IT-Lösungen erhöhen Effizienz und senken Kosten im Gesundheitswesen

Verbesserung medizinischer und administrativer Prozesse

25.04.2006
Es kommt täglich in Hunderten von Kliniken überall in Deutschland vor: Mit dem Notarztwagen wird ein verunglückter Patient eingeliefert, muss sofort operiert und medikamentös behandelt werden. Er ist den Ärzten nicht bekannt, sie wissen nichts über Anamnese, Allergien oder Erkrankungen des Patienten, die Einfluss auf die anstehende Operation und Medikation haben könnten.

Um das Leben des Patienten zu retten, wird die OP trotzdem durchgeführt. Später füllt der Arzt manchmal stundenlang Formulare und Aktenvordrucke aus, damit der Patient entsprechend erfasst und die Leistungen der Klinik mit der Versicherung abgerechnet werden können. So weit, so normal. Dieses Beispiel zeigt jedoch, dass es in Kliniken ein hohes Optimierungspotenzial gibt, insbesondere bei der Beschleunigung von medizinischen und administrativen Prozessen.

Abhilfe soll neben den bereits in immer mehr Kliniken eingesetzten PACS (Picture Archiving And Communication System)- und RIS (Radiologie-Informationsystem)-Systemen vor allem die elektronische Gesundheitskarte schaffen. Sie wird in Deutschland ab 2006 die bisherige Krankenversichertenkarte ablösen. Auf Basis einer umfassenden IT-Infrastruktur soll es die Karte den Versicherten sowie den Beteiligten in Arztpraxen, Kliniken und Versicherungen ermöglichen, alle relevanten Daten und Informationen zu speichern, zu verwalten und jederzeit im Kontext der Patientenbehandlung abzurufen.

Zur Diagnose und Heilung einer Verletzung oder Erkrankung sind Röntgenbilder aus Kliniken und Arztpraxen nicht mehr wegzudenken. Gleichzeitig ist es jedoch immer noch gängige Praxis, sie in Tüten zu verpacken und per Boten oder Post zu verschicken. Nur so stehen sie dort zur Verfügung, wo sie gebraucht werden: im OP, auf der Station oder bei einem Arzt, der einen Patienten nach einem Klinikaufenthalt ambulant übernimmt. Mit Effizienz und niedrigen Kosten hat ein solcher Prozess jedoch wenig zu tun.

Abläufe optimieren, Kosten senken, Effizienz erhöhen: Was für Unternehmen in der freien Wirtschaft gilt, ist auch in Kliniken und Arztpraxen zur Maxime des Handelns geworden. Dabei muss unternehmerisches Denken in Einklang mit der Qualität der Behandlung gebracht werden, denn diese steht in den medizinischen Einrichtungen nach wie vor an erster Stelle. Trotzdem müssen sich die Verantwortlichen mit unverändert niedrigen oder gar sinkenden Budgets sowie strengen gesetzlichen Vorgaben zur langfristigen Archivierung von Patientendaten auseinander setzen. Sie müssen diese Anforderungen erfüllen und gleichzeitig die Effizienz ihrer Häuser steigern.

Ein Weg, dieses Ziel zu erreichen, ist der Einsatz von Informationstechnologie. Mit Hilfe moderner IT-Infrastrukturen können Ärzte, Apotheker und Klinikpersonal die Betreuung ihrer Patienten verbessern und gleichzeitig Prozesse beschleunigen, bürokratische Hürden abbauen und Kosten senken. Derzeit stehen jedoch noch viele Ärzte, Krankenschwestern und Laborkräfte in den Krankenhäusern und Praxen dem Einsatz von IT eher skeptisch gegenüber. Der Grund dafür liegt in den oft negativen Erfahrungen mit nicht ausgereiften Systemen oder Software-Lösungen, die mehr Arbeit machen anstatt zu entlasten.

Hier sind die Hersteller gefordert. Gleichzeitig haben sie aber auch die große Chance, sich im Bereich Healthcare nachhaltig zu etablieren, indem sie nachweisen, dass der Einsatz von IT den Alltag von Ärzten und Pflegepersonal erheblich erleichtern kann. Die eingesetzte IT muss intuitiv verständlich und bedienbar sein, den Anwendern im Labor und auf der Station von Anfang an Abhilfe schaffen, deren Routineaufgaben erleichtern und sie im Alltag entlasten - ohne lange Einarbeitszeiten und Schulungen. Nur wenn sie diese Anforderungen erfüllt, wird sich IT im Krankenhaus auf breiter Ebene durchsetzen.

Elektronische Gesundheitsakte

In Kliniken steht das Wohlergehen des Patienten auf dem Spiel, wenn bei einer dringenden Diagnose wichtige Informationen wie Röntgenbilder, Arztbriefe, EKG- oder CT-Auswertungen nicht zur Verfügung stehen. Liegen diese nicht vor, müssen Befragungen des Patienten und entsprechende Untersuchungen aus Sicherheitsgründen wiederholt werden. Nur so kann der Arzt eine umfassende und richtige Diagnose stellen. Diese Maßnahmen sind im Sinne einer optimalen Behandlung notwendig, kosten aber Zeit und verzögern die eigentliche Therapie und damit die Genesung des Patienten. Die zusätzlichen Untersuchungen wären überflüssig, wenn Ärzte jederzeit Zugriff auf die oben genannten Daten und Informationen hätten. Dies zu erreichen ist eines der Ziele der elektronischen Gesundheitsakte.

