Für die CIOs in Deutschland bleibt Business Intelligence (BI) einer der Top IT-Trends der kommenden drei Jahre. Mehr als jedes zweite deutsche Unternehmen will sich auch künftig verstärkt um seine Fitness in Sachen gezielter Informationsbereitstellung kümmern. Doch trotz aller Investitionen der Vergangenheit steigt auch die Unzufriedenheit. Vielfach erfüllen sich die Erwartungen durch die eingesetzten Lösungen nicht im vollen Umfang.
Das liegt vor allem daran, dass Business Intelligence zwar enorm leistungsfähig, aber auch hochkomplex geworden ist. Daneben ist BI für 80 Prozent der Benutzer schlicht zu schwierig im Zugang. Die Folge: Die Unzufriedenheit steigt, und trotz enormer Investitionen finden große Teile der dispositiven Datenverarbeitung noch individuell und außerhalb der BI-Lösungen statt.
Komplexitätstreiber als Hemmnis der Entwicklung
Der Business-Intelligence-Markt hat sich in den letzten Jahren mit Blick auf verfügbare Experten oder der Leistungsfähigkeit der Software-Werkzeuge enorm weiterentwickelt. Dennoch bleiben viele Probleme in der Wahrnehmung von Anwendern und Verantwortlichen gleich - beispielsweise die Datenqualität oder die Reaktionsgeschwindigkeit bei neuen Anforderungen. Eine wesentliche Ursache ist die zunehmende Komplexität der Lösungen in verschiedenen Dimensionen. Vor allem steigt die Menge der Daten, gleichzeitig werden sie immer heterogener.
Unternehmen setzen heute beispielsweise verstärkt auf den Einsatz neuer Technologien wie RFID oder Web 2.0. Hierin steckt erhebliches Potenzial für Analysen, damit Unternehmensentscheidungen fundierter und schneller getroffen werden können. Hieraus ergeben sich aber exponentiell steigende Datenmengen die in immer schnelleren Aktualisierungszyklen zur Verfügung gestellt werden sollen.
Standard-Reportings eignen sich nicht für jeden Anwender
Eine zusätzliche Hürde zu einem größeren Mehrwert der BI-Lösungen ist die fehlende Flexibilität und Individualität der Aufbereitung von Informationen. Finanzvorstände verlangen beispielsweise schnell verfügbare und unternehmensübergreifende Daten und Analysen zur Steuerung finanzieller Risiken. Dagegen interessieren sich Fachabteilungen vorrangig für analytische Anwendungen zur Steuerung und Optimierung ihrer Geschäftsprozesse. Trotzdem wird für den größten Teil alle Anforderungen in der Realität weiter mit Standardreports oder einfach multidimensionalen Auswertungen gearbeitet. Häufig wird auf diesem Weg mehr Quantität als Qualität zur Verfügung gestellt.
Der Konflikt zwischen dem flexiblen Bereitstellen von Informationen auf der einen Seite und mehr Effizienz durch Standardreports auf der anderen Seite wird die Unternehmen künftig noch intensiver als bisher beschäftigen. Unternehmen können sich weder eine diffuse Informationslage noch kostspielige Datensilos leisten. Die BI-Lösungen der Zukunft werden sich deshalb noch stärker an den Anforderungen der unterschiedlichen Anwendergruppen orientieren.
Im Kommen sind beispielsweise leicht einsetzbare, webbasierte Werkzeuge. Durch Web-Services und Service-orientierte Architekturen lassen sich BI-Tools einfacher und gezielter in die IT-Landschaft einbinden. Die Benutzerfreundlichkeit wird damit deutlich zunehmen. Zudem gewinnen vorgefertigte Integrationshilfen immer mehr an Bedeutung. Durch den Einsatz dieser sogenannten Mashups vereinfacht sich vor allem das Anbinden von Daten aus unterschiedlichen Quellen erheblich. Damit wächst die Flexibilität für ein individuelles Reporting.
Auch Online-Plattformen von Google, Microsoft oder Salesforce.com können mit dazu beitragen, die Komplexität von BI zu senken und gleichzeitig auf eine leistungsfähige Infrastruktur zuzugreifen.
Die Wirtschaftskrise mach die Herausforderungen transparent
Als Treiber, die aktuelle BI-Strategie zu überdenken, erweist sich die aktuelle Wirtschaftskrise. Die Notwendigkeit einer hohen Transparenz und eines funktionierenden Risikomanagements liegen auf der Hand: Anteilseigner sowie der Gesetzgeber fordern beispielsweise mehr Transparenz über Finanzdaten, das Tagesgeschäft sowie Entscheidungen. Wenn allerdings eine Verbesserung der Informationsversorgung in Bezug auf Qualität, Effizienz, Flexibilität oder Agilität gegenüber der Vergangenheit entstehen soll sind neue Wege in Bezug auf das Vorgehen, Organisationsformen sowie Technologien erforderlich.
Die Trends auf dem Business Intelligence Markt
Schaut man sich nach Lösungsansätzen für die dargestellten Herausforderungen um, lassen sich verschiedene, sich einander ergänzende Trends beobachten:
1. Der Markt differenziert sich weiter
Einmal lässt sich eine stärkere Fokussierung oder auch Teilung des Marktes beobachten. Während im Bereich Datenmanagement das effiziente und qualitätsgesicherte Aufbereiten einer integrierten Datenplattform als unternehmensweiter Service im Vordergrund steht, wird die Analyse von Information immer individueller und näher am Anwender orientiert.
Andere Aufbereitungsformen von Informationen sollen das Auffinden der relevanten Informationen erleichtern und den Anwender unabhängiger von der IT machen. Hierzu zählen zum Beispiel Dashboards, die Vereinfachung der Bedienung oder der gezieltere Zugriff auf Informationen durch bessere fachliche Metadaten oder Suchalgorithmen.
2. Logische Integration statt zentrales Data Warehouse
Ein zweiter Trend ist eine verstärkte Orientierung an einer logischen Integration von Information im Vergleich zu den in der Vergangenheit häufig gescheiterten Versuchen, alle Quellen physisch in einem Data Warehouse zu konsolidieren. Hier gewinnen technische und fachliche Metadaten und flexible Integrationsmöglichkeiten verschiedener Quellen eine entscheidende Bedeutung.
3. Business Intelligence Suiten
Darüber hinaus ist im Software-Markt seit längerem eine Konsolidierung in Richtung sogenannter Business Intelligence Suiten zu beobachten. Ziel ist es dem Anwender alle notwendigen Werkzeuge aus einer Hand anzubieten und die Komplexität durch eine im Vergleich zu Heute höhere Integration der Werkzeuge zu reduzieren.
Die Information als Wettbewerbsfaktor
Auch wenn hier nur einige Trends beispielhaft genannt sind, zeigen sich die Veränderungen im Markt. Auf dieser Grundlage sollte die Information als Wettbewerbsfaktor in den nächsten Jahren noch deutlich steigen.
Klaus-Dieter Schulze ist Senior Executive Manager bei Steria Mummert Consulting.