Eine Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen hat die Zufriedenheit von Arbeitnehmern untersucht und dabei Daten von 1984 bis 2009 ausgewertet. Die Befragten im Alter zwischen 20 und 64 Jahren konnten auf die Frage "Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Arbeit?" auf einer Skala von 0 bis 10 von "ganz und gar unzufrieden" bis "ganz und gar zufrieden" antworten.
Wurden 1984 noch Durchschnittswerte von 7,6 Punkten gemessen, ist der Wert 2009 auf 6,8 Punkte gefallen. Kann man daraus wirklich ableiten, dass die Arbeitnehmer unzufriedener sind, fragte Deutschlandradio Wissen die Statistikerin Katharina Schüller. Die berichtet, dass das Institut der Deutschen Wirtschaft die Zahlen ganz anders interpretiert. Dort heißt es: Mit rund sieben von zehn Punkten seien die meisten Arbeitnehmer mit ihrem Job recht zufrieden.
Die Zahlen für Beschäftigte aus Ostdeutschland werden erst seit der Wiedervereinigung gemessen. Ostdeutsche Arbeitnehmer waren lange Zeit unzufriedener als ihre Kollegen im Westen, die Unterschiede haben sich aber inzwischen angeglichen, heißt es in der Studie. Die Statistikerin Schüller hat für Deutschlandradio Wissen aus dem Zahlenmaterial einen gesamtdeutschen Durchschnitt errechnet: Die Arbeitszufriedenheit lag 1991 bei insgesamt 7,0 Punkten, 2000 bei 7,2 Punkten und in den Jahren 2004 bis 2009 bei 6,8 Punkten.
Besonders stark zurückgegangen ist die positive Einschätzung bei Beschäftigten über 50 Jahre. Während sie Mitte der 80er mit 7,9 Punkten die höchsten Zufriedenheitswerte aller Altersgruppen verzeichneten, gaben sie 2009 durchschnittlich 6,6 Punkte an.
Die Untersuchung verglich auch die Zufriedenheit der Berufstätigen mit unterschiedlichem Bildungsabschluss. Dabei kamen die Studienautoren zum Ergebnis, dass Personen mit höherer Bildung generell mit ihrer Arbeitssituation glücklicher sind als Erwerbstätige mit niedrigeren Bildungsabschlüssen.
Ursachen für Arbeitszufriedenheit
Für einen europäischen Vergleich der Arbeitszufriedenheit nutzen die Autoren Daten des European Social Survey (ESS) aus dem Jahr 2006. Deutschland liegt dort auf dem 18. Platz, nur die Slowakei, Ukraine, Bulgarien und Russland erzielen noch niedrigere Zufriedenheitswerte. Auf den vorderen Rängen liegen in dieser Auswertung Dänemark, die Schweiz und Finnland.
Die Studienautoren liefern auch eine Erklärung dafür, dass sich die Zufriedenheitswerte bei Beschäftigten in Deutschland verschlechtert haben: Ursachen sind ihrer Meinung nach die zunehmende Arbeitsbelastung, Probleme bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, geringe Lohnsteigerungen und eine wachsende Unsicherheit über die berufliche Zukunft. Anhand von Zahlenmaterial geprüft wurden diese Ursachen in der Studie aber nicht.
In der Analyse erwähnen die Studienautoren auch andere Untersuchungen, nach denen eine vergrößerte Autonomie am Arbeitsplatz in Kombination mit erweiterten Arbeitsaufgaben die Arbeitszufriedenheit erhöht. Es könnte sein, dass die positiven Autonomieeffekte durch eine fehlende Anerkennung durch Vorgesetzte überdeckt werden, heißt es.
Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen hat für die Studie zur Arbeitszufriedenheit Daten von 1984 bis 2009 ausgewertet. Die Daten stammen aus der jährlichen Haushaltsbefragung des Sozio-Oekonomischen Panels. Die Studienautoren sind Yan Bohulsky, Marcel Erlinghagen und Friedrich Scheller.