Die Veränderungen in der Kultur von IT-Unternehmen sind laut dem ISF Ausdruck eines grundlegenden Strategiewechsels. Das drückt sich auch in einem veränderten Umgang mit den Mitarbeitern aus. Gemäß der neuen Leitvorstellung ist die IT-Branche ist auf dem Weg zu einem "etablierten Player". Für Mitarbeiter bedeutet das unter anderem: "Die Zeit der Stammplatzgarantien ist vorbei."
Die Autoren der Studie bezeichnen diese Entwicklung als "Gezeitenwende". Die IT-Beschäftigten halten jedoch an ihren Ansprüchen an moderner Unternehmenskultur fest. Diese soll bestimmte Ziele fördern. Dazu zählen für die IT-Mitarbeiter unter anderem individuelle Gestaltung der Arbeitszeit, Selbstbestimmung, Spaß bei der Arbeit und Selbstverwirklichung. Die Gewichtung der Interessen zeugt von einer Arbeitseinstellung, die an moderne Unternehmenskonzepte orientiert ist.
Am höchsten bewertet wurde der Aspekt "kollegiale Arbeitsatmosphäre". Das widerspricht der allgemeinen Annahme, bei IT-Leuten handele es sich vor allem um Individualisten ohne Sinn für soziale Bindungen. Die Studienautoren sind erstaunt, dass dieses Interesse sogar noch vor "keine gesundheitliche Beeinträchtigung durch die Arbeit" rangiert. Die hohe Gewichtung eines sicheren Arbeitsplatzes ist angesichts der wirtschaftlichen Situation dagegen nicht überraschend.
Freies Wochenende wichtig
Erstaunlich ist für die Autoren auch das starke Interesse an einem freien Wochenende. Für Beschäftigte mit traditionell langen Arbeitszeiten sei das Resultat Ausdruck einer "manifest formulierten Zumutbarkeitsgrenze".
Bei den Themen Geld und Karriere stehen die Mitarbeiter stark unter dem Eindruck der aktuellen Krise mit Preis- und Margenverfall. Die Ansprüche fallen hier. Das Management will Gehalts- und Karriereerwartungen mittelfristig dämpfen und "normalisieren". Zugleich möchten die Unternehmen die Leistungsbereitschaft durch Anreize steigern: Wer sein vorgegebenes Ziel erreicht, kriegt auch mehr Geld. Diese Leistungsdifferenzierung wird nur von einem Teil der Mitarbeiter befürwortet. Einer Kultur des "High Performertums" stehen die Beschäftigten überwiegend skeptisch gegenüber.
Das Thema Qualifizierung ist in der IT-Branche traditionell von großer Bedeutung. Es geht dabei um die Erhaltung des Arbeitsmarktswerts der Mitarbeiter. Sie betonen, dass regelmäßige Weiterbildungsmaßnahmen unverzichtbar seien, um beruflich mithalten zu können. Die Unternehmen haben entsprechende Aktivitäten jedoch aus Kostengründen herunter gefahren. Das empfinden die Beschäftigten als kontraproduktiv.
Arbeit und Freizeit sind streng zu trennen
Beim Thema Arbeit und Leben zeigt die Studie die Tendenz der Beschäftigten auf, das Leben (die Freizeit) verstärkt gegen extensive Anforderungen der Arbeitswelt zu behaupten. Sie wollen der Ausweitung der Arbeitszeit und der Vermischung von Arbeit und Leben entgegenwirken. Diese Grundhaltung spiegelt sich unter anderem in einer geringen Bereitschaft wieder, von zu Hause aus zu arbeiten.
Ein Blick auf die real geleistete Mehrarbeit legt einen Geschlechterunterschied offen: Männer arbeiten im Schnitt 7,3 Stunden mehr als vertraglich vereinbart, Frauen nur 3,3 Stunden. Die Studienautoren erklären das dadurch, dass Frauen vorwiegend in geringer qualifizierten Bereichen tätig sind. Hier sind die Anforderungen an Mehrarbeit geringer. Über 50 Prozent der befragten IT-Mitarbeiterinnen arbeiten in der Administration.
Für die Studie interviewten die Autoren 13 Frauen und 26 Männer aus der IT-Branche. Der tatsächliche Frauenanteil der Branche liegt um ein Drittel darunter. Die Beschäftigten kamen aus den Bereichen Entwicklung, Beratung, Service, Vertrieb, Administration und der unteren Führungsebene.
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