In einem sich konsolidierenden Markt aggressiv aufzutreten, hat durchaus auch Vorteile. So konnte SBS durch zahlreiche Übernahmen und gewonnene Outsourcing-Verträge in den vergangenen zwölf Monaten deutlich Marktanteile gewinnen. Allerdings wurde dieses Wachstum mit sinkenden Margen bezahlt. Die Konsequenz ist ein Verlust von vermutlich 350 Millionen Euro im bis Ende September laufenden Geschäftsjahr.
Nun sucht der Siemens-Konzern nach Partnerschaften für SBS. Wie beim Verkauf der SBS-Tochter Sinitec sollen produktnahe Services wie die Wartung von Computern auch im Ausland verstärkt an externe Dienstleister ausgelagert werden, um Kosten zu sparen. Hier rächt sich die Konzentration der Siemens-IT-Tochter auf den Bereich der IT-Infrastrukturen.
Gerade in diesem Segment werden nur noch geringe Gewinne erzielt. Der Einstieg in das profitablere Geschäft mit Business Process Outsourcing ist nach Meinung von Marktbeobachtern bisher noch nicht richtig gelungen. Beim HR-Outsourcing scheint sich SBS bereits wieder vom Markt zurückgezogen zu haben, bevor sich das Angebot überhaupt etablieren konnte.
Unzufriedenheit mit von Hammerstein
Als Konsequenz hat der bisherige SBS-Chef Adrian von Hammerstein seinen Rücktritt erklärt. Der 52-Jährige hatte diese Funktion erst im Juli 2004 übernommen. Der damalige Siemens-Chef Heinrich von Pierer hatte den früheren Fujitsu-Siemens-Chef mit der Sanierung des IT-Dienstleisters beauftragt. Der Konzern-Vorstand hatte in den vergangenen Monaten mehrfach seine Unzufriedenheit mit den Ergebnissen des Bereichs deutlich gemacht.
Von Hammersteins Nachfolger wird Christoph Kollatz. Zuvor hatte der 44-Jährige bei Siemens das Geschäftsgebiet Intelligent Trafffic Systems im Konzernbereich Industrial Solutions and Services verantwortet. Kollatz muss nun die Sparpläne des Siemens-CEOs Kleinfeld umsetzen. So sollen in Deutschland bis 2007 rund 2.400 Arbeitsplätze abgebaut werden. Weltweit sind in der Sparte derzeit 34.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Beim Stellenabbau will SBS nach verschiedenen Medienberichten betriebsbedingte Kündigungen vermeiden und stattdessen auf Ausgliederungen und den Verkauf von Unternehmensteilen setzen. Um die Renditeziele zu erreichen, müsse SBS bis zum Ende des Geschäftsjahres 2007 insgesamt 1,5 Milliarden Euro Kosten sparen. Trotz der Personalkürzungen bleibt jedoch eine Einsparlücke von 265 Millionen Euro bis 2007. Diese soll unter anderem durch Verbesserungen beim Einkauf gestopft werden.
Schwierige Brautschau
Trotz des Sparprogramms ist auch ein Komplettverkauf von SBS noch nicht vom Tisch. "Die Partnersuche dürfte sich für SBS jedoch schwierig gestalten“, ist sich PAC-Analyst Stephan Kaiser sicher. Für eine Übernahme sei eine gewisse Größe notwendig. Die würden zwar die vier größten Konkurrenten auf dem deutschen Markt mitbringen. Im Detail sehe aber das Kaufinteresse der Wettbewerber wie folgt aus:
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IBM: Der SBS-Konkurrent setzt nach Ansicht von Kaiser vor allem auf organisches Wachstum und allenfalls kleinere Zukäufe im deutschen Markt. Außerdem habe IBM die kritische Größe in Deutschland und international bereits erreicht. "In Deutschland liegt der Fokus damit eher auf profitablem statt schnellem Wachstum."
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T-Systems: Zwar könnte T-Systems, nach Meinung von PAC-Analyst Kaiser, mit einer Übernahme den deutschen Outsourcing-Markt noch klarer dominieren. Allerdings ergäbe sich daraus ein viel zu hoher Integrationsaufwand. Darüber hinaus würde die Stärkung in erster Linie den deutschen Markt betreffen. Für beide Unternehmen ist die weitere Internationalisierung aber wichtigstes Thema.
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HP: Die deutsche Serviceeinheit wäre der einzige Anbieter unter den Top 4, der sinnvoll von einer Übernahme profitieren könnte. “HP wird in der Wirtschaft immer noch als Produkthersteller wahrgenommen. SBS wäre eine gute Verstärkung des Servicebereiches“, so Kaiser. Allerdings ist eine Akquisition unter dem neuen CEO eher unwahrscheinlich. Noch mehr als bei IBM hat bei HP zurzeit Profitabilität Vorrang vor Wachstum.
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EDS: “Auch wenn EDS seine Konsolidierungsphase zunächst abgeschlossen hat, fährt die Firma eher eine vorsichtige und selektive Wachstumsstrategie“, meint Kaiser.
Als wahrscheinlichere Kaufinteressenten gelten Atos Origin und CSC Ploenzke. Beide haben angekündigt, ihre Marktposition in Deutschland deutlich auszubauen.
Zudem hält Kaiser auch eine Veränderung des Geschäftsmodells von SBS möglich. Eine stärkere Zusammenarbeit mit den anderen Geschäftsbereichen könnte die Position im Konzern nachhaltig festigen.