Die Worte "Bundestag" und "Party" fallen selten im selben Satz. Daher heißt die "Cryptoparty", die neulich im Parlamentsgebäude stattfand, offiziell "Fachgespräch vertrauliche Kommunikation". Die Idee dahinter ist einfach: Interessierte Menschen kommen zusammen und lernen, wie sie E-Mails, Dateien und ihre Computer vor Einblicken von außen schützen können.
Solche "Cryptopartys" finden seit mehreren Monaten regelmäßig in Treffpunkten von Computerfreunden statt. Das sind gerne unverputzte Gebäude mit vielen Kabeln und wenig Tageslicht. Die Bundestags-Cryptoparty dagegen beginnt am späten Nachmittag im Fraktionssaal der FDP, der mit grauem Teppich und ordentlichen Stuhlreihen Büroatmosphäre ausstrahlt. Dafür gibt es Club Mate, das koffeinhalte Lieblingsgetränk der Nerds.
Etwa 40 Menschen sind gekommen, darunter der eine oder die andere Bundestagsabgeordnete und ihre Mitarbeiter. Einberufen hat das Ganze Jimmy Schulz, FDP-Abgeordneter und selbst Internetunternehmer. "Es geht darum, Neugierde zu wecken", sagt er. Offenbar fragt sich nach den Berichten über Ausspähprogramme amerikanischer und britischer Geheimdienste auch so mancher im Bundestag, wie die eigene Kommunikation besser geschützt werden kann. Dabei ist dafür eigentlich das IT-Referat des Bundestages zuständig.
Die Grenzen des Staates
Kritiker bemängeln, dass eine "Cryptotparty" das eigentliche Problem – die Möglichkeit des massenhaften Ausspähens auch deutscher Kommunikation – nicht lösen kann. Schulz hält dagegen: Der Staat könne den Datenverkehr im internationalen Netz nicht überall schützen. Gefahr drohe auch von Kriminellen. Verschlüsselung sieht er als Ergänzung zum politischen Vorgehen. "Das wäre auch ohne NSA und auch ohne den britischen Geheimdienst sinnvoll", sagt er.
Wie die Technik funktioniert, erklären IT-Kenner an vier Stationen im Raum. Da geht es etwa darum, Dateien auf dem eigenen Computer so zu schützen, dass sie für jeden Außenstehenden nur wie ein Zahlensalat aussehen. Das helfe auch, wenn der eigene Computer oder ein USB-Stick mal verloren gehe, sagt Referent Thomas Möhle. Das Programm dafür, genannt "TrueCrypt", sei nicht besonders kompliziert, sagt der 24-jährige Informatik-Student: "Jeder, der ein Interesse daran hat und sich die Zeit nimmt, das 10 Minuten zu lernen, sollte am Ende erfolgreich damit umgehen können."
Ein Mitarbeiter eines CDU-Abgeordneten sagt, der überlege solche Veranstaltungen auch im eigenen Wahlkreis anzubieten. Bisher galt das eher als eine Spezialität der Piratenpartei. Die veranstaltet seit mehreren Wochen solche Treffen, die sie eingedeutscht "Kryptopartys" nennt.
Nach gut zwei Stunden brechen die meisten Gäste auf. Schulz ist zufrieden: Überraschend viele Zuhörer hätten gleich die Programme installiert und ausprobiert. "Ich hoffe, dass es das nächste Mal länger sein wird", sagt eine Mitarbeiterin eines Unionsabgeordneten. Sie will im Internet nach mehr Informationen suchen – auch über die "offiziellen" Cryptopartys der Computerkenner. (dpa/tö)