Im Sommer kommt normalerweise ein neues iPhone - so zumindest war es in den letzten Jahren. Und nach der Veröffentlichung des letzten iPads schwirren bereits seit längerem die Gerüchte über das nächste Smartphone durch das Web. Diese profitieren unter anderem davon, dass das zuletzt vorgestellte iPhone 4S deutlich weniger Neuerungen mitbrachte, als die meisten Gerüchtetreiber dachten.
Wie immer gilt: Apple hüllt sich in Schweigen, die meisten angeblichen Neuerungen entstehen durch angebliche technische Dokumente oder reine Spekulation. Wie immer gilt daher: Jede Information sollten Sie als Leser also mit einem Körnchen Salz nehmen.
1. Wann kommt das neue Gerät?
Die erste, zugegebenermaßen sehr grobe, Einschätzung war "zwischen Juni und Dezember". Konkrete Termine gibt es immer noch nicht, der Zeitraum hat sich aber inzwischen einigermaßen eingegrenzt: Zwischen Juni und Oktober soll wohl demnach das neue Gerät vorgestellt werden.
Einschätzung: Wahrscheinlich. Der Oktober gilt als Stichtag für das wichtige Weihnachtsgeschäft - ein Smartphone, das später vorgestellt wird, schafft es normalerweise nicht mehr rechtzeitig zu den Händlern. Eine Veröffentlichung im Juli und August würde Apple wohl aufgrund der traditionell wenigen Neuigkeiten viel Aufmerksamkeit sichern - Apple hat dies allerdings kaum nötig. Der Juni wäre der traditionelle Monat für Apples Ankündigungen.
2. Formfaktor: Redesign und größerer Bildschirm
Apple hat relativ lange an der 3,5-Zoll-Bildschirmdiagonale festgehalten. So lange, dass einige Experten, etwa bei Gizmodo, sich schon einig waren, dass Apple für immer an diesem Formfaktor festhalten wird. Laut einem Bericht von Techradar hat Steve Jobs selbst ein größeres Display abgelehnt. Er fürchtete, dass es zu einer Fragmentierung im iPhone-Ökosystem kommen würde.
Mit dem iPhone 4S als Zwischenschritt hat sich Apple scheinbar genügend Raum verschafft, um an einem größeren Formfaktor zu arbeiten. Die britische Daily Mail will sogar schon geheime Demo-Bildschirme ausgemacht haben, die Sony an Apple geschickt haben soll. Dazu soll das neue iPhone ein komplettes Redesign erhalten. Wie dieses aber aussehen soll, ist nicht bekannt.
Einschätzung: Wahrscheinlich. Apple hat bereits beim iPad und dem neuen Retina-Display Erfahrungen gesammelt, wie schnell die Entwickler auf einen neuen Formfaktor anspringen und ihre Anwendungen an größere Auflösungen anpassen können. Beim iPhone wird sich das wiederholen. Beim Formfaktor und dem Redesign bleibt allerdings abzuwarten, was die Designer von Apple entwickelt haben. Aktuelle Smartphones definieren sich über einen großen Bildschirm und 1+x Bedienelemente.
3. Adieu Dock-Connector
Der 30-polige-Dock-Connector ist ein Überbleibsel der ersten iPod-Generation. Apple wollte sich damals nicht einem Standard wie USB unterwerfen und seitdem hat sich wenig daran geändert. Zugegeben, das ist nicht immer schlecht, immerhin gibt es für Apple-Geräte zahlreiche Produkte von Drittanbietern, die sich den Anschluss zu Nutze machen.
Nun könnten die Zeiten des Dock Connnectors gezählt sein. Das hat einen einfachen Grund: Er benötigt zu viel Platz, Platz den Apple lieber für Designelemente und neue Module wie LTE oder NFC nutzen würde. Wer nun aber auf eine Rückkehr zu Standards wie Mini- oder Micro-USB hofft, der dürfte enttäuscht werden. Stattdessen spekulieren die Quellen im Web über eine verkleinerte Version des Dock Connectors, der mit einem Adapter immer noch zu älteren Zusatzmodulen kompatibel ist.
Einschätzung: Wahrscheinlich. Apple wollte den Anschluss, zumindest Gerüchteweise bereits länger loswerden. Kein Wunder, ist dieser Anschluss doch immer noch ein Überbleibsel aus den frühesten Apple-Tagen.
4. Namenssuche: iPhone 5 oder neues iPhone?
Für die nächste iPhone-Generation schwirren aktuell mehrere Namen durchs Netz. Als realistischste Alternative gilt wohl der Name "iPhone 5", damit würde Apple wohl eine komplett neue Gerätegeneration einweihen.
