Frau Lüneburg, Ihr Unternehmen ist spezialisiert auf Arbeitsmedizin, -sicherheit und Gesundheitsmanagement. Was hat sich durch Corona verändert?
Ulrike Lüneburg: Die Bedeutung von Gesundheit und insbesondere Prävention ist in den letzten Monaten - bedingt durch Corona - enorm gestiegen. Viele Unternehmen werden weiter ihr Risikomanagement beziehungsweise ihre Hygiene-Konzepte optimieren wollen, darin werden wir vermehrt beraten. Darüber hinaus ist die Nachfrage nach digitalen Angeboten im Arbeits- und Gesundheitsschutz stark angestiegen. Die Umstellung von analog auf digital betrifft zum Beispiel den Arbeitsschutzausschuss, Telefonberatung, Kundeninformation, Webinare oder E-Learning. Diese Angebote bauen wir weiter aus.
Wie hat sich im Zuge von Corona das Arbeiten in Ihrem Unternehmen verändert?
Lüneburg: Wir haben recht schnell gelernt, uns auf wesentliche Aspekte zu konzentrieren. Zum einen war es wichtig, trotz aller Unsicherheit, die die Pandemie mit sich bringt, den Mitarbeitenden Sicherheit, Halt und Orientierung zu geben. Um den Informationsfluss sicher zu stellen, haben wir zügig ein fach- und hierarchieübergreifendes Krisen- und Kommunikationsteam zusammengestellt und täglich im Rahmen einer Telefonkonferenz gemeinsam überlegt, welche Schritte zu tun sind.
Diese Zusammenarbeit hat uns zusammengeschweißt. Und sie hat mir auch nochmal bewusst gemacht, welch hohen Stellenwert Diversität hat, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen oder Ideen zu entwickeln, wie wir unsere Kunden mit neuen oder abgewandelten Ideen bedienen können."
Wo ist der Sinn meiner Arbeit?
In welche Themen möchten Sie mehr investieren?
Lüneburg: "Die Krise hat die Digitalisierung extrem beschleunigt. Auch durch die Verlagerung auf mobiles Arbeiten, Austausch über Videokonferenzen und die Verstärkung digitaler Kunden-Angebote wurde deutlich, dass funktionierende Kommunikationswege das A & O sind. Die technologischen Entwicklungen bieten eine Chance, die Effizienz zu steigern, Fixkosten zu senken und gleichzeitig die Flexibilität und Innovationskraft zu fördern. Insofern werden wir dort verstärkt investieren."
Was wünschen Sie sich für das Thema Arbeit 4.0?
Lüneburg: "Die Arbeitswelt war ja schon vor Corona stark im Wandel. Digitalisierung und Nachhaltigkeit bekommen einen viel größeren Stellenwert als noch vor einigen Jahren. Ich wünsche mir, dass dieser Entwicklungsschritt weiter vorangebracht wird, hin zu substanziellen Fragen der Zukunft der Arbeit: Was ist meine Rolle in der Arbeitswelt, wo ist der Sinn meiner Arbeit, was macht gute Arbeit aus und wie können wir sie nachhaltig gestalten. Wenn der Wille zur Weiterentwicklung und Sinnorientierung größer ist als die Sehnsucht nach Wiederherstellung des Zustandes vor Corona, sind wir auf einem guten Weg.
Auch das Thema Gesundheit wird in der Welt 4.0 einen neuen Kontext bekommen. Arbeitgeber und Mitarbeitende haben bereits jetzt - auch bedingt durch Corona - die Bedeutung von Gesundheit und Prävention im allumfassend verstandenen Sinn - also physisch und psychisch - zunehmend 'auf dem Schirm'. In 4.0 wird die Bedeutung dieses Themas endgültig aus dem Schatten treten und den Raum für ein Verständnis von 'gesundem Erfolg' sowohl auf persönlicher Ebene als auch für Unternehmen öffnen. "