„Bring Your Own Device“ (BYOD) kommt nach dem anfänglichen Hype-Geschrei nach und nach in der Unternehmenspraxis an. Das firmeneigene Konzept für den Umgang mit teils privat gekaufter mobiler Hardware will wohl durchdacht sein, wie in einem Webinar mit David A. Willis von Marktforscher Gartner deutlich wurde. Vor allem beim Thema Kosten lauert so manche Überraschung.
Kommt es ein Unternehmen billiger, Smartphones und Tablets der Mitarbeiter einzubinden und zu betreuen als für alle firmeneigene mobile Geräte anzuschaffen? Mit einem klaren Ja oder Nein ist die Frage nicht beantwortet, sagte der Analyst.
Hohe Roaming-Gebühren
Reist ein Angestellter zum Beispiel häufig ins Ausland und surft und telefoniert dort mit seinem privat angeschafften, aber vom Unternehmen zum Arbeiten zugelassenen Mobilgerät, stellt sich die Frage, ob das Unternehmen die gesamten Kosten übernimmt. Denn die können wegen der Roaming-Gebühren in die Höhe schnellen.
An einem anderen Beispiel rechnete Willis vor, dass Firmen, die bisher eine umfassende, reine Blackberry-Architektur nutzen, mit dem Umstieg auf ein BYOD-Konzept tatsächlich Geld sparen können. Für den Beispielfall veranschlagte er Blackberry-Kosten von 90 US-Dollar pro Monat uns Nutzer – darin eingeschlossen die Kosten für Services wie E-Mail. Nach Willis’ Rechnung koste bei einem BYOD-Szenario im selben Unternehmen jeder Mobil-Nutzer durchschnittlich nur noch 65 Dollar.
Was nach handfesten Einsparungen aussieht, versah der Analyst auch gleich wieder mit einem Aber: Darin noch nicht eingeschlossen seien die Preise möglicherweise kostenpflichtiger Apps. Andererseits, was er wieder als Argument für BYOD anführte, lasse sich mit einer Privatgeräte-Strategie eine höhere Nutzerzufriedenheit erzielen, die sich nur schwer in Dollarbeträgen messen lasse.
Microsoft-Office-Lizenzen für Mobilgeräte kosten zusätzlich
Ausdrücklich ermahnte Willis CIOs, beim Errechnen der möglichen Ersparnisse durch ein BYOD-Programm Kostenfallen im Blick zu haben. Einer der größten Blöcke aus seiner Sicht: gehostete virtuelle Desktops auf mobilen Geräten. Auch müsse man die Kosten für die zusätzlichen Lizenzen einberechnen, die zum Beispiel bei der Nutzung von Microsoft Office auf mobilen Geräten zu zahlen seien.
Ein deutliches "Es kommt darauf an" war das, was der Analyst beschrieb: Allgemein gültige Aussagen für alle Einsatzszenarien ließen sich zu vielen Aspekten bei „Bring Your Own Device“ nicht machen. Entscheidend sei, dass ein IT-Verantwortlicher keinen Punkt übersehe.
Über den Kostenaspekt hinaus ist ein Argument bei der Entscheidung über BYOD-Richtlinien aus Willis’ Sicht, dass durch das Einbinden privat gekaufter Consumer-Geräte ein Unternehmen und seine Mitarbeiter näher an der technischen Weiterentwicklung bleiben. Die Zyklen, in denen Mobiltelefone, Notebooks oder Tablet-PCs aus dem privaten Bereich ausgetauscht werden, seien mit 18 bis 24 Monaten viel kürzer als die auf dem Markt für Profi-Hardware.
Deutlich wurde aus den Schilderungen des Analysten, dass IT-Chefs sich auf Dauer nicht vor dem Thema werden drücken können. Seien bisher noch simple Handys, sogenannte Feature Phones, die meistverbreitete Spezies mobiler Geräte, würden bis 2016 Smartphones das Feld beherrschen. Auch die Anteile von Tablets an der mobilen Gerätelandschaft nehmen bis dahin zu.
IT-Chefs werden sich dann mit mehreren mobilen Betriebssystemen auseinandersetzen müssen. Mit dem angekündigten Tablet von Microsoft wird der Anteil des Tablet-Betriebssystems der Redmonder bis in vier Jahren bei um die 17 Prozent liegen, sagt Gartner voraus. Android wird sowohl im Tablet- als auch im Smartphone-Markt das dominierende Betriebssystem sein. „Wir müssen bis zu einem bestimmten Level all diese Plattformen unterstützen“, sagte Willis an CIOs gewandt. In den USA gehe der „typische CIO“ schon heute davon aus, bald zwei bis drei Systeme unterstützen zu müssen.
CIO muss mit Personal- und Rechtsabteilung kooperieren
Entscheidend für das Funktionieren eines BYOD-Ansatzes ist aus Sicht des Analysten eine umfassende Richtlinie. Wie sind die persönlichen Daten des Arbeitnehmers auf seinem privaten, aber zum Arbeiten genutzten Gerät geschützt? Erwartet der Arbeitgeber, dass Beschäftigte auf ihrem privaten iPhone auch nach Arbeitsschluss erreichbar sind? Derlei Fragen könne der CIO nur zusammen mit Personal- und Rechtsabteilung klären.
Die wichtigsten Elemente einer BYOD-Richtlinie sind laut Willis: Verschiedene Typen mobiler Beschäftigter, Unterstützung von Selbsthilfe-Ansätzen, klare Aussagen darüber, wem ein Gerät gehört und wer welche Kosten trägt, außerdem Mindestanforderungen an den Gerätestandard. „Heute könnte man etwa definieren, dass die Mindestanforderung ein iPhone 3GS+ ist, iOS 5.0x und bei Android Version 3.x“, sagte Willis. Mit Geräten unter diesen Standards dürfe dann nicht gearbeitet werden. Solche Vorgaben seien aber nicht statisch. Mindestens alle sechs Monate müsse das Unternehmen sie anpassen.
Ein Grundsatz hinter allen Überlegungen müsse sein: „BYOD muss zu einer Win-Win-Situation führen – beide Seiten geben etwas und ziehen daraus auch einen Vorteil“, so Analyst Willis.