Kurz vor dem offiziellen Verkaufsstart von Windows 7 haben die Marktforscher von Gartner einige Ratschläge veröffentlicht, die sie IT-Entscheidern für den Umstieg ans Herz legen. Zwischen den Zeilen kommt dabei zum Vorschein, dass CIOs, die auf das viel gescholtene Vista umgestiegen sind, mit Blick auf eine anstehende Migration zu Windows 7 doch nicht alles falsch gemacht haben.
Windows 7, das ab 22. Oktober in Verkauf ist, bringt keine völlig neue Architektur mit sich. "Es ist eher ein deutlich verbessertes Vista", betonte Michael Silver von Gartner in einem übers Internet ausgestrahlten Kurz-Seminar. Das heißt: Wer seine Firmenanwendungen schon auf Vista getestet hat, müsste sie auch unter Windows 7 zum Laufen bringen. Wer nicht mit Vista gearbeitet hat, der könnte laut Silver dagegen Probleme bekommen.
Der IT-Experte von Gartner verbindet damit keinesfalls die Empfehlung, jetzt noch überstürzt Vista einzuführen. Eher sollten IT-Verantwortliche genügend Zeit anberaumen, um den Umstieg auf Windows 7 vorzubereiten. Dabei sind einige Zeitvorgaben zu berücksichtigen. Microsoft beendet den XP-Support Michael Silver zufolge im Frühjahr 2014. "Allerdings werden die Anbieter von Anwendungen ihre Unterstützung für Programme unter Windows XP vermutlich schon 2012 beenden", warnt er.
Mit Blick auf den auslaufenden XP-Support berichtete Silvers Kollege Steve Kleynhans, dass viele Unternehmen mit dem "Lebenszyklus-Modell von Microsoft" nicht vertraut seien. "Das wundert mich immer wieder", sagte er. Gerade dass Anbieter von Zusatzanwendungen den Support in der Regel früher auslaufen ließen als Microsoft, sei mittlerweile Usus.
Wer nach April 2014 den Absprung von XP noch nicht geschafft habe, werde für weiteren Support viel Geld nach Redmond überweisen müssen, so Silver. Auf jeden Fall sollten CIOs sich bei den Anbietern von Anwendungen erkundigen, ob sie ihre Programme auch unter Windows 7 weiter unterstützen.
Erfahrung mit Windows Vista zahlt sich beim Umstieg auf Windows 7 auch in barer Münze aus, wie Gartner errechnet hat. Für alle gelte: "Das ist kein billiges Projekt". Doch vor allem Firmen, die jetzt mit Windows 2000 oder XP arbeiten, blühen höhere Ausgaben, um Anwendungen zu testen und nötigenfalls zu ersetzen. Nach Berechnungen von Gartner kostet der Umstieg von XP auf Windows 7 je Anwender zwischen 1.035 und 1.930 US-Dollar. Wer von Vista kommt, fährt mit 339 bis 510 US-Dollar je Nutzer deutlich günstiger.
Vorbereitung für Migration auf Windows 7 dauert länger als ein Jahr
Nur einen kleinen Teil an diesem Gesamtkosten machen die Ausgaben aus, um die Mitarbeiter mit dem neuen Betriebssystem vertraut zu machen. Gartner misst sie an der Zeit, die Angestellte in Schulungen verbringen müssen. Dieser Kostenfaktor schlage nicht wirklich hart zu Buche, meint Silver.
Entscheidend für einen gelungenen Umstieg auf Windows 7 sei eine Vorbereitungs- und Testphase von zwölf bis 18 Monaten Dauer, meint Kleynhans. Schneller werde die Migration nicht zu schaffen sein, so Kleynhans mit Blick auf die Erfahrung von Anwenderunternehmen. "Wer jetzt anfängt, wird Windows 7 nicht vor 2011 ausrollen können", sagte der Berater.
Nicht auf Service Pack 1 warten
Auf Service Pack 1 (SP1) zu warten, bevor man Anwendungen unter Windows 7 teste, müsse man nicht, beteuerte Kleynhans. "Fangen Sie jetzt an mit Test- und Implementierungsprozessen", appellierte er. Bis es so weit sei, den Rollout zu starten, werde es dann höchstwahrscheinlich das SP1 geben.
Entscheidung für 64bit-Modus unumkehrbar
Gedanken machen sollten sich IT-Entscheider Steve Kleynhans zufolge, ob sie die 32- oder die 64bit-Version von Windows 7 einsetzen wollten. Bisher arbeite nur ein einstelliger Prozentsatz der Unternehmen mit dem 64bit-Modus von Microsofts Betriebssystem.
Wie bei Vista werde man auch bei Windows 7 die Wahl haben. Kleynhans: "Denken Sie daran: Wenn Sie sich einmal entschieden haben, können Sie nicht mehr umschwenken." Der 64bit-Modus biete unter anderem Zugang zu mehr Speicher. Außerdem gebe es zum Beispiel für Videobearbeitung oder Konstruktion Anwendungen im 64bit-Modus, die ein entsprechendes Betriebssystem erforderten.
Für die fernere Zukunft wagte Kleynhans den Ausblick, dass die Zahl der von einem bestimmten Betriebssystem unabhängigen Anwendungen wachse. Gleichzeitig gebe es immer mehr webbasierte Office-Anwendungen. Dadurch könnte auf lange Sicht die Dominanz von Windows abnehmen. Bis auf weiteres bleibe aber den meisten IT-Managern nichts anderes übrig, als sich mit Microsoft zu arrangieren.