ITIL 3 verzahnt IT-Services enger mit Business-Prozessen. Das glaubt über die Hälfte der Anwender des Regelwerks. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des IT-Beratungsunternehmens Exagon aus Kerpen-Sindorf unter mehr als 200 ITIL-Nutzern. Demnach steigt die Akzeptanz von ITIL 3. Während vor einem Jahr nur 43 Prozent der Auffassung waren, das Ziel mit der dritten Version des Frameworks zu erreichen, sind es heute 55 Prozent.
Dazu kommen weitere 29 Prozent, die sich verhalten optimistisch zeigen. Die Zahl der IT-Verantwortlichen, die skeptisch sind oder ITIL 3 noch nicht einschätzen können, halbierte sich fast im Vergleich zu 2008. Sie ging von 34 Prozent auf 16 Prozent zurück.
Immer mehr Anwender erachten es zudem für nötig, IT-Prozesse stärker auf Geschäftsanforderungen auszurichten. Fast drei Viertel halten das für erforderlich. Vor einem Jahr sahen das nur 64 Prozent so. Nur vier Prozent verzichten aktuell noch im IT Service Management auf einen direkten Bezug zu den Business-Bedingungen.
Einen positiven Trend zeigt sich auch beim Lifecycle-Modell der dritten Version. Es beschreibt den Lebenszyklus der IT-Services von der Modellierung über die Implementierung und den Betrieb bis zur Optimierung. Laut Umfrage gehen neun von zehn IT-Verantwortlichen davon aus, dass sich das Modell positiv auf ihre Praxis auswirkt.
Exagon warnt aber vor Fehleinschätzungen des Lifecycle-Konzepts. Prinzipiell kann es Projekte einfacher umsetzen und die IT besser auf das Business ausrichten. Möglich ist außerdem eine flexiblere Abbildung von Unternehmensveränderungen im IT Service Management. Das ist aber nur die Theorie.
ITIL V3: Schwächen beim Lifecycle-Management
Denn in der Praxis helfen diese Ziele von ITIL 3 dem Anwender häufig nicht. Dafür ist das Regelwerk zu inkonsistent. Vor allem gibt es keine konkreten Antworten darauf, wie Nutzer verschiedene Lifecycles integrieren können.
Lebenszyklen beeinflussen sich gegenseitig. Veränderungen an einem bleiben nicht ohne Konsequenzen für die anderen. Unterstützt zum Beispiel ein Software-Hersteller eine bestimmte Applikation nicht mehr, beschränkt sich der Handlungsbedarf des Anwenderunternehmens nicht nur auf die Software-Ebene. Denn die Probleme wirken sich auch auf andere Bereiche aus.
ITIL 3 lässt bei Fällen wie diesem zu viele Antworten vermissen, kritisiert Exagon. Außerdem sind manche Teile des Regelwerks widersprüchlich. Der Lifecycle-Ansatz an sich ist richtig, aber der Weg dorthin weist Schwächen auf, so Exagon.