Von manchen wurde diese Phase als heilsamer Schock, Lernen durch Schmerz und erforderliche Bereinigung von unnötigen Budgetpositionen und -höhen erlebt. Für andere, beispielsweise IT-Service-Unternehmen, bedeutete diese Phase die Reduzierung von Personal, niedrige Honorare und die Erosion herkömmlicher Angebotsprofile. Nachdem sich der Markt deutlich in einen Käufermarkt umgewandelt hat, spielen die Kunden nun ihre Einkaufsmacht aus.
Doch es wäre falsch, vor dem Hintergrund dieser Situation anzunehmen, dass es künftig nur noch um günstige Preise und niedrige Kosten ginge. Zwar wird es wohl absehbar keine preislichen Höhenflüge mehr für IT-Dienstleistungen geben, wie sie um die Jahrtausendwende in Deutschland üblich waren. Dazu hat sich der Markt zu sehr gewandelt und die Kunden haben sich an die neuen, niedrigeren Preise gewöhnt. Darüber hinaus hält der Kostendruck für die Kundenunternehmen unvermindert an.
Aber die Koordinaten beginnen, sich langsam wieder zu verschieben. Es setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass allein durch Sparen und Kostensenken noch keiner reich geworden ist. Nachdem nun die schlimmsten Hausaufgaben angepackt wurden, orientieren sich die Kunden wieder Richtung Zukunft.
Unternehmens-IT mit neuen Zielen
Das äußert sich zum einen in leicht steigenden Investitionen in Hardware und Software, was in der Regel zwingend Dienstleistung nach sich zieht, zum anderen in einer Verlagerung der Ziele. Im Rahmen ihrer Studie "Führende IT-Service-Unternehmen in Deutschland 2004" befragte der Marktforscher Lünendonk die Anbieterunternehmen, welches Ergebnis ihrer Geschäftstätigkeit sie ihren Kunden primär versprechen. Dieses Ziel spiegelt in der Regel aktuelle oder künftige Anforderungen der Kunden wieder.
Auf Platz 1 der Anbieter steht nicht mehr die "Kostensenkung", sondern eine "Effizienzsteigerung". Dieses Ziel enthält implizit auch das Element eines effizienten Mitteleinsatzes – also durchaus Kostenaspekte, im Mittelpunkt steht jedoch mehr die aktive Ausrichtung des Kundenunternehmens auf die Wertschöpfung und die Wettbewerbsfähigkeit.
Die befragten IT-Service-Unternehmen, die überwiegend Umsätze mit Outsourcing-Angeboten erwirtschaften, positionieren auf Platz 2 als Versprechen die "Konzentration auf Kernkompetenz"; für das Kundenunternehmen. Das entspricht dem Ziel, durch Übernahme von Technologie-Management oder Geschäftsprozessen, Kunden von Aufgaben zu entlasten, die Dienstleister besser oder zumindest kostengünstiger erbringen können. Dieses zweite Versprechen weist eine Zustimmung von unter 50 Prozent auf, wohingegen drei Viertel der Unternehmen die Effizienzsteigerung als Top-Ziel nennen.
Outsourcing strategisch begleiten
Diese Annahme der Anbieter entspricht in zwei wesentlichen Punkten dem Wunsch der Kunden. In einer weiteren Untersuchung von Lünendonk zum Thema Outsourcing spielt die Kostensenkung als Motivation für Outsourcing eine führende Rolle. Direkt auf Platz 2 setzen die Kunden jedoch den Wunsch, sich auf ihre Kernkompetenz(en) konzentrieren zu können. "Effizienzsteigerung"; findet sich als direktes Ziel nicht, taucht jedoch implizit einige Male auf.
Dieses Vergleichsergebnis ist für Branchenexperten nicht überraschend. Sie begrüßen einerseits das bei den Kunden etablierte Kostenbewusstsein und die Erkenntnis, sich durch Outsourcing zu entlasten, um für das "eigentliche Geschäft" mehr Spielraum zu haben. Sie sehen jedoch andererseits, dass noch immer zu stark situationsgetrieben und noch zu wenig zukunftsorientiert geplant und gehandelt wird. Sogar Anbieter von Outsourcing-Dienstleistungen warnen zunehmend davor, sich kurzfristig für einen externen Dienstleister zu entscheiden, wenn keine langfristige unternehmerische Strategie dahinter steht. Raschen Kostenvorteilen stehen dann möglicherweise mittelfristig Probleme entgegen.
Um die Performance eines Unternehmens nachhaltig zu steigern, sollte daher wieder mehr eine langfristige Effizienzsteigerung in den Blickpunkt bei Investitionsentscheidung für IT-Produkte und -Dienstleistungen rücken. Denn nicht die Magersten und nicht die Dicksten gewinnen das Rennen, sondern die Fittesten und Klügsten.
Thomas Lünendonk ist Geschäftsführer der Lünendonk GmbH.
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