Keine Minute ohne das Handy

Verlernen wir das Warten?

08.05.2015
Das Warten stirbt aus. Jedenfalls das reine Warten ohne Ablenkung durch Internetsurfen, Chatten, Spielen. Beim Zahnarzt mag das seine Vorteile haben. Doch Experten warnen vor einem Kulturverlust.

Viele können es sich schon gar nicht mehr vorstellen: Im Wartezimmer des Doktors, an Bushaltestellen und auf Amtsstuben verbrachte man früher geraume Zeit mit Warten. Warten im Sinne von Nichtstun. Gegen die Wand starren. In den Himmel schauen. Andere Leute beobachten. Ausharren und sich in Geduld üben.

Heute gibt es das praktisch nicht mehr, weil nahezu jeder mit einem Smartphone ausgestattet ist und sich die Zeit mit Surfen, Chatten oder Spielen vertreibt. Das Ende der Langeweile – eine Erlösung?

"Schau mal, diese App finde ich ganz toll." "Super, die kenne ich noch gar nicht."
Foto: nenetus - Fotolia.com

Ohne Zweifel: Das Warten konnte quälend sein. Zum Beispiel beim Zahnarzt, da ist man heute für die Ablenkung dankbar. Und doch meint der Philosoph Stefan Gosepath: "Wenn wir das Warten verlernen würden, wäre das ein kultureller Verlust."

Warten können hat etwas mit Selbstdisziplin zu tun. Heute können viele noch nicht mal fünf Minuten an der Supermarktkasse warten, ohne das Handy zu zücken. Und wenn das aus irgendeinem Grund nicht gehen sollte – kein Empfang, Hände voll – dann werden sie ganz ungeduldig.

Warten heißt nachdenken

"Das Warten – so unangenehm es sein konnte – hatte etwas Positives", meint der Kommunikationswissenschaftler Peter Vorderer von der Universität Mannheim. "Das war dieses Moment der Kontemplation. Ein Moment der Pause. Man ließ die Welt auf sich wirken. Man konnte nachdenken. Dass das verschwindet, ist sicherlich ein Problem. Das wird etwas sein, das uns nachhaltig verändern wird."

Zum einen kann es das Denken beeinträchtigen. Von Kindern weiß man, dass sie nicht kreativ sein können, wenn sie jeden Tag ein vollgepacktes Programm haben. Sie brauchen die Langeweile, um selbst Ideen zu entwickeln. Erwachsene dürften da nicht so viel anders sein.

"In der Erfahrung des Wartens kann eine Chance liegen", meint Gosepath, Professor an der Freien Universität Berlin. "Man braucht die Phasen des Nichtstuns, auch der Langeweile, zum Beispiel während einer Fahrt in der U-Bahn, um seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Was man sonst fast nur beim Psychotherapeuten hat."

Man schaut aus dem Fenster, die Gedanken gleiten weg – und plötzlich hat man einen guten Einfall. Plötzlich weiß man, wie man etwas anpacken muss. "Das ist natürlich nicht garantiert, aber wenn man keine Gelegenheiten schafft für solche Gedanken, dann kommen sie auch nicht", sagt Gosepath. "Man muss ihnen Raum geben."

Warten heißt genau hinschauen

Doch nicht nur das Denken, auch das Sehen könnte an Qualität verlieren, wenn das Warten vollends abgeschafft wird. Es geht um die Fähigkeit, genau hinzuschauen. Wenn man früher Morgen für Morgen an derselben Haltestelle wartete, fielen einem kleinste Veränderungen auf. Die Frau, die auch jeden Morgen da stand, trug einen neuen Mantel. Die Leute von gegenüber hatten andere Vorhänge. Der Kirschbaum bekam erste Knospen.

War es eine Straße, die man weit einsehen konnte, versuchte man, den Bus schon möglichst früh zu erkennen. "Da kommt er!" – "Nee, das ist nicht der 42er, das ist die 22!" Solche Dialoge an der Haltestelle sind ausgestorben. Heute schauen viele noch nicht mal beim Einsteigen vom Display auf.

Schon äußern Galeristen auf der Kunstmesse Art Cologne die Befürchtung, dass die heranwachsende Generation das Bildersammeln verlernen könnte – weil sie es eben nicht mehr gewohnt ist, immer wieder denselben Anblick zu ertragen. Die Bilder müssen im Sekundentakt wechseln.

