Lünendonk listet - mit Ausnahme der BITP-Sparte - jeweils die 25 führenden Unternehmen im Jahr 2006. Zum zweiten Mal ziehen die Berater zum Vergleich mit den deutschen Umsätzen internationaler Firmen bei deutschen Unternehmen die Inlandsumsätze heran. Bis vorvergangenes Jahr diente bei inländischen Firmen der Gesamtumsatz als entscheidende Größe.
IT-Beratung und System-Integration
Nach Angaben des Branchen-Verbandes Bitkom stieg das Markt-Volumen in diesem Segment von 14,3 Milliarden Euro im Jahr 2005 auf 15,1 Milliarden Euro - ein Wachstum von 5,6 Prozent. Die Top 25 decken davon mit einem Umsatz von 6,3 Milliarden Euro 42 Prozent des Marktes ab.
Im Durchschnitt steigerten die führenden Firmen ihren Inlandsumsatz um knapp zwölf Prozent. Sie beschäftigten rund 43.000 Mitarbeiter - über 1.000 mehr als im Vorjahr. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Umsatz legte gut vier Prozent von 139.000 Euro auf 145.000 Euro zu.
Die IT-Beratungs und System-Integrations-Branche ist hierzulande zwar weniger international ausgerichtet als etwa der Standard-Software-Sektor. Dennoch erbrachten die 14 in Deutschland ansässigen Unternehmen aus der Lünendonk-Liste Dienstleistungen für 560 Millionen Euro für den ausländischen Markt. Der Anteil des Exports am Gesamtumsatz liegt konstant bei einem Fünftel.
Mit einem Inlandsumsatz von über einer Milliarde Euro ist IBM Global Services nach wie vor unumstrittener Branchen-Krösus, gefolgt von der Accenture GmbH (682 Millionen Euro) und der Atos Origin GmbH (525 Millionen Euro). Hinter diesen globalen Spielern landete die Lufthansa Systems AG mit Sitz in Kelsterbach als bestes einheimisches Unternehmen auf Platz Vier (489 Millionen Euro).
Auf Rang 25 setzte als Neueinsteiger die Mieschke Hofmann und Partner GmbH aus Freiberg 43 Millionen Euro um. Erstmals im Ranking tauchen außerdem - allesamt ab Platz 21 - die BTC Business Technology Consulting AG aus Oldenburg, die Danet GmbH aus Weiterstadt und die Syskoplan AG aus Gütersloh auf.
Aus der Liste verschwunden sind die von T-Systems geschluckte Gedas AG und die in der LogicaCMG GmbH aufgegangene Unilog Holding GmbH. Wegen veränderter Schwerpunkte listet Lünendonk die BearingPoint neuerdings als Unternehmens-Beratung, die Deutsche Post ITSolutions GmbH als IT-Service-Unternehmen.
Um geschlagene 68,3 Prozent steigerte die GFT Technologies AG ihren Umsatz auf 137 Millionen Euro. Die Ursache ist denkbar schlicht: Die Firma aus Sankt Georgen übernahm im Januar 2006 die Parity Group. Nicht ganz so ausgeprägt steigerten LogicaCMG (Unilog Holding und WM-data) und die Softlab Group (FAST) durch Übernahmen ihren Umsatz.
Umsatzverluste hatten in diesem Sektor lediglich fünf der 25 führenden Unternehmen zu verzeichnen. Dass die Top Ten weniger dynamisch wachsen als die kleineren Firmen dahinter, gehorcht gängiger wirtschaftlicher Logik.
Standard-Software-Unternehmen
In diesem Sektor halten die führenden 25 Unternehmen mit einem Inlandsumsatz von zusammen sechs Milliarden Euro einen Marktanteil von mehr als einem Drittel. Insgesamt lag der Inlandsumsatz laut Bitkom im vergangenen Jahr bei 17 Milliarden Euro und stieg gegenüber 2005 um 5,6 Prozent.
Die Top 25 legten mit einem Wachstum von 8,1 Prozent im Schnitt stärker zu als die Gesamt-Branche. Acht von ihnen erzielten im Deutschlandgeschäft zweistellige Zuwachsraten, vier mussten Umsatzrückgänge hinnehmen.
