Wer meint, sein Nerd-Image mit Konversations-Kursen und Benimm-Büchern korrigieren zu müssen, irrt. Sogenannte Soft Skills sind bei ITlern weit weniger entscheidend als oft behauptet wird. Das erklären jedenfalls Professor Joachim Giesen von der Universität Jena und Axel Völker, Geschäftsführer des Beraters Data Assessment Solutions, Hannover. Sie haben unter 110 Entscheidern die "IT-Skills-Studie 2010" durchgeführt.
Fazit: Unternehmen suchen den IT-Fachmann, der gleichzeitig Projekt-Manager und Change-Manager ist. Giesen und Völker raten, sich eher breit aufzustellen, statt Fachwissen zu vertiefen.
Konkret: Die Autoren der Studie haben Beispiel-Profile von Bewerbern erstellt und den Studienteilnehmern zur Bewertung vorgelegt. Es ging um Branchen- und Fachwissen, Projekt-Management, Analyse und Modellierung, Software-Implementierung und Service-Management.
Die meisten Punkte sammelten die Beispiel-Bewerber mit Branchen- und Fachwissen. "Wer einen Job in der Versicherungs-IT anstrebt, könnte sich zum Beispiel mit Abläufen in der Schadensregulierung vertraut machen", so die Studien-Autoren. IT-Mitarbeiter sollten die Begriffe und Abläufe der jeweiligen Branche kennen, um mit den Fachbereichen kommunizieren zu können.
Fast ebenso hoch schätzen Entscheider den Punkt Projekt-Management ein. Das heißt: Bewerber sollen Kosten schätzen, Zeiten und Ressourcen planen und Maßnahmen zur Projekt-Durchführung steuern. "Projekt-Management-Skills erfordern eine direkte Kommunikation mit dem Auftraggeber - dem Fachbereich - und liegen damit genau an der Schnittstelle zwischen Business und IT", schreiben Giesen und Völker.
Bei Analyse und Modellierung geht es darum, dass ITler geschäftliche Anforderungen technisch umsetzen sollen. Wer das kann, agiert quasi als Übersetzer zwischen IT und Fachabteilungen. Das erfordert Skills in Prozess-Modellierung, objektorientierter Analyse, Anforderungs-Management, Requirements Engineering und ähnliches.
Service-Management für Unternehmen wenig interessant
Kenntnisse in Software-Implementierung allein - also ohne zusätzliche Business-Kompetenz - bringen wenig Punkte bei einer Bewerbung. Implementierer sollten lieber ihr Profil verbreitern als ihre Kernkompetenz vertiefen.
Service-Management, also Definition, Überwachung und Management von Service-Prozessen und Vereinbarungen zwischen Business und IT, ist laut der Studie nur für wenige Unternehmen interessant. "Ob ein Kandidat keine Kenntnisse im Bereich Service-Management hat oder ein Kenner dieser Materie ist, ist demnach praktisch egal", so Giesen und Völker.
Insgesamt sind Fähigkeiten, die Veränderungen von Unternehmens-IT unterstützen ("Change"), wichtiger als Kompetenzen für Umsetzung und Betrieb ("Run"). Die Autoren der IT-Skills-Studie fassen zusammen: "Breite, aber flache Kompetenzprofile, die Fachwissen, Projekt-Management-Skills, Analyse- und Implementierungsfähigkeiten beinhalten, sind deutlich gefragter als schmale, tiefe Profile".