Egal ob unter dem Titel Universal-App oder Hybrid-App, das Prinzip hinter den universellen Anwendungen ändert sich nicht. Einmal gekauft, sind die Apps auf allen iOS-Geräten, das heißt iPhone (inklusive iPhone 4), iPod touch und iPad, sofort und direkt angepasst lauffähig. Der Unterschied zu emulierten iPhone-Anwendungen fällt besonders Besitzern eines iPads auf: Anstatt eine auf das iPad um den bloßen Faktor zwei vergrößerte iPhone-Version vorgesetzt zu kriegen, bekommen sie ein auf das iPad zugeschnittenes Programm zu sehen - mitsamt allen Anpassungen an die Größenverhältnisse des iPads.
Im App Store sind die Hybrid-Apps leicht zu erkennen. Alle Anwendungen für iPhone, iPod touch und iPad sind mit einem kleinen Plus markiert. Außerdem wird die App bei jeder Suche zweifach gefunden, da sie jeweils unter den Programmen für iPhone und iPad verortet ist. Zu jeder Anwendung sind auch getrennte Screenshots für beide Plattformen verfügbar, so dass Sie sich gleich beide Versionen ansehen können, ohne die Katze im Sack zu kaufen.
Bereits viele solcher Universal-Apps haben den Weg in den App Store gefunden. Zum einen rüsten iPhone-Entwickler ihre Apps nachträglich auf und bieten ihren Käufern den zusätzlichen iPad-Modus als kostenloses Update an - Beispiel Atomic Web Browser. Zum anderen gehen einige App-Entwickler für native iPad-Anwendungen den umgekehrten Weg und machen ihre Programme auch mit dem iPhone und iPod touch kompatibel. Im Artikel stellen wir Ihnen eine Reihe von Universal-App vor, die besonders Besitzern eines iPads oder iPhones den Doppelkauf ersparen.
Atomic Web Browser
Der Atomic Web Browser gehörte zu den ersten Universal-Apps für iPhone, iPod touch und iPad. Fast zeitgleich zum Verkaufsstart des Tablets erschien das Update, das die native Unterstützung für das iPad hinzufügte. Die Safari-Alternative setzt sich vor allem durch seinen Bedienkomfort von der iPad- und iPhone-Standardsoftware ab. Anders als Safari bietet der Atomic Web Browser eine praktische Tab-Leiste für den schnellen Wechsel zwischen verschiedenen Internetseiten, was besonders bei einem im Querformat gehaltenen iPad eine deutliche Erleichterung ist.
Besonders praktisch ist die Gestensteuerung umgesetzt: Mit "MultiTouch" lässt sich der Browser mit zwei und drei gleichzeitig auf dem Touchscreen tippenden Fingern steuern. Ansonsten bietet der Atomic Web Browser einen Fullscreen-Modus, die Möglichkeit Internetseiten lokal abzuspeichern, einen Ad-Blocker sowie eine Option den User Agent des Browsers manuell einzustellen. Unentschlossenen Käufern steht eine kostenlose Lite-Version zur Verfügung, die jedoch nicht den kompletten Funktionsumfang der Vollversion aufweisen kann.
IM+
Der IM+ vereint fast sämtliche Instant Messenger wie Skype, Yahoo oder MSN in sich. Mit bis zu 10 Account kann man gleichzeitig online sein, Push-Meldungen informieren selbst dann über neue Nachrichten, wenn die App geschlossen. Zum Funktionsumfang zählen Sprach- und Videonachrichten sowie ein integrierter Browser mit dem empfangene Links geöffnet werden können.
Neben der kostenpflichtigen Ausgabe gibt es auch eine kostenlose Lite-Variante. Bei dieser wurde die Skype-Unterstützung entfernt und Werbung hinzugefügt. Die Benutzeroberfläche von IM+ zeigt sich hoch anpassbar. Nicht nur die Bildschirmhintergründe können mit Fotos aus der eigenen Bildergalerie individualisiert werden, auch die Klänge jeder ausgelösten Aktion lassen sich einstellen. Als In-App Purchase kann die Sprachsteuerung hinzugekauft werden.
Internet Radio Box
Die Universal-App Internet Radio Box bietet den direkten Zugang auf über 40.000 Internetradios aus den Senderverzeichnissen von RadioDeck, SHOUTcast Radio und dem Icecast Directory. Um der Senderflut Herr zu werden, bieten sich die diversen Sortierfunktionen an, wie etwa die gezielte Suche nach Musikrichtungen oder allen Sendern eines bestimmten Landes.