Das Firmen-Dutzend mit Hauptsitz in Deutschland konnte mit zusammen 8,3 Milliarden Euro seinen Exportanteil am Gesamtumsatz auf 76,2 Prozent (2005: 74,6 Prozent) in die Höhe treiben. Ein Effekt der neuen Methodik bei Lünendonk ist allerdings, dass diese Größe im Ranking nicht mehr honoriert wird.
Mit einer Wachstums-Quote von 6,4 Prozent zog das Geschäft mit Standard-Anwendungen stärker an als jenes mit System-Software, Tools, Middleware und Datenbank-Software mit einem Plus von 4,8 Prozent.
Von den beiden Riesen am Markt machte Primus Microsoft Deutschland GmbH mit einem inländischen Zuwachs von 190 Millionen Euro Boden gut gegenüber der SAP Deutschland AG & Co. KG, die um 74 Millionen Euro zulegte. Der Deutschland-Umsatz beider Unternehmen kratzt an der Zwei-Milliarden-Marke. Die Oracle Deutschland GmbH liegt mit 527 Millionen Euro klar auf dem dritten Platz.
In Hitparaden-Sendungen würde die Adobe Systems GmbH als Chartbreaker gefeiert: Die Münchner legten erstmals Zahlen für den deutschen Markt vor und stiegen mit einem Umsatz von 140 Millionen gleich auf Platz Fünf ein. Als zweiter Neueinsteiger eroberte auch die auf Medizin-Software spezialisierte Compugroup Holding AG gleich eine Top Ten-Platzierung: Der Inlandsumsatz von 112 Millionen Euro reicht für einen siebten Rang.
Aus der Liste gefallen sind die SSA Global GmbH (in ihre Muttergesellschaft integriert) und die CSB-System AG, von der zum Zeitpunkt der Erhebung weder Daten noch Anhaltspunkte für Schätzungen vorlagen.
IT-Services-Anbieter
T-Systems setzte hierzulande im vergangenen Jahr 10,5 Milliarden Euro um - ein Minus von einer halben Milliarde. IBM Global Services Deutschland (leichtes Plus) und die Siemens IT Solutions and Services GmbH & Co. OHG (deutliches Minus) machten in Deutschland mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz. Über die Milliarden-Hürde sprangen außerdem Hewlett-Packard Deutschland Services und erstmals die Computacenter AG & Co. OHG aus Kerpen.
Sind das aber tatsächlich die umsatzstärksten fünf Firmen in Sachen Outsourcing, Anwendungs-Management, Anlagen-Wartung sowie Geräte-Services? Lünendonk ist sich nicht sicher und spricht von "beschränkter Aussagefähigkeit", weil einige Anbieter keine gesonderten Daten ausweisen. Deshalb verzichten die Allgäuer auch auf ein Ranking und nennen eine 25er-Stichprobe in alphabetischer Reihenfolge.
Zusammen betrachtet steigerte diese den Deutschland-Umsatz um ein Prozent - ein Wert, der gegenüber anderen Sparten deutlich abfällt. Die Streuung ist hier außerdem größer: Zwar freuen sich 15 Anbieter über höhere Umsätze, zehn Unternehmen allerdings beklagen einen rückläufigen Umsatz. Im laufenden Jahr erwarten die Firmen im Schnitt ein Wachstum von weniger als fünf Prozent.
Die Marktlage ist in diesem Bereich insgesamt unübersichtlicher als in anderen Sektoren. Präsent sind beispielsweise einige ausgegliederte IT-Töchter großer Konzerne, die sich neben ihren Mutter-Gesellschaften verstärkt auch externe Kunden erschließen - zum Beispiel Bayer Business Services GmbH, DB System GmbH, Deutsche Post IT Solutions GmbH oder Sparkassen Informatik GmbH & Co. KG.
Ein großes Gewicht haben daneben Hardware-Riesen wie IBM und Hewlett-Packard, die gleichzeitig große Anbieter von Standard-Software sind, während etwas T-Systems oder Siemens IT Solutions and Services auch zu den wichtigsten System-Integratoren zählen.
