Aktionärsschützer

Viele Dax-Konzerne lassen Investoren im Ungewissen

07.07.2014
Für Anleger sind Prognosen unentbehrlich, um den Zustand eines Unternehmens einschätzen zu können, sagen Aktionärsschützer - und stellen Dax-Unternehmen reihenweise schlechte Zeugnisse aus: Gleich zehn Gesellschaften ließen Investoren komplett im Dunkeln.

Die meisten großen deutschen Aktiengesellschaften informieren Investoren nach einer Studie nur unzulänglich über ihre erwartete Geschäftsentwicklung. Die Zahl der Dax-Unternehmen, die gar keinen Ausblick etwa zum Gewinn wagen, sei 2013 gegenüber dem Vorjahr von sechs auf zehn gestiegen, sagte der Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker, am Freitag in Frankfurt.

Die Aktionärsschützer haben gemeinsam mit Kirchhoff Consult die Geschäftsberichte der 30 im Dax gelisteten Gesellschaften untersucht. Dabei bescheinigte die DSW acht Gesellschaften - immerhin einer mehr als im Vorjahr - präzise Angaben zum erwarteten Konzernergebnis, zur Geschäftsentwicklung oder zu anstehenden Investitionen und Finanzierungen: Allianz, Continental, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Fresenius SE, Munich Re, Siemens und Volkswagen.

Dennoch sagte Hocker: "Die Ergebnisse geben uns keinen Grund zur uneingeschränkten Freude." Denn während zwölf Gesellschaften nur in Teilen einen Ausblick wagten, ließen zehn Konzerne die Anleger komplett im Dunkeln: BASF, Beiersdorf, Commerzbank, Daimler, Deutsche Bank, HeidelbergCement, K+S, Lanxess, Linde und Merck.

Ohnehin sei klar, dass für die interne Unternehmensplanung konkrete Annahmen für das kommende Geschäftsjahr erstellt würden, wetterte Hocker: "Nur den Aktionären möchte man diese Informationen dann häufig lieber doch nicht zur Verfügung stellen - leider."

Glaubt man den Angaben, schneiden sich die Unternehmen damit ins eigene Bein. "Anleger haben heute die Weltmärkte zur Verfügung und können für Investitionen Unternehmen auswählen, die einen konkreten Ausblick über ihre Chancen im Markt geben", sagte Kirchhoff-Vorstand Klaus Rainer Kirchhoff. Wenn ein Management zeige, dass man sich auf seine Prognosen verlassen kann, habe es mehr Chancen, Investoren zu gewinnen. Kirchhoff vermutet, dass sich einige Gesellschaften wie Beiersdorf oder Merck aus Tradition zurückhaltend äußern. Bei anderen wie der Commerzbank oder der Deutschen Bank vermutet er angesichts des aktuellen schwierigen Umfelds für Banken schlicht Vorsicht: "Ich glaube, es geht um mangelnde Courage, Farbe zu bekennen."

Immerhin hätten von den 17 Dax-Gesellschaften, die 2012 eine Prognose für 2013 gewagt hatten, elf eine Punktlandung geschafft, vier hätten besser als erwartet abgeschnitten. Nur zwei Unternehmen verfehlten nach den Angaben ihre Ziele. Das allerdings könne eine äußerst kostspielige Angelegenheit für Aktionäre sein, sagte Hocker: "Kurse reagieren nun einmal empfindlich, wenn geweckte Erwartungen nicht erfüllt werden." (dpa/rs)