Trotz der Debatte um die Rückkehr in die Büros ist in vielen Unternehmen keine Homeoffice-Abkehr feststellbar. In 82 Prozent der Unternehmen der Informationswirtschaft arbeiten Beschäftigte mindestens einmal wöchentlich zu Hause, wie aus einer Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Im verarbeitenden Gewerbe, das stärker ortsgebunden ist, sind es 48 Prozent.
Der Anteil der Unternehmen, die ihren Beschäftigten mindestens einen Homeoffice-Tag pro Woche ermöglichen, verharrt damit nach Angaben von Studienleiter Daniel Erdsiek seit der Corona-Pandemie auf einem konstant hohen Niveau. Man sehe aktuell keine Anzeichen für eine Abkehr von solchen Angeboten, hieß es. In der Vorjahresstudie lag der Wert bei Unternehmen der Informationswirtschaft bei 80 Prozent, im verarbeitenden Gewerbe bei 45 Prozent
In den vergangenen Monaten hatte es eine Debatte über die Rückkehr vom Homeoffice ins Büro bei Unternehmen wie dem Softwarekonzern SAP oder der Deutschen Bank gegeben. Zuletzt hatte auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) - wieder einmal - ein "Recht auf Homeoffice" gefordert. Im Koalitionsvertrag der Ampel ist festgelegt, dass Arbeitnehmer - abhängig vom jeweiligen Beruf - ein Recht auf Homeoffice erhalten sollen. Umgesetzt ist das bisher nicht.
Homeoffice seit Pandemie etabliert
Die Studie zeigt auch, wie stark sich mobiles Arbeiten in den vergangenen Jahren etabliert hat: Vor der Corona-Krise betrug der Anteil der Unternehmen mit Homeoffice-Regelungen in der Informationswirtschaft - zu der die Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche, Mediendienstleister und wissensintensive Dienstleister zählen - lediglich 48 Prozent. Im verarbeitenden Gewerbe waren es demnach 24 Prozent.
"Mit Blick auf die nächsten zwei Jahre rechnen die Unternehmen auch nicht damit, Angebote mit mindestens einem Homeoffice-Tag pro Woche zurückzufahren", teilte Studeinleiter Erdsiek mit. Ganz im Gegenteil: Der Anteil an Unternehmen, die 2026 Homeoffice anbieten wollen, wird voraussichtlich weiter ansteigen - auf 88 Prozent in der Informationswirtschaft und 57 Prozent im verarbeitenden Gewerbe. Die Unternehmen rechen außerdem damit, dass der Anteil der Beschäftigten steigen wird, die solche Angebote nutzen wollen.
Homeoffice ist auch eine Frage der Firmengröße
Trotz Zunahme zeigt die Studie aber auch, dass die zumindest ein bestimmter Anteil an Bürotagen doch gewünscht ist: In der Informationswirtschaft erlauben aktuell zum Beispiel 22 Prozent der Firmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, an fünf Tagen pro Woche aus dem Homeoffice zu arbeiten. Vor der Pandemie waren es 12 Prozent. Außerdem zeigt sich, dass Unternehmen mit mehr Beschäftigten auch ein weitgehenderes Homeoffice-Angebot haben.
An der repräsentativen Befragung beteiligten sich im Juni etwa 1.200 deutsche Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes und der Informationswirtschaft. Gefragt wurde unter anderem nach dem Anteil der Beschäftigten im Homeoffice und den erwarteten Veränderungen der Homeoffice-Nutzung bis 2026. (dpa/rs/pma)