EXKLUSIV-UMFRAGE UNTER 170 CIOS

Unzufrieden mit Consultants

04.03.2002 von Katrin Frind-Wang
Ohne Berater geht nichts. Zu komplex ist die Informationstechnik und zu dynamisch ihre Entwicklung, als dass Unternehmen ohne Consultants auskämen. Eine Anwenderbefragung von CIO hat jedoch ergeben: IT-Berater müssen sich warm anziehen, wenn sie mit ihren Kunden die stürmischen Zeiten überstehen wollen - statt von Bord gebeten zu werden.

DIE LUFT FÜR DIE BERATER wird dünner - genauso wie die IT-Budgets der Anwender. Die sparen lieber an den Ausgaben für Consultants und behalten dafür mehr eigene Leute an Bord, sofern diese für die anstehenden Aufgaben ausreichend qualifiziert sind. Seit einiger Zeit mehren sich die Anzeichen, dass Beratungsfirmen unter dem Druck zunehmend verhandlungsbereit sind und bei den Preisen mit sich reden lassen. Die Consultants müssen sich nach der knappen Finanzdecke der Klienten strecken.

Die CIOs haben die Beratungshäuser nach acht Kriterien bewertet (siehe Tabelle oben). Die schlechteste Durchschnittsnote gab es für die Preise. Auffällig dabei: Die großen Namen der Branche müssen sich mit einer vergleichsweise schlechten durchschnittlichen Bewertung bescheiden, was ihre Preise angeht. Kleinere, oft nur regional tätige Beratungshäuser dagegen verbuchen hier eine klar bessere Bewertung. Diese im Einzelnen in der Auswertung aufzuführen verbietet sich jedoch aus statistischen Gründen: Keine der kleineren Consulting-Firmen arbeitet für eine so große Zahl der von uns befragten Unternehmen, als dass man einen seriösen Durchschnittswert hätte ermitteln können.

Ausgabentrends

Die Konsequenzen aus der Unzufriedenheit mit den geforderten Preisen werden saftig sein für die Consultant-Branche; ihr stehen schleppende Geschäfte ins Haus: Mehr als ein Drittel (34,3 Prozent) aller von CIO befragten Budget-Verantwortlichen will im nächsten Geschäftsjahr ihre Ausgaben für Beratungsleistungen zurückfahren; bei knapp der Hälfte der Kundenunternehmen (47,3 Prozent) werden die Ausgaben wohl stagnieren; nur 18,3 Prozent erwarten, im kommenden Jahr mehr Geld für Beratungsleistungen zur Verfügung zu haben (siehe „Ausgabentrend“). Besonders unangenehm dürfte es sich auswirken, dass nicht nur die Kunden sparen wollen, deren IT-Budgets bereits knapp sind; Etats, die gegenwärtig größer als eine Million Euro sind, werden ebenso beschnitten (siehe „Budget-Entwicklung“). Besonders sparsam wollen Banken und Versicherungen sowie die Automobilbranche sein: Fast zwei Drittel der befragten Finanzdienstleister (64,7 Prozent) und sogar mehr als 71 Prozent der Automotive-Companies rechnen für kommendes Jahr mit sinkenden Consulting-Ausgaben. In Handelsunternehmen sitzt der Euro im Vergleich dazu noch relativ locker: 35,7 Prozent der Groß- und Einzelhändler wollen mehr Geld für Berater ausgeben (siehe „Trend: künftige Ausgaben nach Branchen“). Welche Branche macht was?

Große Unterschiede ergeben sich bei den Arbeitsgebieten, für die die IT-Verantwortlichen Beratungsleistungen einkaufen wollen (siehe „Welche Beraterleistungen in welchen Branchen gefragt sind“). Im verarbeitenden und produzierenden Gewerbe bindet das Thema Enterprise Resource Planning (ERP) die meisten Consulting-Kapazitäten; in 50 Prozent aller Unternehmen dieses Sektors laufen ERP-Projekte. Es folgen der Finanzsektor mit gut 40 und der Handel mit rund 35 Prozent. Hier ist allerdings der Hinweis wichtig, dass sich die Unternehmen den Branchen sehr uneinheitlich zugeordnet haben: 35 von 169 Firmen sortierten sich nicht bei den klassischen Branchen ein und landeten deshalb unter „andere“. Bei denen ist ERP mit mehr als 85 Prozent das Thema schlechthin. Auch auffällig: Im Fahrzeugbau benötigen über 70 Prozent Beratung in Sachen Integrations- und Standardisierungsprojekte. Der Handel und seine Consultants beschäftigen sich zur Hälfte mit Prozessoptimierung. Einen noch höheren Bedarf haben hier nur die Automotives (71,4 Prozent) - und sinnigerweise die Software- und Systemhäuser, von denen zwei Drittel ihre Prozesse zwecks Optimierung durchleuchten. Ein Blick auf das E-Business: Vor zwei Jahren konnte man fast sicher davon ausgehen, dass jedes beliebige Unternehmen ein einschlägiges Projekt in Arbeit und dafür Berater an Bord hatte. Heute rangiert E-Business im Mittelfeld der Bedarfsliste. Durchschnittlich 30 Prozent der Unternehmen jeder Branche sind mit Consultant-Unterstützung im E-Business aktiv. Wir werten das als Indiz dafür, dass E-Business-Projekte immer häufiger zwar nicht abgebrochen, aber zumindest zwecks Überprüfung des Wertbeitrags auf die lange Bank geschoben werden. Und teure Berater sind natürlich weit weniger gefragt, wenn ein Projekt nicht wirklich zeitkritisch ist.

Welche Berater sind am besten im Geschäft?

Aus unserer Umfrage lassen sich zwar keine Marktanteile der Consulting-Anbieter ableiten; aber es wird deutlich, dass die bekannten Größen der Beratungsbranche auch unter den von CIO Befragten die meisten Kunden zählen. Die SAP-Tochter Systems Integration, IBM Global Services, Siemens Business Services und T-Systems führen die Liste der Nennungen bei der Frage nach den Kooperationspartnern an, gefolgt von den Dienstleistern CSC Ploenzke, Pricewaterhouse-Coopers, KPMG, Cap Gemini Ernst & Young, Accenture und dem Beratungsarm des Hardware-Riesen Hewlett-Packard. Diese Gruppe konnte nach detaillierten Zufriedenheitskriterien bewertet werden (siehe „Top 10: die zehn meistbeschäftigten Beratungsunternehmen“). Für eine andere Gruppe ergaben sich lediglich Durchschnittswerte (siehe „In der Etappe …“). Welche Berater machen den besten Job? Nicht alle Befragten konnten sich zu einer Bewertung ihrer Dienstleister durchringen; die Datenbasis ist deshalb bei dieser Frage etwas schmaler. Aber eines wird dennoch deutlich: die durchgehende Kritik der befragten Beratungskunden an zu hohen Preisen der Consultants. Und was sich bereits bei der Frage nach den Preisen gezeigt hat, bestätigt sich hier: Was kleinere, teils regional oder fachlich spezialisierte Consultants abliefern, macht CIOs sehr oft zufriedener als die Leistungen der Großen.