Zimbra-Übernahme

VMware attackiert Mail-Dominanz von Microsoft

26.01.2010 von Hartmut  Wiehr
VMware hat den Software-Anbieter Zimbra gekauft, der sich auf Mail- und Kalenderprogramme spezialisiert hat. Die Besonderheit an diesem Deal: Zimbra-Produkte haben schon bisher vor allem Microsoft Marktanteile bei Exchange-E-Mail abgenommen.
Paul Maritz, CEO von VMware, positioniert sein Unternehmen mit der Übernahme des Mail-Spezialisten Zimbra gegen seinen früheren Arbeitgeber Microsoft.
Foto: EMC

Der Virtualisierungsanbieter VMware will bis Ende März die bisherige Yahoo-Tochter Zimbra übernehmen. Yahoo hatte Zimbra 2007 für 350 Millionen Dollar übernommen, hat sich aber jetzt unter der Ägide von CEO Carol Bartz und der Konzentration auf das Kerngeschäft wieder davon getrennt – für den Schnäppchenpreis von angeblich nur noch 100 Millionen Dollar.

Dem Anbieter von Open-Source-Software für Collaboration-Programme im Unternehmensumfeld war es gelungen, Lizenzen an 55 Betreiber von Mail-Diensten zu verkaufen, die Microsoft nach und nach Marktanteile abjagen konnten.

Allein im letzten Jahr ist das Geschäft laut Zimbra um 86 Prozent angestiegen, bei mittleren und kleinen Unternehmen sogar um 165 Prozent. Große Service-Provider wie Comcast und NTT Communications setzen ebenfalls Zimbra-Software ein. VMware könnte sich mit Zimbra auch auf dem sich langsam entwickelnden Markt für Cloud-Lösungen und -Services etablieren.

VMware hat ein gesteigertes Interesse daran, sich gegen Microsoft zu positionieren beziehungsweise Verteidigungslinien aufzubauen. Hintergrund: Der Marktführer für Virtualisierungs-Software gerät zunehmend selbst unter Druck, seitdem Microsoft mit Hyper-V als mächtiger Konkurrent auftritt und seine Kunden- und Channel-Beziehungen benutzt, um das eigene Virtualisierungs-Portfolio teilweise umsonst in den Markt zu drücken. Noch bevor diese Kampagne so richtig begonnen hat, ist klar, dass die bisher mit über 80 Prozent beherrschende Stellung von VMware zu bröseln beginnt.

VMware steht unter Druck

Die EMC-Tochter hat bereits letztes Jahr mit SpringSource einen weiteren Software-Anbieter übernommen, um sich jenseits des Virtualiserungsgeschäfts auch bei in Java programmierten Web-Applikationen aufzustellen. Tod Nielsen, Chief Operating Officer (COO) bei VMware, sieht diese Entwicklung als „natürlichen Prozess", bei dem sein Unternehmen Schritt für Schritt in den allgemeinen Software-Markt hineinwachse.

Nicht ganz zufällig begibt man sich damit auch auf das Terrain von Microsoft. Paul Maritz, der gegenwärtige Chef von VMware, kennt seinen Gegner übrigens ziemlich genau – er diente jahrelang in verantwortlicher Position unter Bill Gates und Steve Ballmer.