Outsourcing ist im öffentlichen Bereich besonders schwierig und kompliziert, so die Untersuchung. Mit einem Volumen von rund 840 Millionen Euro hinkt der Markt im Bereich Verwaltung weit hinter den anderen Branchen hinterher.
Laut der Studie ist das Tauziehen um den sogenannten Herkules-Deal symptomatisch für die Probleme, die die Anbieter mit den Behörden haben. Bei dem Bundeswehr-IT-Projekt wird zwar immer noch mit dem Konsortium aus IBM und SBS verhandelt, doch nach dem Regierungswechsel ist ungewiss, wie die Zukunft des Projekts aussehen wird.
Schuld an den Auslagerungs-Problemen sind unter anderem die veralteten, nicht am Leistungsprinzip orientierten, Verwaltungsstrukturen und der Einfluss der Gewerkschaften. Außerdem behindern die sehr komplexen, langwierigen Ausschreibungsverfahren die Dienstleister.
Die öffentliche Ausschreibung ist in diesem Bereich Pflicht und erhöht die Zahl der Bewerber. Dadurch wird der Auswahlprozess in die Länge gezogen, was am Ende dazu führen kann, dass ein großer Teil des Zeitbudgets schon aufgebraucht ist, bevor die Auslagerungen starten. Zu weiteren Verzögerungen kommt es außerdem durch unklar formulierte Anforderungen in den Ausschreibungen.
Der Studie zufolge zieht das Wachstum im öffentlichen Bereich nicht an, weil IT-Dienstleister bei der Ausschreibung mehrere Jahre investieren, ohne jegliche Erfolgsgarantie. Dazu kommt noch die geringe Rendite, die Outsourcing-Projekte im öffentlichen Bereich versprechen.
Hohes Rationalisierungspotenzial
Dabei gibt es in der Verwaltung gerade wegen der veralteten Strukturen und schwerfälligen Prozesse ein hohes Rationalisierungspotenzial, so die Analyse. Auf lange Sicht gesehen muss und wird dieses zumindest teilweise über Outsourcing-Deals abgedeckt werden. "So beobachten wir heute schon verschiedene Outsourcing-Formen im Public Sector, die von Application Service Providing bis hin zu Application Management reichen", sagt Martin Barnreiter, Berater bei PAC. Bisher würden diese allerdings nur sehr selektiv, langsam und zögerlich umgesetzt.
Der steigende Kostendruck, schrumpfende Budgets und Personalknappheit werden künftig auch in Deutschland zu Business Process Outsourcing (BPO) führen. So könnten beispielsweise Shared Service Center zum Durchbruch von BPO führen. Wegen den rechtlichen Vorschriften werden öffentliche Rechenzentren bei den Auslagerungen von einzelnen Geschäftsprozessen jedoch bessere Chancen haben.
Konkurrenz von der Bundes-AG
Anfang Dezember haben sich 30 kommunale Rechenzentren zur "Bundes-Arbeitsgemeinschaft der kommunalen IT-Dienstleister" zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Verwaltungsdienstleistungen stärker verknüpfen und ortsunabhängig zur Verfügung stellen. Die Bundes-AG hat ähnliche Pläne wie Outsourcer. Sie will unter anderem die Verwaltungsarbeit durch ITC-Technik preiswerter und effektiver gestalten.
Laut der Studie umfasst das Outsourcing-Angebot der öffentlichen Rechenzentren in erster Linie den Betrieb von Anwendungen und deren Entwicklung. Aufgrund ihrer Kapazitäten und ihrem Know-how ist es nur eine Frage der Zeit, bis die öffentlichen Rechenzentren auch BPO anbieten werden. Sie befinden sich in einer Konsolidierungsphase, die zu einer Machtkonzentration auf dem Outsourcing-Markt führen wird.
Allerdings sind die Rechenzentren nicht nur Konkurrenten, sondern auch potenzielle Kunden für die übrigen Anbieter. "Wer auf sie zugeht und Kooperationen im Dienstleistungsumfeld aufbaut, hat die Chance eine langfristige Kundenbeziehung zu ihnen aufzubauen, was inzwischen immer mehr IT-Dienstleister versuchen", sagt Barnreiter.
Durch die Konsolidierung wird die Kontaktaufnahme auf der einen Seite erleichtert, andererseits wird mit dem Zusammenschluss der Rechenzentren der Wettbewerb zwischen IT-Anbietern um diese Kunden härter.
Der neue Branchenreport "Public Sector Germany" untersucht den Markt für Software und IT-Services im deutschen öffentlichen Bereich. Er erscheint im Rahmen des Programms SITSI Verticals.