Wie von einer guten Radio-App zu erwarten, unterstützt auch die Internet Radio Box das Abspielen von Musik im Hintergrund - sofern mindestens iOS 4 installiert ist. Bei der Bedienung macht die iPhone-Ausgabe einen merklich schlankeren Eindruck, was wohl dem Urspung der Software als reine iPhone-App geschuldet ist. Nichtsdestotrotz lässt sich auch gut durch die iPad-Version navigieren. Gerade bei langen Senderlisten macht sich auch hier wieder die große Bildschirmdiagonale des iPads bezahlt.
iSSH
iSSH bietet für alle iOS-Geräte eine praktische Tool-Sammlung an, mittels derer sich kompatible Geräte - wie etwa Server - fernsteuern lassen. So können nicht nur Befehle über SSH abgesetzt werden, auch Telnet wird von der Universal-App unterstützt. Sämtliche Konsolenbefehle funktionieren sowohl im Mobilfunknetz als auch über WLAN und können somit auch von unterwegs aus durchgeführt werden. Durch Multitasking bleibt die Verbindung ab iOS 4 bis zu zehn Minuten im Hintergrund geöffnet.
Damit die Funktionalität von iSSH jedoch noch nicht erschöpft: Neben seinen Fernsteuerungsfunktionen werden auch X11- und VNC-Verbindungen möglich.
OffMaps
Im Ausland ist Daten-Roaming sehr kostspielig. Mit einem iPad ohne 3G-Modul wird einem die Wahl der mobilen Datennutzung gleich komplett abgenommen. Daher speichert OffMaps das Kartenmaterial des freien Kartendienstes OpenStreetMap zur Offline-Nutzung lokal auf dem Gerät.
Als Universal-App kann OffMaps mit jeweils angepasster Bedienoberfläche auf dem iPhone und dem iPad ausgeführt werden - ohne Zusatzkosten für eine separate Version. Zusätzlich zum Kartenmaterial bietet OffMaps eigene Reiseführer für eine Vielzahl von Städten auf der ganzen Welt an, die alle direkt in die Anwendung integriert sind und sich durchsuchen lassen. Diese Ratgeber umfassen diverse Points-of-Interest, wie etwa Restaurants, Sehenswürdigkeiten oder Krankenhäuser.
ToDo Map HD
Die ToDo Map HD ist kein Kalender oder eine Aufgabenverwaltung im klassischen Sinne. ToDo Map HD ist vielmehr ein Programm, das verschiedenen Aufgaben eine unterschiedliche Priorität zuweist und dabei mit der Größenverteilung, Platzierung und Einfärbung der Aufgabe spielt. Dabei gilt: Je größer ein Block, desto wichtiger die Aufgabe.
Die Farbe gibt an, ob es sich um einen privaten oder einen dienstlichen Termin handelt, Projektarbeit ist, oder schlicht eine Rechnung gezahlt werden muss. Bei der Ordnung der Aufgaben im Kopf kann ToDo Map HD also eine große Hilfe sein, auch wenn die App eher als Ergänzung denn als Ersatz eines Kalenders zu sehen ist.
Xmarks
Mit der Universal-App Xmarks für iPhone und iPad, können auf dem PC gespeicherte Lesezeichen nun auch unterwegs auf den iOS-Geräten eingesehen und aufgerufen werden. Besonders praktisch ist die Funktion, geöffnete Tabs auch mobil nutzen zu können. Voraussetzung des Ganzen ist jedoch ein kostenloser Xmarks-Account und die Einrichtung des Kontos auf dem Browser, der als Synchronisationsquelle dienen soll. Wünschenswert wäre die Möglichkeit, auf dem iPad neue Lesezeichen anzulegen, die auch den Weg in die Xmarks-Datenbank finden würden.
Wolfram Alpha
WolframAlpha ist eine besonders auf der Verarbeitung und Kombination von Fakten basierende Suchmaschine. Selbst komplizierte Fragestellungen und Berechnungen können an den Dienst gestellt werden und sollen von der im Hintergrund arbeitenden Logik erkannt werden.
Besonders Vergleiche von auf dem ersten Blick absurd wirkenden Parametern sind eine Stärke der App. Aber auch mathematische Funktionen, Ableitungen und Graphenzeichnungen lassen sich mit der Hybrid-App bewerkstelligen. Während die iPhone-Version von Wolfram Alpha auf einen möglich geringen Platzverbrauch optimiert ist, schöpft die iPad-Version speziell in der Horizontalen aus dem Vollen und zeigt auf der linken Seite eine mitlaufende Leiste mit Beispielen, dem Suchverlauf und Favoriten an.
PlainText
PlainText bietet die unkomplizierte und schnelle Synchronisation von Notizen unter iOS an. Hierfür bedient sich PlainText dem Cloud-Hoster Dropbox, der als Plattform für alle Übertragungen dient. Dabei legt die App einen eigenen Ordner im Dropbox-Verzeichnis an, in dem alle gesicherten Notizen als einfache TXT-Dateien abgelegt werden.
