Übernahmefantasie

Unicredit steigt in großem Stil bei der Commerzbank ein

11.09.2024
Der Einstieg der italienischen Großbank Unicredit bei der Commerzbank befeuert Spekulationen über eine Übernahme des deutschen Rivalen.
Der Bund verkaufte knapp 4,5 Prozent der Commerzbank an die Unicredit.
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Die Italiener schlugen zum einen bei dem vor einer Woche angekündigten Verkauf von Aktien durch den Bund zu. Zum anderen kauften sie Anteile am Markt. In Summe halten die Italiener jetzt rund neun Prozent der Commerzbank-Aktien. Die Bank ließ offen, ob sie weiter aufstocken will. Um hier aber flexibel entscheiden zu können, will sie sich bei den Aufsehern die Genehmigung holen, den Anteil auch auf mehr als 9,9 Prozent aufstocken zu können. Die Commerzbank-Aktie stieg kurz nach dem Handelsstart um rund 15 Prozent auf 14,47 Euro.

Rund die Hälfte des 9-prozentigen Pakets erwarb die Unicredit vom deutschen Staat. Der Bund verkaufte im Rahmen des vor einer Woche angekündigten Teilausstiegs knapp 4,5 Prozent im Paket an die Italiener. Diese waren bereit, mehr zu zahlen, als die Papiere am Dienstagabend an der Börse wert gewesen waren, wie die Finanzagentur am Mittwochmorgen in Frankfurt mitteilte. Alle vom Bund offerierten Aktien seien "infolge einer deutlichen Überbietung aller übrigen Angebote innerhalb des Bookbuilding-Verfahrens" an die Unicredit zugeteilt worden.

Bund bleibt größter Anteilseigner der Commerzbank

Der Zuteilungspreis von 13,20 Euro je Aktie liegt 60 Cent oder knapp fünf Prozent über Xetra-Schluss vom Dienstag. Üblich sind bei solchen Platzierungen Abschläge. Der Bund nahm durch den Verkauf der gut 53 Millionen Aktien etwas mehr als 700 Millionen Euro ein. Der Anteil des Staats sinkt damit auf 12 Prozent, womit der Bund vorerst der größte Anteilseigner der seit der Finanzkrise teilverstaatlichten Commerzbank bleibt.

Mit einem Anteil von neun Prozent ist die Unicredit nun der zweitgrößte Aktionär. Die Unicredit hatte bereits vor knapp 20 Jahren im deutschen Bankenmarkt zugeschlagen. 2005 kaufte sie die deutsche Hypovereinsbank für rund 15 Milliarden Euro und ist seitdem stark im deutschen Privatkundenmarkt vertreten, auch wenn sie die Zahl der Mitarbeiter und Filialen seit der Übernahme deutlich abgebaut hat.

Die Unicredit und die Commerzbank gehörten in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 und in der EU-Schuldenkrise Anfang des vergangenen Jahrzehnts zu den größten Verlierern am Aktienmarkt. Die Aktienkurse beider Institute waren zeitweise um mehr als 90 Prozent gefallen. Inzwischen hat sich die Lage für beide Häuser unter anderem wegen der zuletzt wieder deutlich höheren Zinsen massiv verbessert. Bei der Unicredit fiel die Erholung allerdings deutlich stärker aus.

Der Kurs der Unicredit-Aktie zog seit dem Rekordtief im Frühjahr 2020, als der Kurs im Corona-Crash bis auf fast sechs Euro gefallen war, um rund 500 Prozent an. Die Bank ist inzwischen wieder fast 60 Milliarden Euro wert und könnte sich damit eine Übernahme der Commerzbank leisten. Die Marktkapitalisierung der deutschen Bank zog seit März 2020 zwar auch um 350 Prozent an - liegt aber mit knapp 15 Milliarden Euro lediglich bei rund einem Viertel des Unicredit-Börsenwerts.

Die Aktien der Unicredit gerieten am Mittwoch zunächst moderat unter Druck. Das Geldhaus betonte indes, dass der Kauf der Commerzbank-Beteiligung nichts an der Ausschüttungspolitik an die eigenen Aktionäre ändern werde. (dpa/rs)