Microsoft, VMware, Citrix

Virtualisierung mit Open Source - geht das?

11.01.2010 von Hartmut  Wiehr
Bringt man Virtualisierung und Open-Source-Software zusammen, entsteht dann schon gleich ein Super-Trend? Anbieter wie Microsoft, VMware, Oracle oder Citrix und Red Hat habe sich auf den Weg gemacht.

Zumindest manche IT-Abteilungen denken so. Sie wenden sich Open-Source-Software als Teil ihrer Virtualisierungsstrategie zu, weil sie Kosten sparen wollen, aber auch weil sie Open Source leichter an ihre besonderen Bedürfnisse anpassen können. So setzen manche Anwender das Management-Tool XenServer von Citrix ein, das auf dem Open-Source-Produkt "Xen Hypervisor" aufsetzt. Ein Hypervisor ist eine Virtualisierungssoftware, die eine Umgebung für virtuelle Maschinen schafft.Die offenen Schnittstellen von XenServer ermöglichen es, auch spezielle Sicherheitsfunktionen zu benützen und zu kontrollieren.

Die Analysten von Gartner prognostizieren, dass sich neben Red Hat vor allem Oracle und Citrix bei Open-Source-Virtualisierung durchsetzen werden.
Foto: MacX - Fotolia.com

Anwender können so – Linux-Erfahrung vorausgesetzt – eigene Skripts schreiben, mit denen bei einer Sicherheitsattacke auf einen Server die angegriffene virtuelle Maschine heruntergefahren und durch eine neue ersetzt wird, ohne dass die User etwas merken. Eine vergleichbare Funktion ist bei den am Markt eingeführten Lösungen entweder nicht vorhanden oder zu teuer.

Trotz der Fans, über die Linux und Open Source verfügt, ist der Marktanteil von entsprechenden Virtualisierungsangeboten ausgesprochen klein. Manche Analysten prognostizieren allerdings für die nächsten Jahre ein Wachstum. So sagt der Gartner-Analyst Alan Dayley: „Open Source macht zur Zeit weniger als fünf Prozent an den Umsätzen bei Server-Virtualisierung aus, könnte sich aber bis zum Jahr 2012 verdoppeln."

Die Hypervisoren, die auf Open Source beruhen, sind die Produkte KVM von Red Hat und Xen – letzterer wird von Citrix und von Oracle eingesetzt. Gartner kommt zu der Einschätzung, dass beide Varianten sowie auf ihnen beruhende Management-Tools verstärkt eingesetzt werden. Dies auch deshalb, weil sie mittlerweile über Features verfügen, wie man sie bisher nur vom Marktführer VMware kannte.

Citrix und Red Hat wachsen stark

Nach verkauften Einheiten verfügt Citrix laut Gartner über einen Marktanteil bei den Hypervisoren von zwei Prozent und Virtual Iron über ein Prozent. Gartner schätzt, dass der Anteil von Citrix sich 2012 auf sechs Prozent verdreifachen wird, während Red Hat auf zwei Prozent kommen soll.

Dennoch wird Open-Source-Virtualisierung immer nur einen kleinen Teil des Kuchens abbekommen. Phillip Dawson von Gartner meint: „Während Citrix und Red Hat ein starkes Wachstum hinlegen werden, werden sie nicht auf einen wirklich bedeutenden Marktanteil kommen. Der Wechsel bei den Marktanteilen wird zwischen Microsoft und VMware stattfinden."

Der IDC-Analyst Gary Chen findet diese Entwicklung ungerecht, weil Virtualisierung mit Open Source viel zu bieten habe: „Viele Leute wissen gar nicht, wie gut Citrix XenServer 5.5 geworden ist."

Ein potenziell großer Markt für Open-Source-Virtualisierung sind nach Chen die Service Provider für Cloud Computing: „Große Service Provider müssen ihre Cloud-Angebote und ihren Source Code an die Bedürfnisse ihrer Kunden anpassen, und das können sie viel besser mit Open-Source-Software." Außerdem würden Anbieter wie Amazon im Rahmen ihrer Cloud-Strategie riesige Rechenzentren errichten. Billigere Lösungen mit gut entwickelten Management-Tools hätten hier durchaus ihre Chance.

Oracle wird nach Ansicht des Analysten Bill Claybrook von New River Marketing Research nach dem Kauf von Virtual Iron und Sun über eine größere Kundenbasis verfügen. Bisher habe man Virtualisierung nur für Oracle-Anwender angeboten, doch das könne sich bald ändern. Claybrook geht davon aus, dass Oracle schon bald über die größte installierte Basis von Open-Source-Virtualisierung verfügen wird.

Server-Virtualisierung steigt rasant

Server-Virtualisierung wird allmählich zunehmen, sodass alle Anbieter davon profitieren werden, auch die von Open-Source-Software für virtuelle Maschinen und Tools. Laut Gartner sind 2009 weltweit 5,8 Millionen virtuelle Maschinen im Einsatz, aber bis zum Jahr 2012 gehen die Analysten von einem Anstieg auf 58 Millionen aus – ein Wachstum um das Zehnfache.

In Prozentzahlen ausgedrückt:

Doch wer auf Open-Source-Virtualisierung setzen will, der braucht eine erfahrene IT-Mannschaft, die über Windows-Systeme hinausschauen kann: Ohne einen Linux- oder Unix-Hintergrund wird da nicht viel gehen. In kleineren Unternehmen, die vor allem im Windows-Umfeld aktiv sind, dürften deshalb wohl VMware und Hyper-V von Microsoft die größten Chancen haben. Bleibt dann noch die Preisfrage.