Vorderer glaubt allerdings, dass das Warten ein Comeback erleben wird. "Ich bin davon überzeugt, dass wir uns diese Momente des Wartens zurückholen werden. Die Zunahme von Kommunikation in Situationen, an denen man bisher nicht kommuniziert hat – oder nur mit seinem direkten Gegenüber kommuniziert hat - ist so dramatisch, dass es hier unweigerlich eine Gegenreaktion geben muss." (dpa/tö)

Vorurteile über Besitzer von iPhone-Hüllen
Der Minimalist
Kein Logo, kein Schnick-Schnack, nichts. Die Hülle muss einen einzigen Zweck erfüllen und zwar das eigene iPhone gegen Kratzer, Staub und andere Einwirkungen der Außenwelt schützen. Die Textur und Farbe der Hülle passt zu dem Innendesign im Wohnzimmer und zum eigenen Auto.
Der Nerd
Wartet immer auf das nächste Jailbreak, aktualisiert aber das iOS, sobald auch eine neue Version da ist. Hatte kurz in der Android-Ecke reingeschnuppert, da roch es aber ziemlich streng, weswegen er wieder heil zu iOS zurückgekehrt ist.
Der Protz
Auf dem internationalen Flug zu dem nächsten Termin zückt er eben kurz sein iPhone, um die nächsten Spiele im Golf-Club abzumachen. Die Hülle darf das iPhone Logo nicht überdecken.
Der Hipster
Die Hülle aus einem fein verarbeiteten Holzstück war eigentlich ein Fehler, sie passt nicht zu dem eigenen iPhone. Zumindest ergibt sie ein schönes Motiv für den nächsten Instagram-Post.
Die Diva
Swarowski-Kristalle auf der Hülle sind selbstverständlich, die Farbe variiert nach dem Gemütszustand und der aktuellen Maniküre. Die Fingernägel sollen hier nicht kürzer als fünf Millimeter sein
Der Öko-Aktivist
Das Material stammt aus dem nachhaltigen Anbau, bei der Herstellung sind keine Giftstoffe verwendet worden, die Arbeiter in der Hersteller-Fabrik bekommen einen fairen Lohn, höchstens drei davon stürzen sich pro Jahr vom Dach des Fabrik-Gebäudes. Diese ganzen Angaben hat der Öko-Aktivist von der Webseite des Herstellers oder direkt auf der Verpackung der Hülle.
Der anonyme Android-Fan
Die Hülle erfüllt hier einen einzigen Zweck: Das Apple-Logo zu überdecken. Der anonyme Androider hätte schon längst umgestiegen, wenn nicht die einzige Tatsache, dass die coolsten Spiele immer zuerst fürs iOS erscheinen.
Der Workaholic
Eine Hülle erfüllt ihr Zweck für Workaholics nur in einem Fall – wenn sie einen eingebauten Zusatz-Akku mitbringt. Wer die Akku-Laufzeiten unter Volllast nur auf acht Stunden beschränkt hat, gehört in die Hölle. Schließlich ist ein produktiver Tag um achtzehn Uhr noch längst nicht zu Ende.
Der unentdeckte Künstler
Eigentlich hat er noch nie verstanden, warum alle anderen so viel Lärm um dieses neuartige Zeug machen. Er hat sich ein iPhone gekauft nur, weil sein altes Nokia 3110 endgültig den Geist aufgegeben hat. Ein klarer Vorteil hat so ein iPhone schon – zumindest das Lieblingsmotiv von Van Gogh bleibt auch unterwegs dabei.
Die Power-Frau
Die iPhone-Hülle einer Power-Frau ist robust, praktisch, schön und so dezent teuer, dass es jeder im Meeting merken muss. Sie war ob der Entdeckung der Emojis auf dem iPhone etwas erstaunt, nutzt sie seitdem regelmäßig, in den privaten Konversationen selbstverständlich.
Der Outdoor-Fanatiker
Es gibt nicht viele Abnehmer für hässliche iPhone-Hüllen. Hat sich aber der eigene Designer für eine lukrativere Stelle beim Konkurrenz-Hersteller entschieden oder es gab gar keinen Designer, kann sich der Hersteller solcher Hüllen immer noch in der Markt-Nische für Hobby-Sportler aka "Ich zeige gerne, dass ich mal Sport treibe" versuchen. Stichworte fürs Marketing: Survive, Protect, (Water)-Proof; Farben: Schwarz und Khaki.