Unter mehr als 250 CIOs und IT-Leitern von US-Healthcare-Organisationen gaben Anfang 2005 knapp zwei Drittel der Befragten die Einrichtung eines Electronic Medical Records (EMR)-Systems als dringlichste Maßnahme innerhalb der nächsten zwei Jahre an. 18 Prozent der Befragten haben sogar schon ein entsprechendes System implementiert. Dies ergab eine Studie der amerikanischen Healthcare Information and Management Systems Society (HIMSS). In Deutschland steht die elektronische Gesundheitskarte kurz vor der Einführung.

Die elektronische Gesundheitskarte bietet neben administrativen Funktionen auch Basisinformationen über die Gesundheit des Patienten. Der administrative Teil ist verpflichtend für alle Nutzer. Er enthält Angaben über den Versicherungsstatus des Patienten, Zuzahlungspflichten sowie als Anwendung die elektronische Übertragung eines Rezepts. Darüber hinaus bietet die Karte einen medizinischen Teil, der auf freiwilliger Basis genutzt werden kann. Dieser enthält Informationen über eingenommene Arzneimittel, Notfalldaten wie Blutgruppe, chronische Erkrankungen oder Allergien sowie zusätzliche Gesundheitsinformationen wie Anamnese, aktuelle Diagnosen, Operationen oder Impfungen.

Die Gesundheitskarte ist eine Voraussetzung, um das Idealbild eines klinischen Ablaufs zu erreichen – im Sinne des behandelnden Personals, aber auch im Sinne der Patienten und Beitragszahler. Jede für die Behandlung relevante Information ist für den Arzt vor Ort einsehbar. Röntgenaufnahmen, EKG-Auswertungen oder Informationen über die gesundheitliche Vorgeschichte können so unmittelbar in die aktuelle Behandlung einbezogen werden. Sämtliche Daten sind zentral gespeichert und per Gesundheitskarte und digitale Signatur abrufbar. Voraussetzung dafür ist eine Informationsinfrastruktur, die es ermöglicht, Daten revisionssicher und hochverfügbar zu speichern.

Gesetzliche Aufbewahrungspflichten

Der Gesetzgeber stellt die Leistungserbringer nicht nur durch die Einführung der digitalen Gesundheitskarte vor neue Herausforderungen. Auch die wachsenden Datenmengen an sich sowie die in Deutschland und Europa geltenden Aufbewahrungspflichten für medizinische Daten sind Tatsachen, mit denen sich Kliniken, niedergelassene Ärzte und Versicherungen auseinander setzen müssen. Die in vielen Organisationen bisher üblichen Papier- oder Bildarchive stoßen immer öfter an ihre Grenzen. Speziell dort, wo bildgebende Technologien wie Röntgen, Radiologie, Ultraschall oder Endoskopie zum Einsatz kommen, ist das Datenwachstum immens. Nicht selten erreicht es Größenordnungen von mehreren Terabyte pro Jahr, bei zweistelligen Wachstumsraten. Diese Daten müssen von den Kliniken nicht nur entsprechend nutzbar gemacht, sondern auch über Jahre oder Jahrzehnte archiviert werden. Entsprechende gesetzliche Vorgaben schreiben dies vor. Dabei liegt die große Herausforderung an die IT darin, dass diese Informationen unveränderbar archiviert werden müssen. Werden sie doch geändert, so muss jede Modifikation auch nach Jahren noch nachvollzogen werden können.

Effizienzsteigerung durch intelligentes Datenmanagement

Speicherhersteller reagieren auf diese Anforderungen mit speziellen Angeboten für den Bereich Healthcare. Dabei liegen Lösungen zur Digitalisierung und Speicherung von Röntgenbildern oder Ähnlichem auf der Hand. Neben digitalen Online-Archivierungslösungen und Enterprise-Content-Management-Systemen setzen sich insbesondere digitale Bildmanagement-Systeme (PACS) in Kliniken immer mehr durch. Mit Hilfe eines solchen Systems stehen den Ärzten die notwendigen Informationen per Mausklick dort zur Verfügung, wo sie angewendet werden müssen: im OP, auf der Station oder direkt am Bett des Patienten. So leistet die IT ganz unmittelbar einen wesentlichen Beitrag zur Effizienzsteigerung in Kliniken und Arztpraxen.

Der Übergang vom papier- beziehungsweise bildbasierten Archiv zu einem durchgehend digitalen Archiv ist lediglich der erste Schritt, den die Kliniken tun müssen. Um den gesetzlichen Richtlinien, dem fortschreitenden Kostendruck und den Anforderungen, die durch die Einführung der Gesundheitskarte entstehen, gerecht zu werden, empfiehlt es sich, eine umfassendere IT-Strategie zu implementieren. Ziel muss es sein, Prozesse zu beschleunigen und effizienter zu gestalten und damit den Ärzten, dem Klinikpersonal und nicht zuletzt den Patienten das Leben zu erleichtern.

Andreas Voss, MBmedien GmbH. Quelle: EMC Deutschland GmbH, Schwalbach / Taunus