Studie zu Web im Alltag

Viel mehr Digital Outsider als erwartet

26.03.2012 von Johannes Klostermeier
Das Institut DIVSI hat in Deutschland einen digitalen Graben zwischen "Onlinern" und "Offlinern" festgestellt, der größer ist als bisher angenommen.

Rund 27 Millionen Menschen in Deutschland leben komplett oder nahezu komplett ohne Internet. Damit seien fast doppelt so viele Personen offline wie bislang angenommen. Das ist das zentrale Ergebnis der „DIVSI-Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet".

Seit November 2011 fungiert Matthias Kammer als DIVSI-Direktor. Zuvor war er Dataport-Chef. Hier bei der Vorstellung der Studie in Berlin.
Foto: DIVSI

"Die Studie beschreibt den Zustand unserer Internet-Gesellschaft präziser, als dies jemals zuvor geschehen ist", sagte der Direktor des Instituts Matthias Kammer. Im Auftrag des „Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet" (DIVSI) hat das SINUS-Institut 2047 Menschen in einer Umfrage zu deren Einstellungen in Bezug auf Vertrauen und Sicherheit im Internet sowie zu ihrem individuellen Internet-Nutzungsverhalten befragt. Die Deutsche Post unterstützt das Institut in den nächsten beiden Jahren mit rund zwei Millionen Euro.

Outsider sind auch Verunsicherte, die das Internet kaum nutzen

Die Untersuchung zeige, dass fast 40 Prozent der Menschen in Deutschland "Digital Outsiders" sind. Dies seien nicht allein Menschen ohne technischen Zugang zum Internet. Vielmehr gehören dazu auch jene, die zwar theoretisch über einen Internet-Anschluss verfügen könnten, im Umgang mit dem Internet jedoch stark verunsichert sind und dieses daher so gut wie oder überhaupt nicht nutzen.

Rund 41 Prozent (28 Millionen Menschen) bezeichnet die Studie hingegen als "Digital Natives". Diese sind mit dem Internet groß geworden und haben es voll in ihr Leben integriert. Als dritte Gruppe wurden schließlich "Digital Immigrants" identifiziert (20 Prozent bzw. rund 14 Millionen Menschen). Sie begrüßen laut Studie einerseits den kommunikationstechnischen Fortschritt und nutzen das Internet gezielt für ihre Zwecke. Andererseits nehmen sie, so die Autoren, auch die negativen Folgen des Digitalisierungsprozesses wahr, sind im Internet eher misstrauisch, skeptisch und defensiv unterwegs. Sie beobachten den Trend zunehmender Offenlegung der Privatsphäre in sozialen Netzwerken mit Sorge.

Die Studie identifiziert zudem zwei Gräben, die unsere digitale Gesellschaft spalten. Bislang sei in den Diskussionen davon ausgegangen worden, dass diese allein durch den Graben zwischen „Onlinern" und „Offlinern" gespalten sei. Eine auf technisch online oder offline beschränkte Unterscheidung spiegle die Realität, so die Autoren, jedoch nicht richtig wider. Viel entscheidender sei, wie die Menschen das Internet tatsächlich nutzen.

Digital Natives versus Digital Immigrants

Der erste Graben trenne die "Digital Outsiders" auf der einen von den "Digital Immigrants" und den "Digital Natives" auf der anderen Seite. „Digital Outsiders" sind laut Studie Menschen, die entweder offline sind oder stark verunsichert im Umgang mit dem Internet. Das Internet stelle für sie eine digitale Barriere vor einer Welt dar, von der sie sich ausgeschlossen fühlen und zu der sie keinen Zugang finden.

Statt E-Mail kommt der Briefträger. Das DIVSI wird von der Post gefördert, die stets die Hybridfähigkeit ihres E-Postbriefs betont.
Foto: Deutsche Post AG

Der zweite Graben verlaufe zwischen den "Digital Natives" auf der einen Seite und den "Digital Immigrants" und den "Digital Outsiders" auf der anderen Seite. Die "Digital Natives" begreifen das Internet als Teil ihres Lebensraums, in dem sie sich frei und ganz selbstverständlich bewegen. Für sie stellt die digitale Welt einen wesentlichen Teil des Lebens dar. Sie stehen ihr sehr positiv gegenüber und können nicht nachempfinden, dass sich die anderen Gruppen im Internet nicht ebenso zuhause fühlen.

Das DIVSI ist ein gemeinnütziges Institut mit Sitz in Hamburg, gegründet und gefördert von der Deutschen Post. Es versteht sich als Forum, das „einen offenen und transparenten Dialog zu mehr Vertrauen und Sicherheit im Internet organisiert".

Die „Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet" steht unter www.divsi.de zum Download bereit oder kann dort auch ausgedruckt angefordert werden. Eine ähnliche Studie gibt es von D21. CIO.de berichtete in dem Artikel "Immer noch: "Viele Deutsche scheuen das Web".

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.