Lage des Unternehmens
Bei dem Konzern steht derzeit der Umbau des Schaden- und Unfallgeschäfts im Fokus. Vorstandschef Oliver Bäte versucht die Allianz in allen Sparten auf Zukunftsfähigkeit zu trimmen. Nachdem das von den Niedrigzinsen gebeutelte Lebensversicherungsgeschäft und die Vermögensverwaltung wieder im Aufwind sind, will er die Produktwelt und Abläufe in der Schaden- und Unfallversicherung vereinfachen. Die Zahl der Vertragstypen soll deutlich sinken. Mit einer stärkeren Digitalisierung und neuen Angeboten für die Kunden will Bäte jungen Start-ups, sogenannten Insurtechs, Paroli bieten.
So hat der Konzern vor wenigen Tagen einen spanischen Handwerkerdienst übernommen. Damit, so die Hoffnung, kann die Allianz ihren Kunden in Südeuropa bei Schäden an Wohnung oder Gebäude direkt einen Fachmann ins Haus schicken. Pläne für größere Übernahmen haben sich für die Allianz bisher kaum erfüllt. Zuletzt steckte der Konzern zwei Milliarden Euro in die Komplettübernahme des Kreditversicherers Euler Hermes. Bäte hat wiederholt erklärt, in der Sachversicherung weiter zukaufen zu wollen. Allerdings seien die aufgerufenen Preise zu hoch. Statt dessen gab der Konzern Anfang Juli den dritten Aktienrückkauf binnen anderthalb Jahren bekannt. So will er bis Ende September eine weitere Milliarde Euro in den Erwerb eigener Papiere stecken.
Das erwarten die Analysten
Beim operativen Gewinn dürfte es in diesem Jahr erneut aufwärts gehen. Analysten bezweifeln kaum, dass die Allianz ihr Gewinnziel in diesem Jahr erreicht. Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg bis Montag befragten Branchenexperten rechnen im Schnitt mit einem operativen Gewinn von 11,5 Milliarden Euro. Dieser Wert liegt bereits im oberen Bereich der vom Vorstand ausgegebenen Spanne.
Für das zweite Quartal gehen Analysten von einem Umsatz von 30,7 Milliarden Euro aus, gut zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der operative Gewinn dürfte jedoch um rund zwei Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro gesunken sein. Beim Überschuss erwarten sie sogar einen Rückgang um elf Prozent auf knapp 1,8 Milliarden Euro.
Analyst Hadley Cohen von der Deutschen Bank erklärt dies zum einen mit einer Reihe von Sturmschäden in Europa. Diese hätten zwar nicht unbedingt den Umfang schwerer Katastrophenschäden erreicht - dürften sich aber dennoch finanziell merklich auswirken. Zum anderen werde die Allianz beim Nettogewinn eine Belastung aus dem Verkauf ihres Lebensversicherungsgeschäfts verbuchen. Diese dürfte Cohen zufolge bei 200 Millionen liegen.
Damit rechnet das Unternehmen
Obwohl schwankende Finanzmärkte und der schwache US-Dollar den Allianz-Gewinn im ersten Quartal belasteten, hat der Vorstand seine Prognose für 2018 nicht in Frage gestellt. Bäte hat sich einen operativen Gewinn von 10,6 bis 11,6 Milliarden Euro zum Ziel gesetzt. Im Vorjahr hatte die Allianz operativ 11,1 Milliarden verdient. Den Plänen zufolge soll das Schaden- und Unfall-Geschäft 2018 mehr abwerfen als im Vorjahr - und damit einen Gewinnrückgang in der Lebens- und Krankenversicherung ausgleichen.
So lief die Aktie
Für die Allianz-Aktie lief es in jüngster Zeit eher mau. Im laufenden Jahr ging ihr Kurs trotz der Aktienrückkäufe um rund zwei Prozent zurück. Mit Blick auf die vergangenen zwölf Monate hat das Papier drei Prozent gewonnen. Auf Drei-Jahres-Sicht steht allerdings ein Plus von rund einem Viertel zu Buche. Der Branchen-Subindex Stoxx Europe 600 Insurance hat in diesem Zeitraum rund zwei Prozent an Wert verloren. Daher gehörten die Allianz-Aktien hier zu den stärkeren Titeln. (dpa/mz)