Übernahmen im Versicherungsmarkt erhöhen den Druck auf die Unternehmen ebenso wie der Eintritt ausländischer Versicherer auf den deutschen Markt. So richtig widersprechen wollte und konnte dieser These niemand der knapp 100 Teilnehmer. Allerdings war man sich einig, dass die IT-Abteilungen die Situation nicht völlig selbst verschuldet haben.
Selbstkritisch fragten sich die Tagungs-Gäste, warum Versicherungen bei der "Industrialisierung der IT" so weit zurück lägen. Konsens herrschte bei der Antwort: Den Versicherungen ging es zu lange zu gut, sie hatten zu viel Geld.
Zu wenig Kommunikation zwischen IT und Business
Die IT wurde in Versicherungen immer in die Situation gedrängt, Entscheidungen von oben umzusetzen. Kommunikation fand zwischen IT und Business kaum statt. CIOs setzten diese Vorgaben zwar um, doch das führte zu wenig Standardisierung. "Fachabteilungsfürsten" hatten freie Hand und durften anschaffen, was sie wollten. Standardisierung konnte dadurch gar nicht erst stattfinden.
Ursache der Misere in den Versicherungen liegt also in der falschen Governance: Die IT muss viel stärker mitreden dürfen, wenn es um Anschaffungen von IT geht. Umgekehrt lautete die Forderungen: Erst müssen die Fachabteilungen standardisieren, bevor die IT ihre Strukturen harmonisieren kann.
Daran schloss sich die Frage an, ob die IT nun Treiber oder Getriebener sei? Ein Teilnehmer räumte ein, dass die IT noch hinter den Anforderungen aus dem Business herhinke und sie das Geschäft nicht so schnell wie gewünscht unterstützen könne.
Dass IT aber entscheidend für den Geschäftserfolg ist, darauf verwies ein anderer Gast. So sei die niederländische ING Bank zwar erst seit rund zehn Jahren im deutschen Markt tätig, aber mit dem reinen Online-Angebot der Direktbank ING Diba sehr erfolgreich. Zugespitzt formulierte der Diskussions-Teilnehmer: "Was machen wir, wenn es einmal Google Insurance gibt?"
Ohne IT können Versicherungen also nicht erfolgreich sein. Deswegen darf die IT den Handlungsspielraum des Business nicht begrenzen, wie ein Tagungsgast süffisant diplomatisch formulierte.