Laut Gartner avancieren CIOs zu den Nomaden unter den Managern. Wie die Analysten unlängst feststellten, wechselt rund ein Fünftel der IT-Manager in US-Unternehmen innerhalb eines Jahres ihren Arbeitgeber. Offensichtlich hängt das nicht mit der amerikanischen Hire-and Fire-Mentaliät zusammen, denn auch hierzulande lässt sich diese Tendenz beobachten: "In meinem Umfeld habe ich sogar den Eindruck, dass sich diese Zyklen noch weiter verkürzen", bestätigte Dietmar Lummitsch, CIO beim TÜV Süddeutschland in der Executive-Lounge auf der Systems . Thema der gut besuchten Abschlussveranstaltung am Freitag war die These "IT-Arbeitsmarkt Deutschland: Stagnation auf den unteren Hierarchie-Stufen, Wirbel an der Spitze", über die Lummitsch mit Michael Neumann, Personalberater von Nexecute, und Achim Grögeder, IT Leiter bei EWT, debattierte.
Dabei waren sich alle drei in einem Punkt einig: Unternehmen, die ihre CIOs anstellen und entlassen wie Bundesligavereine ihre Trainer schaden in erster Linie sich selbst. Dass diese Praxis dennoch zunimmt, deutet darauf hin, dass es mehr ein Lippenbekenntnis als die tatsächliche Überzeugung von Unternehmern ist, sich auch auf der Vorstandsebene um eine mittel- bis langfristige IT-Strategie bemühen zu wollen. Damit einher geht das (noch immer fehlende) Bewusstsein, dass die Technologie selbst ein strategischer, weil wettbewerbsentscheidender, Faktor sei. Der häufig gewählte Ausweg, einen CIO als Manager auf Zeit einzusetzen, kann sich schon während dessen Arbeit als Fehler herausstellen. Denn dieser werde sich lediglich um einzelne Projekte kümmern können. Von einer IT-Strategie zum Wohle des Unternehmens kann dabei nicht die Rede sein.
Hinzu komme, so die Diskutanten auf dem Podium, dass die Unternehmen sich auf Dauer ins eigene Fleisch schnitten, wenn sie Menschen ziehen lassen, die sowohl Einblick in die Geschäftsprozesse haben als auch mit der IT-Infrastruktur und den Anwendungen vertraut sind. Das sei ein klarer Fall von Wissensverlust, meint auch Lummitsch, der sich seinerseits bemüht hat, trotz der Krise so wenige Leute (=Know-How) wie möglich aus seiner Abteilung ziehen zu lassen.
Angesichts des anhaltenden Wirrwarrs innerhalb der Unternehmens-IT sowie der immensen Kosten, die Systeme verursachen, scheint es manchem CEO verlockend, den IT-Verantwortlichen vor die Tür zu setzen. Damit signalisiert er, den Sündenbock gefunden und abgestraft zu haben. Doch eine dauerhafte Lösung für die immer drängender werdenden Probleme wird dies nicht sein. Nicht zuletzt, weil die Suche nach einem neuen CIO zeit- und kostenintensiv ist. Personalberater Neumann warnt: "Es ist nach wie vor schwierig, gute Leute zu finden," erklärt er. "Ein guter CIO muss Kompetenzen aus zwei Bereichen mitbringen, er muss sich sowohl in den strategischen als auch den technischen Belangen eines Unternehmens auskennen." Und solche Leute gibt es nun mal nicht wie Sand am Meer.