Die Leitfrage der Datamonitor-Studie mutet inzwischen fast klassisch an: Steckt hinter der Video-Mode nur ein künstlicher Hype, um Geld zu scheffeln? Oder verbirgt sich dahinter tatsächlich wirklich ein einlösbares Versprechen für die Zukunft? Fakt ist zunächst einmal, dass eine Vielzahl großer Anbieter und Service Provider in den Markt drängt. Zumindest ein Teil davon hoffe, dass Video frische Innovationskraft in ihr derzeitiges Produktangebot zu pumpen vermag.
Die Aussicht auf einen neuen Massenmarkt kurbelt also in jedem Fall die Investitionen an. Dienstleister verbinden die Video-Welt besser denn je. Passend zum Trend der Unified Communications vereint sich diese Welt auch technologisch immer mehr. Wie weit und wie schnell sich das fortentwickelt, hängt vor allem vom Geld ab. Die entscheidende Frage bleibt laut Datamonitor, ob es den Service Providern gelingt, die Netzwerk-Kosten eines Video-Anrufs auf ein für eine kritische Masse attraktives Niveau zu senken.
Daneben bestimmen drei weitere Faktoren das Video-Schicksal: Der Beweis der Praxistauglichkeit, die Verzahnung von Angeboten verschiedener Anbieter und ein angemessenes Angebot an Managed Services.
Den Lackmustest bei den Anwendern muss Video-Telefonie Datamonitor zu Folge erst noch bestehen. Einen Schub verleiht diesem Prozess offenbar der Siegeszug von Bluetooth-Headsets, der sich laut Studie fortsetzen wird. Die schlichte Tatsache, dass sich mit einem Headset bequemer sprechen lässt als über Lautsprecher, befördert die Nutzung von Video-Konferenzen. Aber erst wenn sich das in ausreichender Weise verbreitet hat, kann vom Durchbruch für Video Contact Center und Interactive Voice and Video Response (IVVR) gesprochen werden.
Datamonitor geht davon aus, dass die technologische Infrastruktur in zwei Jahren stark genug sein wird, massenhaftes Video Calling zu unterstützen. Bis 2012 sollte dann die Akzeptanz im Vergleich zu heute deutlich gewachsen sein.
Analysten kritisieren überhöhte Premium-Gebühren
Für einen dafür unerlässlichen Treiber müssen die Anbieter erst noch sorgen: Interoperabilität. Noch machen es die Besitz-Strukturen im Feld der Telepräsenz beinahe unmöglich, zwischen Systemen verschiedener Anbieter eine gut überbrückte Video-Konferenz auf hohem technologischem Niveau zu schalten. Unmissverständlich fordern die Analysten, die Industrie müsse sich hin zu offenen Standards bewegen - schon aus Eigeninteresse. Denn ein Mangel an Interoperabilität könnte den Telepräsenz-Einsatz lähmen. Collaborative Working und Federated Networking würden darunter leiden.
Zum Katalysator könnten sich - so übrigens auch der Tenor anderer Studien - Managed Services entwickeln. Firmen werden in naher Zukunft wohl noch zurückhaltend beim Kauf von Video-Systemen sein. Aber sie werden laut Datamonitor dafür zahlen, entsprechende Angebote auf Reisen und in Konferenz-Zentren zu nutzen. Denkbar sei auch, dass in Geschäfts-Zentren der Eigentümer Telepräsenz auf Gebühren-Basis für seine Pächter bereitstellt. Anbietern sollte bewusst sein, dass sich solche Lösungen auf vielfältige Weise vermarkten lassen, so Datamonitor.
Deutliche Kritik üben die Analysten beim mithin wesentlichen Faktor an den Service Providern. Sie verlangten im Vergleich zur Telefonie für Breitband-Video offensichtlich überhöhte Premium-Gebühren und bremsten so die Entwicklung. "Weniger verlangen und stattdessen die gleiche Verbindung bereitstellen - das würde die Nachfrage stimulieren."
Datamonitor setzt sich im Report "New Report: Uncovering the Potential of Emerging Video Technologies" mit der Entwicklung auseinander.