Die Wellen schlagen hoch: Von "Pferdemist" (zensierte Version von Horse Puckey) ist die Rede und davon, dass das Blut koche vor Wut. Von der Gegenseite wird strategische Überlegung angemahnt. Es geht um CIOs, denen die Kündigung droht - und um die Frage, ob man in einer solchen Situation einen Job mit geringerer Qualifikation annehmen soll. Meridith Levinson hat die Diskussion auf unserer Schwesterpublikation cio.com angestoßen.
Die Autorin hat sich für ihren Artikel "Should you take a lower-level job?" unter Headhuntern und Personalberatern umgehört. Die sagen meist: Jeder Job-Wechsel soll einen Karriere-Schritt nach oben mit sich bringen, nicht nach unten. Und es schade nicht nur dem Lebenslauf, sondern auch dem Stolz, eine Arbeit anzunehmen, die hinter das Erreichte zurückfällt.
Soweit die Experten. Die Leser, die auf Meridith’ Beitrag reagieren, sprechen eine ganz andere Sprache. Diese Karriere-Berater hätten doch alle keine Ahnung, so ein Nutzer namens MEK. In seinem Arbeitsleben habe er Busse gefahren, Teller gespült und IT-Services in Firmen mit zehn Mitarbeitern sowie in Unternehmen mit 10.000 Mitarbeitern am Laufen gehalten. MEK hat eine Familie zu ernähren.
Holger Uhlig von der Beratungsfirma PSD Group sieht das gelassen. "Diese Frage sollte man nicht pauschal beantworten", sagt der Frankfurter Consultant gegenüber cio.de. Aus seiner Sicht ist der Inhalt der Arbeit ausschlaggebend. Als Projekt-Manager oder Inhouse-Strategie-Berater komme ein Ex-CIO seiner alten Aufgabe nahe. Dagegen sei es schädlich, als Business Analyst zu arbeiten, wenn der Fokus nur einem kleinen Teilbereich des Unternehmens liegt. Uhlig gibt von Entlassung bedrohten CIOs folgende Tipps mit auf den Weg:
1. Lücke für die Weiterqualifikation nutzen: Eine Lücke von drei bis sechs Monaten ist in der Regel kein Problem. Wenn sie länger dauert, sollte ein Bewerber die Zeit zur Weiterbildung nutzen und zum Beispiel einen MBA machen oder eine Fremdsprache lernen. "Wichtig: Er sollte auf eine anerkannte Zertifizierung achten", so PSD-Berater Holger Uhlig.
2. Lücke mit Sinn füllen: Eine Alternative zur Weiterbildung ist ein Ehrenamt. Es geht darum, potenziellen neuen Arbeitgebern zu zeigen, dass die Zeit der Arbeitslosigkeit nicht planlos vertrödelt wurde. Uhlig rät daher, sich schon zu Beginn der unfreiwilligen Auszeit Gedanken über deren Gestaltung zu machen.
Berater mit Management-Erfahrung gefragt
3. Als Berater arbeiten - und zwar vorübergehend: "Berater mit Management-Erfahrung sind gefragt", sagt Uhlig. Er warnt jedoch davor, eine freiberufliche Beratertätigkeit zu lang auszudehnen. Nach zwölf Monaten werde eine Rückkehr als Führungskraft immer unwahrscheinlicher.
4. Unterstützung holen: Der Ex-CIO sollte seine Erfahrungen und Fähigkeiten kritisch beleuchten und Schwerpunkte in seinem Lebenslauf hervorheben. Gegebenenfalls kann ein spezialisierter Personalberater helfen. Der kenne die Situation seiner betreuten Unternehmen und könne Anregungen für beide Seiten schaffen, so Uhlig.
Das mit den Beratern ist allerdings so eine Sache, weiß cio.com-Autorin Meridith Levinson. Der Vermittler Steve Watson von Stanton Chase International hat ihr von einer Klientin erzählt, die nach ihrem Arbeitsplatzverlust - sie war Chief Financial Officer - als freie Beraterin gearbeitet hat. Sie hat ein Unternehmen beim Management der Gehaltsabrechnungen unterstützt.
"Kein Projekt von strategischer Bedeutung"
Als Watson sie für einen vakanten CFO-Posten vorschlug, bekam er zu hören, das Berater-Projekt der Dame sei leider "kein Projekt von strategischer Bedeutung" gewesen. Man habe daher kein Interesse.
cio.com-User MEK kommentiert: "Was sind die doch engstirnig! Die Frau hat schließlich anständige Arbeit gemacht." Und eine Userin namens Lara hätte gerne gewusst, ob die Entscheider je selbst in der Lage der Bewerberin waren. Ihr leuchtet nicht ein, dass man sich für Arbeit schämen solle. Lara schreibt: "Genau das ist doch unser Problem: Leute, die Jobs nicht annehmen, weil sie glauben, das sei unter ihrer Würde."