Das DWP war am 22. November dabei ein Routine-Upgrade von Windows aufzuspielen, als das gesamte System kollabierte. In der Folge waren 80 Prozent der 100.000 Rechner der Verwaltung nicht mehr nutzbar. Erst am 26. November konnte der Systemfehler vollständig behoben werden, sagte eine DWP-Sprecherin.
Bei seiner IT-Infrastruktur stützt sich die Behörde auf Microsoft und das Beratungshaus EDS. Sie betreiben zusammen das Netzwerk im Rahmen eines 3,8 Milliarden US-Dollar umfassenden Outsourcing-Vertrags. Microsoft und EDS wollten die Ereignisse der vergangenen Woche vorerst nicht kommentieren. Der zuständige DWP-Minister, Alan Johnson, kündigte bereits eine interne Untersuchung der Rolle von Microsoft und EDS bei diesem Zwischenfall an.
Die Behörde, die in Großbritannien für die Auszahlung von staatlichen Leistungen an 24 Millionen Menschen verantwortlich ist, versuchte die Auswirkungen auf diese Personengruppe herunterzuspielen. Eine Sprecherin verwies darauf, dass die Mainframes von dem Systemausfall nicht betroffen seien. Deshalb werde es nur geringe Verzögerungen bei der Prüfung von Ansprüchen geben.
Bisher wird angenommen, dass der Crash durch die Installation eines inkompatiblen Systems im gesamten Netzwerk verursacht wurde. Als Folge mussten die Angestellten der DWP Faxe verschicken, weil sie keinen Zugriff auf ihre Mail-Accounts erhielten. Zusätzlich mussten sämtliche Zahlungsanweisungen per Hand ausgefüllt werden.
Fehlgeleitete IT
Der Crash der vergangenen Woche ist nur das letzte Ereignis in einer langen Kette von gescheiterten IT-Projekten beim DWP. So kämpft die Kinderabteilung der Behörde (CSA) mit einem 456 Millionen Pfund teuren System von EDS, dass die Auszahlung von staatlichen Leistungen an allein stehende Elternteile gewährleisten soll. Die Software verweigert jedoch sieben von acht Anspruchsberechtigten die Auszahlung. Als Folge erwägt der zuständige Minister die vollständige Abschaltung des Systems. Der bisherige Verantwortliche in der Behörde ist aufgrund der Probleme bereits zurückgetreten.
Der Systemausfall ist Wasser auf den Mühlen der Outsourcing-Gegner in Großbritannien. So forderten Gewerkschaftsvertreter die britische Regierung auf, von der Streichung von 30.000 Stellen im DWP abzusehen. Sie waren mit der verbesserten IT begründet worden. Insgesamt sollen im öffentlichen Bereich 104.000 Arbeitsplätze aufgrund der gesteigerten Effizienz der neuen IT-Systeme wegfallen.
Gescheiterte Projekte an der Tagesordnung
Der öffentliche Sektor in Großbritannien hat seit 2003 rund 12,4 Milliarden Pfund für IT-Projekte ausgegeben. Viele Vorhaben sind dabei jedoch völlig aus dem Ruder gelaufen. Entweder liegen sie hoffnungslos hinter dem Zeitplan oder die Kosten explodieren deutlich.
So verspätete sich die Einführung einer Guthabenkarte der Post und des "Department of Social Security" um etwa drei Jahre. Die Kosten lagen um 300 Millionen Pfund über der ursprünglichen Planung. Software-Probleme führten bei der Swanwick Luftraumkontrolle nicht nur zu erheblichen Verspätungen, sondern auch zu einer Beinahe-Kollision von zwei Flugzeugen.
Auch in Deutschland häuften sich in diesem Jahr die gescheiterten IT-Projekte im öffentlichen Bereich. So verfünffachten sich die Kosten für die Steuersoftware Fiscus auf 850 Millionen Euro. Als Folge wurde das Projekt zum großen Teil eingestellt. Auch beim Virtuellen Arbeitsmarkt der Bundesagentur für Arbeit konnten sowohl der Zeitplan als auch der Kostenrahmen nicht eingehalten werden.
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