Der Markt für Anbieter von Thin Clients hat sich in den vergangenen Jahren stark konsolidiert. Der Grund liegt auf der Hand: Nur wenige Unternehmen ließen sich von diesem Ansatz überzeugen und lösten ihre „fat" PC-Infrastruktur durch „schlanke" Thin Clients ab, auf denen nur ein Image von Betriebssystem und ausgewählten Applikationen läuft, während alle Systeme und Daten auf einem zentralen Server im Rechenzentrum gespeichert sind.
Als Argumente für eine Thin-Client-Infrastruktur wurden immer wieder ins Feld geführt: Erleichterung der Verwaltung für die Administratoren, geringere Anschaffungskosten für die Terminals ohne Festplatte und vor Ort gespeicherten Anwendungen und vor allem erhöhte Sicherheit, da der User keinen direkten Zugriff mehr auf „seinen" PC hat.
Die Wirklichkeit sah aber anders aus: Thin Clients sind nicht unbedingt billiger, und die notwendigen schnellen Netzverbindungen zwischen Client und entferntem Server ließen häufig sehr zu wünschen übrig. So wurde das ICA-Protokoll (Independent Computing Architecture), das noch heute in vielen Unternehmen die Daten zwischen Clients und Rechenzentrum überträgt, nicht für Highspeed-Verbindungen entwickelt. Seit etwa zehn Jahren ist dieses Protokoll nicht mehr angepasst worden. Obwohl es inzwischen Alternativen gibt, bereitet ICA noch immer vielen Anwendern reichlich Verdruss. Die Akzeptanz für irgendwie aufgewärmte Thin-Client-Strukturen sieht folglich eher düster aus.
Das hindert die Hersteller keineswegs, im Zeichen von Virtualisierung neue Anläufe zu unternehmen. Schließlich geht es hier nicht nur um die Anwendung von Virtualisierungs-Software, die in der Regel von Fremdanbietern wie VMware, Citrix, Microsoft oder Red Hat stammt, sondern um selbst produzierte Hardware, von denen man sich exklusive Margen erhofft.
Neue Thin-Client-Modelle und Client-Virtualisierungs-Lösungen von HP
HP hat jetzt sein Portfolio um drei Thin-Client-Modelle und integrierte Client-Virtualisierungs-Lösungen erweitert. Den Unternehmen verspricht man eine größere Verwaltbarkeit, Sicherheit, Zuverlässigkeit und eine „hohe Nutzerakzeptanz". Die neuen HP t5740 und HP t5745 Flexible Thin Clients sind mit einer Kombination aus Chipsatz und Intel Atom N280 Prozessor ausgerüstet. Der HP t5325 Essential Thin Client im kleinen Formfaktor soll sich laut Hersteller besonders für Umgebungen eignen, in denen mit den klassischen ICA- und RDP-Protokollen gearbeitet wird.
Zusätzlich bringt HP mehrere Managementlösungen für Thin Clients wie die HP Client Automation-Software 7.8, die Windows 7 unterstützt, auf den Markt. Sie soll die Verwaltung und Steuerung von Thin Clients, PCs und weiteren Komponenten der Netzwerkumgebung im Unternehmen übernehmen. Diese Software ist Bestandteil des HP Business Service Automation Software-Portfolios. Die Client-Automation-Software soll den Unternehmen die Implementierung und Migration zu einer virtuellen Desktop-Infrastruktur (VDI)-Umgebung und die Verwaltung während des gesamten Lebenszyklus ermöglichen.
Dank dieser Management-Software könnten die Systeme immer auf dem neuesten Stand gehalten werden, da Administratoren automatisch Aktualisierungen anstoßen können. So lassen sich physische oder virtuelle Geräte mit einer einzigen Lösung verwalten, sagt HP. Zum Management-Portfolio zählen außerdem das vorinstallierte ThinState-Tool, der kostenlose Device Manager für das Management von HP Thin Clients und die Altiris Deployment Solution.
Ganz billig sind die neuen Geräte nicht: Die HP t5740 und t5745 Flexible Thin Clients schlagen mit Preisen ab 549 Euro beziehungsweise 479 Euro zu Buche. Der HP t5325 Essential Thin Client soll 329 Euro kosten. HP-Marketing-Mann Jeff Groudan ist der Ansicht, dass sich dennoch Kostenersparnisse vor allem beim geringeren Management-Aufwand sowie weniger Ausgaben für Energie und Sicherheit ergeben würden.
Die Billig-Fluggesellschaft JetBlue hat sich entschlossen, zunächst 1.400 alte PCs durch die neuen Thin Clients von HP und eine entsprechende, zentrale Speicherung und Verwaltung zu ersetzen. Inzwischen nutzen mehr als 12.000 JetBlue-Angestellte die neuen Thin Clients bei Check-Ins, an Ticket-Schaltern oder im Back Office an den Flughäfen. In einem Zeitraum von fünf Jahren will JetBlue nach eigenen Angaben fast fünf Millionen Dollar bei Reisekosten und Honoraren für IT-Mitarbeiter einsparen.
JetBlue: Ohne zuverlässiges Netzwerk läuft nichts
Man müsse nicht mehr IT-Personal von Flughafen zu Flughafen schicken, um die Client-Server-Netze an jedem Flughafen von Hand zu betreuen. Alle Thin Clients vor Ort sind jetzt an ein zentrales Rechenzentrum angeschlossen. Entlassungen sollen keine vorgenommen werden, da man von einem Wachstum des Unternehmens von etwa 20 Prozent ausgehe und die freigesetzten Mitarbeiter dafür weiter beschäftigen könne.
Ohne Probleme ist die Umstellung allerdings nicht abgelaufen. Während einer Testperiode von acht Monaten sind zum Beispiel am John F. Kennedy Airport in New York Probleme mit den Netzwerkdruckern aufgetreten. Der Rollout der neuen Systeme ist dann zunächst auf kleinere Flughäfen in den USA beschränkt worden.
Laut Pat Thompson, Director of IT Operations bei JetBlue, habe sich gezeigt, wie wichtig ein zuverlässiges Netzwerk mit geringen Latenz- und Ausfallzeiten für eine funktionierende Thin-Client-Infrastruktur selbst in einer virtualisierten Umgebung sei. Virtualisierung hin oder her, ohne eine stabile physikalische Hardware-Basis läuft nichts.