EADS

Viele, viele Satelliten

22.06.2006 von Horst Ellermann
Europäische Militärs hätten gerne vernetzte Leitzentralen, so wie sie die Amerikaner bereits haben. IT soll auf dem Weg dahin helfen. Doch genauso wie Europa selbst ist auch die EADS dezentral aufgestellt - mit vielen Budgetverantwortlichen und noch mehr CIOs.

Nuria Simo ist seit Dezember 2005 der neue Corporate CIO der European Aeronautic Defence and Space Company (EADS). Die 49-jährige Betriebswirtin hat sich damit keinen leichten Job ausgesucht. Ihre Vorgängerin Brigitta Klasén hat bereits nach knapp zwei Jahren aufgegeben, IT-Standards in den europäischen Konzern einzuziehen. Unterschiedliche Interessen und gesetzlichen Vorgaben in den fünf Konzernsparten machen es schwierig bis unmöglich, Synergie-Effekte zu heben. Große Divisionen wie Airbus, Eurocopter oder Defence und Security haben ihre eigenen Sicherheits-Vorschriften und Budgetverantwortlichen.

Siebzig Produktionsstandorte und 35 Außenbüros verbindet das Netzwerk des EADS-Konzerns. Rund 110.000 Mitarbeiter sind vor allem in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien tätig. Etwa 2.000 von ihnen arbeiten in der IT, unterstützt von externen Dienstleistern, die jedoch immer auf Abstand zu den eigentlichen Prozessen gehalten werden. EADS produziert schließlich Waffen und Passagierflugzeuge, von denen viele Kräfte in der Welt wissen möchten, wie sie funktionieren.

Sie funktionieren mit IT, so viel mag man gerade noch verraten. Kein EADS-Produkt kommt ohne Elektronik aus. Entwicklung und Produktion pflegen zum Teil noch ihre eigenen Systeme, um dieser Tatsache genüge zu tun. Für die CIOs in den Divisionen macht dies die Arbeit natürlich nicht einfacher. Dieter Schmidbaur, CIO im Bereich Defence und Security Systems, hat gerade in einem Großprojekt 300 IT-Mitarbeiter in einem Shared Service Center zusammengefasst und dabei auch die IT aus den Fachbereichen eingemeindet. Engineering-, Produktions- und Logistiksysteme laufen jetzt (Divisions-) zentral. "Wir haben also nicht nur ein bisschen SAP und ein bisschen Desktops integriert", erklärt Schmidbaur.

15 Prozent des IT-Budgets will der Divisions-CIO bis Ende 2006 durch den Shared Service Center einsparen. Zehn davon hat er bereits während der Implementierung realisieren können. Das Projekt hat sich somit schon in seiner Laufzeit selbst finanziert, was besonders dem EADS-CEO Tom Enders gut gefällt. Enders hatte Anfang 2004 in seiner Amtszeit als Bereichs-CEO bei Defence das Projekt noch selbst angestoßen. Mittlerweile ist er zum Konzern-Vorstand aufgestiegen und versucht, auch dort IT als Integrationsmittel einzusetzen (vergleiche IT-Ziele, so wie sie Corporate-CIO Simo für den Faktenkasten auf www.cio.de formuliert hat).

Seit Gründung im Jahr 2000 arbeitet EADS daran, den europäischen Militärs das zu geben, was Amerikaner schon haben: Vernetzte Leitstände, aus denen sich alle Waffengattungen steuern lassen. Voraussetzung dafür ist, dass Divisionen ihr Silo-Denken aufgeben, zu dem sie zum Teil aus Sicherheitsgründen gesetzlich verpflichtet sind. Letzteres wird der Konzern schwerlich ändern können. Was EADS jedoch schaffen kann, ist über die hausinterne IT Synergie-Effekte in punkto Commodity zu erzielen.