Was bittet am meisten Angriffsfläche für den Verlust persönlicher Daten: ein PC, ein Kühlschrank oder ein Taschenrechner? Blödsinnige Frage? So wie: Ist Wasser nass? Ist Eis kalt? Genau. Entsprechend überflüssig erscheint Tony Bradley, Autor unserer amerikanischen Schwesterpublikation PC World, der zentrale Befund einer Studie aus den USA.
Im Rahmen des Pew Research Center’s Internet and American Life Project wurden dort mehr als 2000 Erwachsene zu ihrem Umgang mit Handys und Smartphones befragt. Geführt wurden die Telefoninterviews von den Marktforschern von Princeton Survey Research Associates. Herausgefunden habe man nun im Kern, dass Smartphones anfälliger für Datenverlust und Datenklau seien als Handys der älteren Generation, so Bradley. Und diese Erkenntnis sei ja nun so selbstverständlich wie die Antworten auf die obigen Fragen.
Schließlich seien die einen Geräte handgroße Computer mit einer vor zehn Jahren noch für PCs üblichen Prozessorleistung, die anderen eben Telefone, auf denen man nur mit sehr viel Geduld überhaupt Daten verarbeitet und im Internet unterwegs ist. Die schockierendste Neuigkeit der Studie sei der überaus niedrige Anteil an Smartphone-Nutzern. Alles in allem, so der Tenor, hätte man für derlei Erkenntnisse keine teure Studie gebraucht.
Bradleys scharfe Kritik hat in jedem Fall eine gewisse Berechtigung. Der Aufbau der Studie führt in der Tat dazu, dass jede Menge Redundanzen enthalten sind. Die Erkenntnis zum Beispiel, dass nur 7 Prozent auf ihren alten Handys Location Tracking abschalten.
Zur Ehrenrettung der Autoren Jan Lauren Boyles, Aaron Smith und Mary Madden muss man jedoch konstatieren, dass durchaus auch aufschlussreiche Einsichten über Nutzungsverhalten und Security-Aktivitäten von Smartphone-Nutzern gewonnen wurden. Man erkennt diese besser, wenn man das Datenmaterial zu den klassischen Handys weitgehend ignoriert.
Hälfte löscht Browsing-Verlauf
Fast ein Drittel der Nutzer von Mobilfunkgeräten gaben demnach an, dass ihr Gerät bereits entweder geklaut oder verloren wurde. 12 Prozent hatten schon einmal das Gefühl, dass jemand auf eine Weise Einblick in ihre persönlichen Daten nahm, die ihre Privatsphäre verletzte. 57 Prozent aller App-Anwender reagierten auf Sorgen um persönliche Daten, indem sie entweder eine App deinstallierten oder von vorne herein auf die Installation verzichten.
Ein klares Bild ergibt sich über die bevorzugten Sicherheitsoptionen der Smartphone-Nutzer: 59 Prozent sicherten schon einmal Inhalte durch ein Back-Up, 50 Prozent löschten ihren Browsing- oder Suchverlauf. 30 Prozent wiederum schalteten ihr Location Tracking ab.
Nennenswerte Unterschiede zwischen Apple- und Android-Geräten stellen die Forscher bei all diesen Dingen nicht fest. Zwei auffällige Abweichungen gibt es allerdings an der Blackberry-Front: mit einem Anteil von 45 Prozent werden diese Geräte deutlich häufiger verloren oder gestohlen als andere; mit nur 4 Prozent ereignen sich bei den RIM-Geräten aber auch kaum Privacy-Verletzungen.
Verhalten hängt vom Bildungsniveau ab
Erkennbare Auswirkungen auf dem Umgang mit Risiken hat vor allen Dingen der Bildungshorizont. So verzichteten 60 Prozent der Hochschulabsolventen schon aus Angst vor Datenverlust auf eine App-Installation. Auf der niedrigsten Bildungsstufe taten das nur 45 Prozent.
Signifikante Unterschiede gibt es auch zwischen den Alterskohorten. So sind junge Erwachsene deutlich aktiver als ältere beim Löschen von Browsing- und Suchverläufen. Jeweils 44 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und der 25- bis 34-Jährigen machen das gelegentlich. Dieser Gleichklang löst sich aber bei anderen Fragestellungen schnell auf. Mit dem Location Tracking haben beispielsweise die 25- bis 34-Jährigen deutlich mehr Schwierigkeiten als alle anderen Altersgruppen. 32 Prozent in dieser Altersgruppe stellen diese Funktion manchmal ab.
Lehren für CIOs
Dafür gilt bei verlorenen und gestohlenen Endgeräten: je älter, umso vorsichtiger. Dieses Risiko nimmt stetig mit den Altersklassen von 45 Prozent bei den jungen Erwachsenen auf nur 20 Prozent bei den Über-65-Jährigen ab.
Die wichtigsten Lehren für Unternehmen aus derlei Studien zeigt Pew-Kritiker Bradley auf. „Man sollte Richtlinien haben, die regeln, welche Daten auf mobilen Endgeräten gespeichert werden dürfen“, fasst er für die PC World zusammen. „Und man sollte Tools im Einsatz haben, die den Schutz der Daten vor unerlaubtem Zugriff ermöglichen und Daten auf jenen Geräten löschen, die verloren gehen oder geklaut werden.“