Klein, aber fein – so ließe sich die Anwenderkonferenz von EMC Deutschland beschreiben. Letztes Jahr – anlässlich der Wiederaufnahme des 2008 wegen der Wirtschaftskrise abgesagten Events – verzeichnete man etwa 1.000 Besucher, dieses Jahr sollen es schon 1.400 gewesen sein.
Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, das kleine Wörtchen „Cloud“ dient in der Tat nur dazu, die wahren Absichten eines Anbieters von Computer-Hardware und -Software mit dem Mantel eines epochalen Umbruchs auszustatten. Oder eben etwas zu verschleiern. Cloud dient dann ähnlich wie andere schmückende Labels – zum Beispiel E-Business oder Grid und Utility Computing – nur dazu, mehr eigene Produkte im Markt zu platzieren. Dass dabei auch vernünftige Vorträge zustande kommen können, bewies das diesjährige EMC-Forum.
Keiner weiß mehr genau, wo dieses Wörtchen "Cloud“ zuerst auftauchte, aber alle IT-Hersteller benutzen es unisono. EMC verspricht den alten und den erwarteten neuen Kunden, auch als "Prospects“ bezeichnet, nicht weniger als einen Sprung in die Zukunft der IT. Clouds, öffentliche oder private, befreien – so die Argumentation – die Unternehmen endlich aus den Fängen des munter voranschreitenden Datenwachstums. Mit dieser These trat Michael Hammerstein, Geschäftsführer der deutschen EMC, gleich zu Beginn vor die geneigten und höflich applaudierenden Zuhörer.
Das globale Datenwachstum, so Hammerstein, werde demnächst 35 Zetabyte pro Jahr erreichen, eine Menge, die das menschliche Vorstellungsvermögen schlicht übersteige. Und damit stiegen zugleich "die Anforderungen an eine grenzenlose Verfügbarkeit“ dieser Daten. Heutige Technologie kann das laut EMC nicht mehr erreichen. Das gehe nur noch mit dem Übergang zu Cloud-Strukturen.
Hammerstein sprach auch die Zurückhaltung vieler Anwender angesichts dieser neuen Technologie an, die ja auch erst einmal verstanden und dann angeschafft werden muss. Diese gewisse Resistenz, die zurzeit dem Marketing aller Hersteller etwas zu schaffen macht (schließlich wollen sie ja etwas Neues verkaufen), erklärte der Deutschland-Geschäftsführer von EMC mit der menschlichen Natur im allgemeinen: "Wir halten gerne das Steuer in der Hand.“
Clouds out of the Box
Cloud-Anwendungen verlagern dem gegenüber ein Stück der Kontrolle in die Technik. Doch das, so Hammerstein, ist der notwendige nächste Schritt in der Entwicklung der IT-Technologie. Nur so ließen sich die Anforderungen des Datenwachstums bewältigen.
Für Hammerstein ist EMC zusammen mit der Tochter VMware und dem Partner Cisco hierfür sehr gut aufgestellt: Virtualisierung und Cloud-Angebote seien die zeitgemäßen Angebote für einen Wandel. Mit der letztes Jahr bereits vorgestellten Koalition aus VMware, Cisco und EMC und ihrem Produkt Vblock sei der Weg in die Zukunft klar vorgezeichnet.
VCE, 2009 noch als Abkürzung für die drei Koalitionäre eingeführt, steht inzwischen für "Virtual Computing Environment“. Mit Out-of-the-Box-Lösungen will man die Anwender überzeugen, auf durchvirtualisierte Rechenzentren umzuschwenken.
Dabei spielt, konzediert Hammerstein, auch der Sicherheitsaspekt eine große Rolle. Mit der Übernahme der Security-Firma RSA habe sich EMC schon vor Jahren verstärkt der Sicherheit verschrieben. Und der Einkauf von Data Domain bringe zusätzliche Funktionalitäten, um bereits vorhandene Speicherkapazitäten besser unter Kontrolle zu bringen – eine Komprimierung um den Faktor 500:1 sei machbar.
3 Cloud-Computing-Modelle
Sein US-Kollege Pat Gelsinger, President und COO (Chief Operating Officer) von EMC Information Infrastructure Products (seit einem Jahr an Bord und zuvor 30 Jahre bei Intel), skizzierte drei Modelle von Cloud Computing:
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Die "Über-Cloud“: Hier werde alles in einem Rechenzentrum unter Cloud-Bedingungen umstrukturiert, egal ob das angemessen ist oder nicht.
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Die "Vertical Cloud“: Sie sei von unten nach oben organisiert, nur auf einen Zweck beziehungsweise eine Applikation ausgerichtet. Als Beispiel nannte Gelsinger den Virtualisierungsansatz von Oracle/Sun, der nur der Oracle-Datenbank zu mehr Performance verhelfen soll.
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Die "Virtual Cloud“: Sie vereinige die positiven Ansätze, indem sie verschiedene virtualisierte Layer für unterschiedliche Anwendungen und Aufgaben berücksichtige. Und sie, so Gelsinger, sorge auch für ausreichende Effektivität und Skalierbarkeit der IT-Infrastruktur. Keine Frage, wer diesen Ansatz verkörpert.
Die Durchsetzung von Cloud-Anwendungen durchläuft nach Gelsinger drei Phasen: Zunächst gehe es um die Virtualisierung der IT-Infrastruktur, dann um die Ausrichtung auf Geschäftsprozesse und schließlich um die IT als umfassendes Service-Angebot. Zunächst nach innen, in das Unternehmen hinein, mit einer bisher nicht gekannten Stufe an Granularität und einfach zu bedienenden Serviceportals. Kann die interne Cloud-IT die Nachfrage der Fachabteilungen nicht mehr allein befriedigen, kann sie ohne größere Umstände laut Gelsinger an Dienstleister für Public Clouds andocken und sich dort für einen begrenzten Zeitraum Verstärkung holen.
KPMG warnt vor neuen Gefahren durch Cloud Computing
In vielen Einzelvorträgen wurde dieses Bild dann vertieft, wobei nicht immer die Firmenperspektive von EMC im Vordergrund stand. Auch kritischen Stimmen wie dem KPMG-Mitarbeiter Jörg Asma wurde in einer Keynote Platz gegeben: Er verwies eindringlich auf die vielfältigen Gefahren für Sicherheit und Compliance, die mit Clouds Einzug in die Rechenzentren der Unternehmen halten.
Auf EMC-Seite stachen besonders die Keynote von Marc-Philipp Kost zum Thema "Cloud Computing für Profis – EMC-Kunden zeigen Private Cloud Computing“ und die beiden Vorträge von Carsten Haak zu "VMax und VPlex“, den neu aufgesetzten und virtualisierten großen Symmetrix-Speichern, und zu "FAST 2“, der automatisierten Tiering-Lösung auf virtuellem Sub-LUN-Level, hervor.
Insgesamt ist EMC mit dem Forum eine Veranstaltung gelungen, die es locker mit konkurrierenden Angeboten, wie zum Beispiel der Storage Networking World (SNW) des Herstellerverbandes SNIA, aufnehmen kann.