehr als die Hälfte der Unternehmen räumten ein, dass sie sich „mit dem Thema Cloud für unser Unternehmen überhaupt noch nicht beschäftigt haben“.
Cloud Computing als Kostenbremse
Auf der anderen Seite erklärten zwölf Prozent der bisherigen Nicht-Nutzer, dass sie in absehbarer Zeit Cloud Services einsetzten wollen. Für kleinere Mittelständer ist vor allem das Thema SaaS (Software as a Service) interessant, für die größeren Unternehmen stehen PaaS (Platform as a Service) und IaaS (Infrastructure as a Service) an erster Stelle. „Es handelt sich aber um eine relativ kleine Stichprobe, so dass eher eine Art Momentaufnahme einer recht kleinen Zielgruppe darstellen“, erläutert PwC-Expertin Golkowsky. Denn von den insgesamt 351 Befragten blieben lediglich 37 Unternehmen übrig, die konkret den Einstieg ins Cloud Computing planen.
Diese Unternehmen entscheiden sich vor allem aus Kostengründen für die Cloud. So gaben 83 Prozent von ihnen an, dass sie explizit mit Kosteneinsparungen rechnen. Für jeweils mehr als drei Viertel von ihnen waren der Wegfall hoher Anfangsinvestitionen sowie das Abrechnungsmodell nach tatsächlich in Anspruch genommener Leistung („Pay per Use“) wichtige Argumente. Als ebenso wichtig wurde der weltweite Zugriff auf die Daten – auch mit mobilen Endgeräten – eingestuft.
Die durch Cloud Computing hinzugewonnene Flexibilität, die sich in schnellerer Umsetzung von geänderten Prozessen oder Geschäftsmodellen zeigt, spielte indes nur noch für zwei Drittel der Befragten eine entscheidende Rolle. Und auch die beliebige Skalierbarkeit um etwa saisonale oder konjunkturelle Lastspitzen abzufangen, scheint den unteren Mittelstand nicht besonders zu beeindrucken. Im Gegensatz zu anderen Erhebungen, bei denen allerdings oft deutlich größere Unternehmen im Vordergrund stehen, gilt nur 42 Prozent der von PwC Befragten die Skalierbarkeit als wichtiges Argument für den Einstieg in die Cloud.
„Die Vorteile für kleinere Mittelständler liegen auf der Hand – aber gerade im unteren Mittelstand ist noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten“, resümiert PwC-Managerin Golkowsky. Dennoch sind die Unternehmen nach ihrer Einschätzung grundsätzlich auf dem richtigen Weg. Nicht nur, dass sich das Wissen um Cloud Computing in letzter Zeit deutlich verbessert hat, auch wirkten erfolgreich abgeschlossene Cloud-Projekte als Antrieb für noch zögerliche Unternehmen.
Erfolgreiche Cloud-Projekt als Zugpferde
Denn die Bilanz der Befragten, die bereits Cloud Computing nutzen, sei so überwältigend positiv, dass das im mittelständischen Umfeld nicht unbemerkt bleiben werde. 93 Prozent der Cloud-Nutzer waren mit den Ergebnissen ihrer Cloud-Services „voll und ganz“ (46 Prozent) oder zumindest teilweise (47 Prozent) zufrieden. „Der Mittelstand ist gut vernetzt und es wird dort vermehrt über Cloud Computing geredet. Insofern werden sich die erfolgreich umgesetzten Cloud Projekte schnell herumsprechen. Sie könnten zu Zugpferden des Cloud Computing werden und mittelfristig auch die Zögerer überzeugen“, vermutet PwC-Mittelstandsexpertin Golkowsky.