Rund jedes fünfte Unternehmen arbeitet laut dem Berater Horváth & Partners mit Balanced Scorecards (BSC). Hintergrund ist der Versuch, die Leistungsfähigkeit der Firma umfassend zu bewerten. Umfassend heißt: Es geht nicht nur um die Finanzperspektive, sondern auch um schwer greifbare Faktoren wie Kundenzufriedenheit oder Mitarbeitermotivation. Die Gründer dieses Konzeptes, Robert Kaplan und David Norton, wollen BSC als Instrument eines integrierten Management-Systems verstanden wissen.
Die Analysten von Horváth & Partners haben in der "Balanced Scorecard Studie 2008" den Status Quo von Balanced Scorecards im deutschsprachigen Raum erhoben. Das Fazit klingt lau: BSC ist vielversprechend, könnte in der Umsetzung aber mehr leisten. Was nicht zuletzt an der IT liegt.
Zunächst ein paar Daten: Vor der Jahrtausendwende hatten erst sieben Prozent der Unternehmen mit BSC gearbeitet, derzeit sind es 19 Prozent. Diese Entwicklung verlief jedoch nicht geradlinig. Nach 2002 (dreizehn Prozent) fiel der Durchdringungsgrad auf acht Prozent zurück, um seitdem stetig zu steigen.
Die Autoren verstehen BSC als Mittel der "systematischen Operationalisierung, Darstellung und Steuerung" von Zielen wie weltweiten Produkt-Rollouts, Kanalspezifischer Produktgestaltung oder Modernisierung der Marktforschung. Sie raten, BSC mit grafischen Abbildungen ("Strategy Map") zu kombinieren, um die wesentlichen Beziehungen zwischen den einzelnen strategischen Zielen sichtbar zu machen.
Nach den bisherigen Erfahrungen erhalten BSC vor allem in vier Dimensionen gute Noten: Kundenzufriedenheit, Qualität, Mitarbeiterzufriedenheit und Kostensenkung. Jeweils mehr als jeder zweite Befragte schreibt BSC hier positive Wirkungen zu.
Gleichzeitig geben 68 Prozent der Befragten an, ihre Profitabilität habe sich in den vergangenen drei Jahren besser entwickelt als die des Wettbewerbs. Horváth & Partners räumt aber ein, dass sich kaum sagen lässt, wie viel das mit BSC zu tun hat.
Balanced Scorecards werden in einer Mehrheit von 58 Prozent der Unternehmen dezentral durch Führungskräfte erstellt. Die Studienautoren gehen davon aus, dass dabei zentrale Vorgaben zu beachten sind, sonst könne nicht von einer Strategiekonkretisierung durch BSC die Rede sein.
IT-Lösungen für BSC sind Mangelware
Nach den Beobachtungen von Horváth & Partners hapert es an der IT. 42 Prozent der Befragten arbeiten mit Microsoft Excel, weitere 18 Prozent mit Lösungen des Anbieters Procos. Acht Prozent setzen Eigenentwicklungen ein. Dabei ist insgesamt nur rund jeder Fünfte (22 Prozent) mit seiner Software wirklich zufrieden. Die Studienautoren sehen denn auch deutlichen Nachholbedarf auf Seiten der IT-Anbieter.
Entscheidern, die sich für BSC interessieren, geben die Analysten vor allem Eines mit auf den Weg: Balanced Scorecards sind Chefsache. Die Studienautoren wörtlich: "Ohne Bereitschaft der Führungskräfte, mit dem Ansatz auch tatsächlich zu führen, bleibt die BSC ein Papiertiger."
Horváth & Partners hat die Ergebnisse in der "Balanced Scorecard Studie 2008" ausgeführt. Die Analysten haben mit Entscheidern aus 123 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz gesprochen.