Das Problem beginnt an der Wurzel: Wegen des steigenden Wettbewerbs und sinkender Margen müssten Bankprodukte immer genauer kalkuliert werden, so die Analysten. Damit das gelingt, ist das Vorliegen einheitlicher und widerspruchsfreier Daten und Methoden zur Bestimmung der Ertrags- und Risikokennzahlen notwendig.
Nach Lage der Dinge stellt es sich derzeit so dar, dass die wachsende Menge an betriebswirtschaftlichen Auswertungen kaum zu einer einzigen Risikokennzahl zusammengefasst werden kann. Zwar arbeiten 78 Prozent der Banken mit aufsichtsrechtlichen Kenndaten, aber moderne risikoadjustierte Ertragskennzahlen wie beispielsweise RoRAC (Return on riskadjusted capital) nutzt bislang erst jede Zweite. Dabei hängt der Einsatz stark von der Unternehmensgröße ab: Große Institute weisen einen Durchdringungsgrad von 86 Prozent auf, kleine von nur 25 Prozent.
Nach Beobachtung von Steria Mummert fehlt es grundsätzlich an der entsprechenden Qualität, Konsistenz und Vollständigkeit der Daten, so dass pauschalisierte Bewertungen abgegeben werden, weil einzelne Kenngrößen nur bedingt in die Planung einfließen.
Ein weiterer Punkt: Erst vier von zehn Banken (39 Prozent) haben ein einheitliches Berichtswesen aufgebaut. Immerhin planen weitere 22 Prozent, ein solches zu implementieren. Bisher sind Rechnungswesen und Risiko-Management in der internen Steuerung meist nicht miteinander verknüpft.
Hintergrund ist die schlechte IT-Ausstattung der Kreditinstitute. Die Analysten haben keine einzige Bank gefunden, die über ein vollautomatisches, unternehmensweites Reporting-System verfügt. 71 Prozent haben wenigstens halbautomatische Systeme. Die restlichen 29 Prozent sitzen über diversen individuellen Tabellenprogrammen.
Compliance nicht als Last sehen, sondern als Chance
Das dürfte sich auch so schnell nicht ändern. Die Autoren der Studie sind sich bewusst, dass die Entscheidung für Investitionen derzeit nicht einfach ist: Systemseitig hat sich noch kein Marktstandard zur Erfüllung aller Komponenten einer Banksteuerung durchgesetzt. Und die derzeitigen Angebote vermögen die Studienteilnehmer nicht zu überzeugen. 63 Prozent seien nicht nur zu teuer und zu aufwändig, sondern ließen auch noch beim Funktionsumfang zu wünschen übrig. 25 Prozent zeigen Schwächen in der Architektur.
Dennoch sollten die Unternehmen nach Auffassung von Steria Mummert nicht zu lange warten. Sie sind davon überzeugt, dass eine aufgerüstete Bankensteuerung neue Geschäftspotenziale erschließen und außerdem Kosten senken wird.
Die Analysten schließen sich der Haltung an, wonach aufsichtsrechtliche Bestimmungen nicht als lästige Bürokratie, sondern als Chance zu mehr Qualität bei Daten, Prozessen und Steuerungssystemen begriffen werden. Immerhin haben in der Studie auch 86 Prozent der Entscheider aus dem Kreditwesen erklärt, gesetzliche Vorgaben im Risiko-Management seien die entscheidende Kraft für Innovationen. Dann dürfte der von den Analysten geforderte Aufbruch in eine moderne wettbewerbsfähige Banksteuerung ja nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Steria Mummert spricht folgende Empfehlungen aus:
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Aufbau eines konsistenten Datenbestandes/Herstellung einer hohen Datenqualität
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Herstellung von Methodenkonsistenz zwischen den wesentlichen Risikoarten
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Umsetzung einer Risikotragfähigkeitskonzeption (wertorientiert und/oder periodenorientiert
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Aufbau einer risikoadjustierten Ertragssteuerung
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Aufbau eines gesamtbankweiten Portfoliomodells
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Aufbau eines integrierten Kennzahlensystems und
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Aufbau eines flexiblen Reporting-Systems/Führungs-Cockpits/ Management-Informationssystems.
Für den "Kompass Banksteuerung 2007" hat Steria Mummert Consulting die Top 100 Banken in Deutschland und die Top 15 Banken in Österreich befragt.