Neueinsteiger bleiben länger, wenn sie der Arbeitgeber strukturiert einarbeitet und sie mit der Firmenkultur schnell vertraut macht. Erfolgreiche Unternehmen erhöhten damit gegenüber dem vergangenem Jahr um fast ein Drittel die Zahl derer, die dem Unternehmen treu bleiben. In gleichem Maß stieg der Leistungswille der neu Eingestellten. Das geht aus einer Befragung der Aberdeen Group unter 600 Personalverantwortlichen hervor. Als weitere Maßzahlen für ein erfolgreiches "On-Boarding" zogen die Marktforscher die Kosten für die Einarbeitung heran, außerdem die Zeit, bis ein neuer Mitarbeiter produktiv arbeitet. Die Kosten gingen um zwölf Prozent zurück, die Anlernzeit um fast ein Viertel.
Solche Erfolge konnte allerdings nur das obere Fünftel der untersuchten Firmen für sich verbuchen. Im Mittelfeld, zu dem die Marktforscher die Hälfte der Unternehmen zählen, lagen die Werte deutlich darunter. Um jeweils fünf Prozent stiegen binnen Jahresfrist die Mitarbeiter-Treue und ihr Engagement, um vier Prozent sank die Zeit bis zum produktiven Arbeiten. Die Kosten für die Eingliederung blieben gleich.
Die übrigen 30 Prozent der Firmen schafften es dagegen nicht, Nutzen aus ihren Anlern-Programmen zu ziehen. Bei ihnen gingen Firmentreue und Einsatzwillen sogar zurück, dagegen verlängerte sich die Zeit, bis ein neuer Mitarbeiter produktive Arbeit leistete, die Kosten für die Eingliederung Neuer stiegen.
Um das Engagement der neuen Mitarbeiter zu messen, zogen die Marktforscher Zufriedenheitsumfragen und die Erfolgsrate bei persönlichen Zielvereinbarungen heran.
Die Einführung neuer Arbeitskräfte sollte aus Sicht der Aberdeen Group ein strategischer Vorgang sein. Es gehe dabei darum, die Frischlinge in ihrer Entscheidung für die neue Stelle zu bestärken, sie mit der Firmenkultur vertraut zu machen und so schnell wie möglich auf das gewünschte Niveau an Arbeitsleistung zu bringen.
Eines der Erfolgsrezepte dabei ist es, die Einarbeitung zu standardisieren. Von den führenden Firmen haben 83 Prozent ihr jeweiliges Vorgehen für die Einarbeitung vereinheitlicht. Tendenz steigend: Noch vor einem Jahr waren es 72 Prozent. Dagegen läuft die Eingliederung bei anderen Firmen auch heute noch oft eher beliebig ab. Unter den Firmen, die Aberdeen als Schlusslichter identifizierte, bezeichnete jede dritte ihren Anlern-Prozess als "informell".
Neue Kollegen in soziale Netzwerke einbinden
Zumindest hätten viele von ihnen diesen Mangel erkannt, merken die Marktforscher an. Sechs von zehn Befragten aus dieser Gruppe sagten, die Vereinheitlichung des "On-Boarding" stehe in diesem Jahr an wichtiger Stelle.
Zentralisierung ist ein weiteres Prinzip, das den Erfolg von Eingliederungs-Programmen verbessern kann. Bei drei von vier Firmen aus der Spitzengruppe gibt es eine eigens geschaffene Stelle, die alle Schritte der Einführung betreut.
Inhaltlich geht es bei der Einführung ins Unternehmen vor allem darum, neue Mitarbeiter kulturell und sozial einzugliedern. 84 Prozent der auf diesem Feld besonders erfolgreichen Arbeitgeber versuchen, Neulinge mit ihren Normen und Werten vertraut zu machen. Unter dem Schlagwort "Firmenkultur" sollen sie lernen, welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht. Auf eine soziale Eingliederung setzen immerhin noch 68 Prozent. Dabei geht es darum, den Mitarbeiter mit Kollegen bekannt zu machen, vor allem mit solchen, die seine Interessen teilen.
Auch höhere Führungskräfte werden eingespannt, um neue Angestellte einzuführen. Bei 62 Prozent der Spitzenunternehmen aus der Umfrage kommen Manager schon früh mit Neulingen zu Gesprächen zusammen. In der Schlussgruppe findet das nur bei jedem dritten Unternehmen statt. Auch beim Einsatz von sozialen Netzwerken oder Mentoren liegen die Firmen aus der Spitzengruppe deutlich vor den anderen.
Einarbeitung zum Teil automatisiert und mit Web 2.0
Möglichst früh sollten Unternehmen mit Einführungsprogrammen beginnen, lautet ein weiteres Ergebnis der Aberdeen-Studie. Bei zwei Dritteln der Unternehmen, deren Vorgehen sich als besonders erfolgreich erwies, beginnt die Einführung schon vor dem ersten Arbeitstag eines neuen Angestellten. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen lässt das Programm anlaufen, wenn der Neue den Vertrag unterschrieben hat, die übrigen sogar schon, wenn sie einem Bewerber zusagen. Dauern sollte der gesamte Eingliederungsvorgang Aberdeen zufolge sechs Monate.
Wichtig für ein strukturiertes Vorgehen ist es, die Beteiligten mit den richtigen Informationen auszustatten. So haben bei den vorderen 20 Prozent der Firmen die Manager Zugang zu allen Angaben über einen kürzlich Eingestellten und über den Fortgang seiner Eingliederung. Viele Firmen haben die Einarbeitung zumindest teilweise automatisiert, von den führenden mehr als die Hälfte. Am häufigsten setzen sie Software zum Performance Management und Assessment ein. Auch Anwendungen aus dem Feld Web 2.0 werden eingesetzt, um die Neuen aktiv einzubinden.
Die Studie der Aberdeen Group trägt den Titel "Fully On-Board". Die Marktforscher haben dafür rund 600 Personalführungskräfte befragt, die zum großen Teil bei Großunternehmen in Nordamerika arbeiten. Finanziert haben die Veröffentlichung der Studie die Firmen Silkroad, KMS, Intelius und Taleo, die unter anderem Software für die Personalverwaltung anbieten. Aberdeen betont jedoch, die Sponsoren hätten auf den Inhalt der Studie keinen Einfluss.