Ungewöhnlich offen gab die Post am Donnerstag Details zum Auftrag nach außen, während sich HP noch mit Äußerungen zurückhielt. Vom Vorpreschen des künftigen Partners zeigte sich der IT-Dienstleister sogar überrascht. Denn noch ist der Deal nicht hundertprozentig sicher, handelt es sich bei der unterzeichneten Erklärung doch nur um einen sogenannten Letter of Intent. Allerdings scheint für die Post die Geschichte im Großen und Ganzen bereits über die Bühne zu sein.
Die beiden Unternehmen hoffen, bis Mitte dieses Jahres einen verbindlichen Vertrag abzuschließen. Gemäß der vorgesehenen Vereinbarung sollen die Einsparungen zum einen durch die Senkung der allgemeinen IT-Kosten erreicht werden. Zum anderen sollen die IT-Ressourcen, die benötigt werden, um das eigene Geschäft zu führen und Dienstleistungen für Kunden zu erbringen, effizienter eingesetzt werden.
Der Vertrag sieht vor, dass HP rund 2.500 Mitarbeiter, also etwa ein Viertel des IT-Personals der Post, übernehmen soll, die momentan die Dienstleistungen für verschiedene Rechenzentren der Deutschen Post erbringen - inklusive des Informations- und Daten-Managements, des Infrastruktur- und Netzwerk-Managements sowie des Anwendungs-Managements.
Konkret handelt es sich hierbei um IT-Standorte der Post in Prag, Scottsdale in den USA und Cyberjava in Malaysia. Außerdem geht es um nicht genauer genannte Rechenzentren in Europa. Sie alle sollen in Zukunft von HP gemanagt werden.
DHL-Anwendungen bleiben bei der Post-IT
Alle von DHL-Kunden genutzten Anwendungen werden weiterhin von der Deutschen Post selbst designed, entwickelt und gesteuert. Das umfasst auch die Standards für die IT-Sicherheit und deren Umsetzung.
Die Post wird außerdem die Professional Services and Customer Integration Supply Management Komponenten ihres IT-Service Geschäftsbereichs behalten. Diese umfassen Projekt-Management und Projekt-Beratung, Anwendungsentwicklung und Service-Bereitstellung sowie die elektronische Daten-Integration für die Messaging und Supply Chain Programme.
Für HP wäre der Auftrag einer der größten in der Geschichte des Unternehmens. Er ist vergleichbar mit dem, den der Dienstleister vor wenigen Jahren von Procter&Gamble erhielt. Damals ging es um etwa drei Milliarden US-Dollar bei einer Vertragslaufzeit von zehn Jahren.
Die beiden Unternehmen kennen sich bereits durch eine langjährige Zusammenarbeit. Seit 15 Jahren liefert HP Equipment und Beratung für die Deutsche Post. Für Analysten kommt es nicht gerade überraschend, dass die beiden Firmen ihre Verbindung mit dem neuen Outsourcing-Vertrag ausweiten.
Für Martin Haas von IDC steht fest, dass bei der Post aus Kostengründen eine Standardisierung und Konsolidierung erforderlich ist. Die Frage sei nur gewesen, ob sie dies selbst durchführt oder nach außen vergibt. Dass die Wahl dabei auf HP fiel, sei außerdem nicht besonders verwunderlich. Schließlich kommen beim Thema IT-Infrastruktur nicht viele Anbieter in Betracht.
Nach Meinung des Analysten steht HP durch den Deal vor einer enormen Herausforderung. Dem Dienstleister fällt die schwierige Aufgabe zu, irgendwann mit dem Outsourcing-Vertrag Gewinn zu erwirtschaften - und das werde Zeit brauchen. Denn solche Geschäfte bedeuten für den Anbieter in den ersten Jahren vor allem eins: Draufzahlen.
Keine Signalwirkung
Das Finanzielle von Verträgen dieser Größenordnung ist nur schwer von beiden Seiten vorab zu kalkulieren. Haas glaubt auch nicht daran, dass der Auftrag der Post an HP eine Signalwirkung für den Markt haben wird. Bisher gebe es auch nur wenige vergleichbare Deals. Das würde mit dem Trend übereinstimmen, dass Unternehmen mittlerweile lieber Outsourcing-Verträge mit einem niedrigeren Volumen und einer kürzeren Laufzeit bevorzugen und diese an verschiedene Anbieter vergeben.
Firma |
Deutsche Post |
Branche |
Transport |
Zeitrahmen |
2008 - 2015 |
Dienstleister |
HP |
Einsatzort |
Weltweit |
Projektart |
Outsourcing |
Internet |
www.deutschepost.de |