Diese Textdateien können so auch problemlos am PC gelesen und editiert werden. PlainText ist eine Universal-App und funktioniert als solche auf allen iOS-Geräten wie iPhone und iPod touch. Gerade auf dem iPad profitiert die Anwendung von den größeren Platzverhältnissen und dem horizontalen Modus. Daneben ist fällt das eigentliche Tippen mithilfe der größeren iPad-Tastatur bedeutend leichter.
Neu: ADAC Maps
ADAC-Mitglieder erhalten kostenlosen Zugang zur offiziellen App des Autoclubs: ADAC Maps. Die Verifikation geschieht über die Mitgliedsnummer und ist nur einmalig erforderlich. ADAC Maps bietet Informationen Rund um den Straßenverkehr. Hierzu zählen aktuelle Verkehrsinformationen, Routenplaner, Wetterprognosen sowie Vorschläge für Sehenswürdigkeiten. Auch Details über Geschäfte mit ADAC-Sonderkonditionen sind integriert.
Gerade auf dem iPhone bietet es sich also an, noch vor der Urlaubsabreise schnell Stauinformationen einzuholen oder in einer fremden Stadt ein vom Club empfohlenes Restaurant aufzusuchen. Leider wird für all diese Dienste eine beständige Datenverbindung benötigt, was gerade auf dem iPad ohne integriertes 3G-Modul problematisch ist. So bleibt die Möglichkeit das iPad als Reiseführer zu benutzen eine vertane Chance - zumindest solange man sich nicht mit Kniffen wie MyWi oder dem persönlichen Hotspot ab iOS 4.3 behelfen kann.
Neu: Instapaper
Instapaper ist ein weiteres Beispiel einer hervorragend angepassten App für iPhone und iPad. Der Lesezeichendienst sammelt Artikel aus dem Browser und einer Vielzahl kompatibler Apps, die sich dann in aufbereiteter Form auf iPhone und iPad lesen lassen. Ruft man eines der Lesezeichen auf, so werden ablenkende Elemente wie Werbung, Banner und das Seitenlayout geschickt entfernt, sodass nur noch der blanke Text übrig bleibt, wovon speziell das iPhone mit seinem begrenzten Platzangebot profitiert.
Noch besser funktioniert Instapaper auf dem iPad: Sobald ein Artikel aufgerufen wird fällt die gelungene Darstellung auf. Dank der standardmäßigen Serifenschrift stellt sich das Gefühl einer gedruckten Zeitung ein, die verwendete Hintergrundtextur verstärkt diesen Eindruck noch zusätzlich. Über diverse Einstellungsmöglichkeiten können Schriftart, -größe und -abstand sowie die Bildschirmhelligkeit an die persönlichen Vorlieben angepasst werden. Auch ein sinnvoller Nachtmodus ist integriert und invertiert alle Farben für eine geringere Blendwirkung bei Dunkelheit.
Auch offline ist Instapaper sehr gut zu gebrauchen. Die App ist nicht auf eine dauerhafte Datenverbindung angewiesen, sondern lädt ganze Artikel bei Netzkontakt im Vorraus, was insbesondere mit einem Wifi-iPad sinn ergibt. Ganze Artikelseiten lassen sich so morgens zum späteren Lesen sichern, egal ob auf dem Weg zur Arbeit oder im Büro. Wie von einer guten Synchronisation zu erwarten, finden verschobene, gelöscht oder sonstwie veränderte Lesezeichen beim nächsten Netzkontakt Offline gelöschte Lesezeichen finden beim nächsten Netzkontakt erneut den Weg zurück zum Instapaper-Dienst
Neu: NAVIGON MobileNavigator
Der NAVIGON MobileNavigator ist ein Musterbeispiel dafür, wie ein Hersteller seine hochpreisige Anwendung auch nachträglich noch für das iPad anpassen kann. Alle Versionen, egal ob Navigon Europa, DACH EU-10 oder Select, sind mittlerweile als Universal-App im Store angekommen - und werden auch weiter mit frischen Updates versorgt.
Bei seiner Kernaufgabe, der Navigation, macht die Navigon-App alles richtig: Zielführung und Darstellung sind vorbildlich. Während der iPhone-Screen im Vergleich zu heutigen PNVs eher klein wirkt, ist die Kartendarstellung auf dem iPad hervorragend. Die Präsentation erstreckt sich über den gesamten Bildschirm, einzelne Menüpunkte sind groß genug und können selbst von Grobmotorikern mit Leichtigkeit getroffen werden. Dafür fallen bei iPhone und iPad leicht Schwächen im GPS-Empfang auf. Hier sind dedizierte Geräte spürbar sensibler.
Das Universal-App-Konzept macht sich hier vor allem beim Kauf der zahlreichen Zusatzpakete bezahlt: Anstatt für jedes Gerät separate Lizenzen für Panorame View 3D, Navigon Trafic Live oder diverse Restaurantführer kaufen zu müssen, genügt es vollkommen die bereits erworbenen Pakete auf beiden Geräten zu aktivieren. (fho)
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation TecChannel.