Andererseits könnte es sein, dass der Konzern lieber eine weitere Zwischengeneration von Geräten vorstellt, in der etwa nur kleine Änderungen und Verbesserungen vorgenommen wurden. Ähnlich wie beim aktuellen iPad könnte sich der Konzern dann dazu entscheiden, das Smartphone einfach "das neue iPhone" zu nennen.
Einschätzung: Nachdem es deutlich mehr iPhone-Modelle gibt als beim iPad-Tablet, macht es wenig Sinn, wenn Apple die Produktbezeichnungen einstellen würde. Auf den ersten Blick macht es daher deutlich mehr Sinn, das iPhone 5 endlich vorzustellen - und vielleicht bei den nächsten Varianten auf "neues iPhone" umzustellen.
5. Mehr Funktionen für Siri
Der Sprachassistent Siri war das Highlight des iPhone 4S - die deutsche Version konnte allerdings nicht mit dem Funktionsumfang der amerikanischen Siri mithalten. Vor allem fehlte der Assistentin der Anschluss an Webdienste, so dass sie etwa keine Restaurants in der Umgebung finden konnte.
Das könnte sich spätestens mit dem nächsten großen Update ändern, die meist mit einem neuen Gerät einhergehen. Spätestens mit dem iPhone 5 könnte Apple diesen Umstand ändern und die entsprechenden Schnittstellen in Siri integrieren.
Einschätzung: Wahrscheinlich. Grundsätzlich sollte es nicht schwierig sein, Siri an die entsprechenden Dienste anzuschließen. Google, Qype oder Bing liefern die Daten über die entsprechenden Schnittstellen sowieso aus.
6. Weg mit dem Home-Knopf
Apple hat von Anfang an nur wenige Knöpfe am Smartphone angebracht. Mit der nächsten Version könnte der Home-Button am unteren Ende verschwinden, zumindest spekuliert dies der Blogger Michael Nace. Statt dem Home-Knopf am unteren Rand könnte Apple, so Nace, auf eine Software-basierte Lösung ausweichen, eine spezielle Geste einführen oder den Knopf seitlich anbringen.
Allerdings koppelte Nace seine Vermutung daran, dass auch das iPad 3 auf den Home-Button verzichtet. Diese Spekulation hat sich als unwahr erwiesen, Apple hat den Knopf beim neuen iPad beibehalten.
Einschätzung: Unwahrscheinlich. Die Idee ist aber durchaus interessant und Apple hat in den letzten Modellen sukzessive mit Gesten experimentiert. Ob der Konzern aber bereits mit dem nächsten Geräte auf die Gestensteuerung umsteigt ist unwahrscheinlich.
7. Integrierte SIM-Karte
Apple hat bereits einmal die Definitionen für SIM-Karten erneuert, als der Konzern mit dem iPhone 4 die Micro-SIM eingeführt hat. Möglicherweise wird sich nun ein ähnlicher Schritt vollziehen.
Apple würde die wechselbaren SIM-Karten am liebsten loswerden, um Platz im für andere Module zu schaffen. Eine fest integrierte SIM-Karte könnte beispielsweise alle notwendigen Provider-Informationen über das Internet herunterladen, wahlweise beim Kauf oder bei der ersten Einrichtung.
Einschätzung: Wenig wahrscheinlich. Sobald Apple solche eine SIM-Karte einführt, hätten die Provider, die sich mit exklusiven Verträgen das iPhone sichern wollen, noch weniger Einfluss über ihre Kunden.
8. Neuer Anschluss mit Thunderbolt?
Eine wilde Spekulation: Entscheidet sich Apple für einen neuen Anschluss? Die aktuelle Generation der iMac-Computer bietet bereits Thunderbolt, einen neuen kombinierten Anschluss für Grafik und Daten. Die Blogs GigaOM und das iPhoneDownloadBlog rätselten bereits beim iPhone 4S darüber, ob Thunderbolt den aktuellen Dock Connector ablösen kann.
Einschätzung: Unwahrscheinlich. Apple müsste dazu sein komplettes Zubehör umstellen, einen Adapter für bisherige Geräte bereitstellen oder zwei Anschlüsse am Gerät integrieren. Thunderbolt ist eine komplett neue Technik und vor allem bei seinen mobilen Geräten ist Apple dafür bekannt, lieber auf sichere, erprobte Techniken zu setzen. Thunderbolt ist einfach noch nicht etabliert genug, um den aktuellen Dock Connector abzulösen.
9. Quad-Core-Prozessor als Antrieb
Ob das iPhone 5 einen neuen Prozessor enthält oder nicht, ist aktuell Gegenstand zahlreicher Gerüchteblogs. Grundsätzlich hielten die iPad-Chips, der A4 und der A5, in den nächsten Versionen der Smartphones Einzug. Warum sollte dies also beim A5X anders sein?
