Mit Investitionen in Milliardenhöhe ringen die USA um mehr Teilhabe am Wirtschaftsboom in Afrika. US-Unternehmen wollen mehr als 14 Milliarden Dollar (10,5 Mrd. Euro) in afrikanische Länder stecken, die in Banken, Bauwesen und Informationstechnologie fließen sollen. Präsident Barack Obama wollte die Pläne am Dienstag am Ende eines eintägigen Wirtschaftsforums in Washington ankündigen. Das teilte das Weiße Haus mit.
Bei ihren Investitionen hätten die USA in Afrika bisher "kaum an der Oberfläche gekratzt", sagte Ex-Präsident Bill Clinton im Gespräch mit Topmanagern. "Dies ist eine gewaltige Gelegenheit für amerikanische Unternehmen." Nach Angaben des US-Handelsministeriums arbeiten bisher rund 250 000 Amerikaner in Stellen, die von Exporten nach Afrika gestützt werden. Auf beiden Seiten würden durch die Investitionen neue Arbeitsplätze entstehen. "Wir wollen Geschäfte mit diesen Leuten machen", hatte Obama bereits vergangenen Freitag gesagt.
Bei dem Wirtschaftsforum am Rande des dreitägigen Afrika-Gipfels des Weißen Hauses versammelten sich Topmanager und Spitzenpolitiker, um über Handel, Entwicklung und Investitionen zu sprechen. Zu den Rednern gehören neben Obama und Clinton auch der Konzernchef des Handelsriesen Walmart, Doug McMillon, der Vorsitzende des Kreditkarten-Anbieters Mastercard, Ajay Banga, sowie Weltbankpräsident Jim Yong Kim. Auch US-Finanzminister Jacob Lew und Ginni Rometty, Chefin des Computerherstellers IBM, stehen auf der Rednerliste.
Derzeit ist China der wichtigste Handelspartner Afrikas, doch die USA wollen ein größeres Stück vom Kuchen abhaben. "Je mehr, desto besser", sagte Obama kürzlich in einem Interview der Zeitschrift "Economist". China könne zwar beim Ausbau wichtige Infrastruktur in Afrika helfen. Die Afrikaner müssten aber darauf achten, dass neu gebaute Brücken und Straßen nicht nur von einer Bergbaugrube direkt zum Hafen und nach Shanghai führten. Außerdem müssten bei diesen Projekten Afrikaner beschäftigt werden.
Für Obama, der den bisher einmaligen Großgipfel mit 50 afrikanischen Staats- und Regierungschefs sowie der Afrikanischen Union (AU) ausrichtet, geht es auch um sein politisches Erbe. Der Sohn eines Kenianers und einer amerikanischen Mutter will seinen zuvor recht dürftigen Einsatz in Afrikafragen wettmachen. Im Juni 2013 war er zwar nach Senegal, Südafrika und Tansania gereist und hatte für mehr Handel und Investitionen geworben. Doch Kritiker bemängelten, dass er mit der Reise zu lange gewartet und dabei auch keine wirklich bedeutenden Vorhaben ins Rollen gebracht habe.
Das Weiße Haus lobte das politische Großereignis, das selbst für Protokollchef Peter Selfridge und erprobte Planer seit Wochen zur logistischen Herausforderung wurde. "Der dreitägige Gipfel bildet das größte Engagement eines US-Präsidenten für Afrika", sagte Obamas Sprecher Josh Earnest. Wegen der rund 5400 angemeldeten Teilnehmer und 1200 Journalisten wurden weite Bereiche der Washingtoner Innenstadt am Dienstag abgesperrt. (dpa/mhr)