Zu Outsourcing- oder Prozess-Spezialisten wie EDS, Info AG oder ADP Services gesellen sich einstige System-Häuser, die immer stärker in Beratung, Implementierung und Managed Services drängen: Cenit, Computacenter, Controlware und Dimesion Data. Andere wie die noch hier gelistete Datev eG aus Nürnberg bewegen sich weg von den Services und hin zur Standard-Software.
Business Innovation/Transformation Partner
Die BITP-Liste ist die einzige, die Unternehmen aufführt, die auch anderswo zu finden sind. Sie enthält nur zwölf Firmen, weil BITP eine gewisse Größe voraussetzt. Alle Anbieter erwirtschaften weltweit mindestens eine Milliarde Euro an Umsatz im Jahr.
BITP-Unternehmen verstehen sich als Gesamtdienstleister, die einen kunden- und projekt-spezifischen Mix aus Management- und IT-Beratung, Realisierung, Outsourcing sowie Business Process Management (BPM) und Business Process Outsourcing (BPO) anbieten. Sie streben eine langfristige Zusammenarbeit mit ihren Kunden an.
Die Firmen in dieser Liste erzielt mindestens zwei Drittel ihrer Deutschlandumsätze mit einer Kombination von Beratung und Dienstleistungen. Der Vergleichbarkeit wegen wurden von IBM (Platz Zwei) und Hewlett-Packard (Platz Vier) nur die Service-Umsätze berücksichtigt.
Primus T-Systems und die drittplatzierte Siemens IT Solutions and Services sind die beiden einzigen Firmen in diesem Ranking, deren Hauptsitz sich in der Bundesrepublik befindet. Der Rest sind weltweit operierende Unternehmen mit einem BITP-Standbein in Deutschland.
Nach den vier genannten Platzhirschen folgt ein Mittelfeld mit einem Deutschlandumsatz zwischen 440 und 682 Millionen Euro, bestehend aus Accenture, Capgemini, EDS, Atos Origin und CSC. Etwas weniger Gewicht bringen LogicaCMG, Unisys Deutschland und Fujitsu Services/TDS auf die Waage.
Management-Beratung
Der Markt für klassische Management-Beratung (ohne IT-Beratung und IT-Services) ist nach Zahlen des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU) 2006 um elf Prozent auf elf Milliarden Euro gewachsen. Von insgesamt 14.000 Anbietern verbuchen die 25 größten 32 Prozent des Marktes für sich. Allein 24 Prozent des Branchen-Umsatzes entfallen auf die Top Ten (2005: 26 Prozent).
Die Top 25 erreichten 2006 mit 8,8 Prozent eine durchschnittliche Zuwachsrate, die unterhalb jener der Gesamt-Branche liegt. Für das laufende Jahr erwarten sie einen Zuwachs von zehn Prozent. 339 Millionen Euro Umsatz machten die Management-Berater mit Auslandskunden, was einer durchschnittlichen Exportquote am Gesamtumsatz von fast einem Drittel entspricht.
Die Zahl der Mitarbeiter in den 25 Unternehmen stieg im Schnitt um 6,7 Prozent auf 13.400. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Umsatz erhöhte sich von 258.000 Euro auf 263.000 Euro.
Branchenführer McKinsey Deutschland erhöhte seinen Inlandsumsatz um 40 Millionen Euro auf 600 Millionen Euro. Es folgt Roland Berger Strategy Consultants, an deren Fersen sich allerdings immer mehr die Boston Consulting Group heftet. Wie eh und je dominieren die etablierten internationalen Häuser das Ranking.
Neu platziert ist mit einem Umsatz von 209 Millionen Euro auf dem sechsten Rang wie erwähnt die Bearing Point GmbH, die nicht mehr als IT-Dienstleister gewertet wird. Das auf Banken-Beratung spezialisierte Haus zeb/rolfes.schierenberg.associates veröffentlichte erstmals Geschäftszahlen und stieg auf Rang 14 ein (Inlandsumsatz: 69,5 Millionen Euro).