Ganz einfach, sagt Agam Shaw vom IDG News Service. Er hat sich die Reportagen einiger Analysten vorgenommen und zieht daraus einen Schluss: Der A5X wurde speziell für das iPad entwickelt, aufgrund seiner starken Grafikleistung ist er möglicherweise nicht für den Einsatz auf Smartphones geeignet. Shaw geht davon aus, dass Apple einen anderen Chip abwartet, der einen optimierten Stromverbrauch bietet.
Einschätzung: Shaws Einschätzung ist grundsätzlich nicht verkehrt. Sie basiert allerdings auf den Daten der Analysten, die sich bei Apple bereits öfter geirrt haben. Möglich ist auch, dass Apple an einem mobilen Quad-Core-Chip arbeitet, wie er etwa in einigen Android-Geräten zum Einsatz kommt. Dieser verfügt über fünf Prozessorkerne. Der fünfte Kern kann die meisten Aufgaben des Smartphones übernehmen und schaltet die anderen Kerne nur zu, wenn die Leistung notwendig wird.
10. LTE - aber auch für Deutschland?
Das "neue iPad" wird bereits mit 4G-Funktion vermarktet - zumindest dem Namen nach. Tatsächlich unterstützt das iPad in Deutschland nicht die notwendigen Frequenzen, womit keinerlei Internetzugriff möglich ist. Das Blog Appolicious hält es für sicher, dass das iPhone 5 eine LTE-Funktion erhält oder Apple zumindest eine iPhone 4S-Variante mit LTE bringt.
Interessant ist, ob Apple seine Gewinne dadurch schmälern will, dass es die LTE-Chips regional anpasst. Die Technologie an sich standardisiert, allerdings nutzt sie weltweit unterschiedliche Frequenzen. Aktuell fehlt es noch an Funkchips, die klein genug sind und alle Frequenzen unterstützten.
Einschätzung: Wahrscheinlich. Beim iPad kann sich Apple darauf verlassen, dass die meiste Nutzer sowieso WLAN und 3G nutzen. Beim iPhone allerdings, dem mobilen Flaggschiff des Konzerns, dürfte der Konzern damit nicht durchkommen. Möglich ist allerdings auch, dass Apple einfach noch eine Generation auslässt, bevor LTE ins Smartphone Einzug erhält.
11. Wird ein zweites iPhone vorgestellt?
Nicht nur das iPhone 5 geistert durch die Medien, immer wieder hört man von einer billigeren, abgespeckten Variante. Die Idee dahinter ist, dass Apple eine günstige Alternative zu Android bieten will. Kein Wunder, immerhin schnappt sich das Google Betriebssystem ordentliche Marktanteile. Laut den Analysten von Kantar Worldpanel Comtech liegt Android aktuell bei 47,1 Prozent weltweit, Apple liegt bei etwa 20 Prozent - laut den Analysten knapp hinter dem Blackberry auf Platz drei. Ein günstigeres iPhone könnte diesen Trend stoppen.
Die australische Zeitung SMH sieht das iPhone 4S unterhalb dem aktuellen iPhone 4. So soll lediglich ein Speicher von 8 GByte intern verbaut sein, das iPhone 5 dagegen soll mindestens 16 GByte Speicher erhalten. Preise sind noch nicht bekannt.
Einschätzung: Mittel. Apple verdient nicht nur am iPhone, sondern auch an den verkauften Apps. Zudem kommt mit dem neuen Betriebssystem iOS auch der Anschluss an den Cloud-Dienst iCloud - ein großer lokaler Speicher wäre also nicht zwingend notwendig, solange die Daten über das mobile Internet zugänglich sind.
12. NFC an Bord?
Near Field Communication ist eine Technik für den Nahfunkbereich. So können Geräte untereinander kommunizieren. Damit wird es beispielsweise möglich, ein Handy als digitale Geldbörse zu nutzen. Google hat diese Funktion bereits für seine neuen Smartphones vorgesehen, ebenso wie RIM für den Blackberry 9900. Apple scheint sich noch ein wenig zu zieren. Die PC World bezweifelt, dass im iPhone 5 eine NFC-Funktion integriert wird. Dem gegenüber steht aber dieser Bericht von Slashgear, nach dem Apple bereits NFC-Leser in den Apple-Stores installiert.
Einschätzung: Mittel. Auch das iPad 2 sollte angeblich bereits mit NFC ausgestattet werden. Und möglicherweise gibt der Konzern zunächst Adapter für seine Mitarbeiter aus, um die Akzeptanz für NFC zu prüfen.