Nur die Ruhe! Das ruft Gartner-Analyst Thomas Bittman CIOs zu, die noch nicht virtualisiert haben. Seine Beobachtung: Die Technologie hat sich bis dato weniger durchgesetzt, als das aufgeregte Gerede glauben machen mag. Faktisch laufen derzeit weltweit 18 bis 19 Prozent der Arbeitslast über virtuelle Server.
Das soll jedoch nicht über die Schnelligkeit der Entwicklung hinwegtäuschen. Bittman rechnet damit, dass im Jahr 2012 knapp die Hälfte (48 Prozent) der Workload über virtuelle Server läuft.
Noch ein Klischee will der Analyst aus der Welt räumen: Dass Virtualisierung vor allem der Kostensenkung diene. Wer so denke, werde enttäuscht. Virtualisierung hat den Hauptvorteil, die IT schneller und flexibler zu machen. Billig ist sie nicht.
Die Kosten spielen denn auch bei der Wahl des Anbieters eine Rolle. Überspitzt formuliert sieht es Bittman so: Microsoft ist billiger, kann aber weniger. Konkurrent VMware ist teuer, aber der CIO bekommt auch mehr für sein Geld.
Gartner rät zu Microsoft, wenn weniger als hundert virtuelle Maschinen implementiert werden sollen und wenn ein günstiger Preis wichtiger ist als ausgefeilte Features. Firmen, die ohnehin stark auf Microsoft setzen, sollten das auch bei Virtualisierung nicht anders machen.
Bei VMware stellt es sich anders dar. Die Lösungen sind ausgereifter, aber damit auch komplexer und teurer. Der Einsatz setzt Wissen und Skills voraus. Wer mit verschiedenen Server-Betriebssystemen arbeitet, sei mit VMware gut beraten, so Gartner. Bittman empfiehlt diesen Anbieter insbesondere den Entscheidern, die mit vCloud eine Cloud-Infrastruktur aufbauen wollen.
Auch zu den Anbietern ein paar Zahlen: Im Jahr 2008 hielt Platzhirsch VMware 89 Prozent am Markt für virtuelle Maschinen. Microsoft erreichte acht Prozent und lag damit auf Platz zwei. Es folgten Citrix (zwei) Prozent, Virtual Iron (ein Prozent) und andere Anbieter (ein Prozent). Das Marktvolumen war mit 5,8 Millionen US-Dollar überschaubar.
VMware bleibt vorn, doch Microsoft holt auf
Glaubt man Gartner, wird sich diese Summe bis 2012 verzehnfacht haben. Dabei verändern sich auch die Kuchenstücke. VMware bleibt unangefochten vorn, doch der Marktanteil sinkt auf "nur noch" 65 Prozent. Microsoft holt kräftig auf und erreicht 27 Prozent. Den Rest teilen sich Citrix (sechs Prozent), Red Hat (zwei Prozent) und andere.
Analyst Bittman hat sich dabei die Virtualisierung von x86-Servern genauer angesehen. In Gartners Virtualisierungs-Sonderausgabe des jährlichen Hype Cycles prognostizieren die Marktforscher, dass x86-Server in den kommenden zwei Jahren im Fokus stehen, anders als etwa die Virtualisierung von PC-Anwendungen (zwei bis fünf Jahre) oder Work Space Virtualisierung (fünf bis zehn Jahre).
Ende 2008 stellte sich die Situation bei virtuellen x86-Servern laut einer Gartner-Umfrage unter rund 120 Entscheidern wie folgt dar: Eine Mehrheit von 69 Prozent nutzte VMware. Weitere zehn Prozent arbeiteten mit einem Mix aus VMware und Microsoft. Lediglich ein Prozent setzt nur Microsoft ein. Citrix liegt ebenfalls nur bei einem Prozent.
Auf die Frage, mit welchen Lösungen sie im Jahr 2010 arbeiten wollen, verschieben sich die Gewichte. 40 Prozent planen, mit einer Kombination aus VMware und Microsoft zu arbeiten. Nur noch 19 Prozent wollen allein bei VMware bleiben, sechs Prozent bei Microsoft. Citrix kommt auf vier Prozent der Nennungen. Mit 23 Prozent gibt jedoch fast jeder Vierte vage an, eine "andere Kombination" nutzen zu wollen.
Jetzt mit Virtualisierung starten, aber ohne Hast
Fazit aus Sicht des Analysten: CIOs sollten jetzt anfangen, sich mit Virtualisierung zu beschäftigen. Dabei gilt es, nichts zu überhasten, sondern sich gut zu informieren. Der nächste Schritt soll dann das Entwickeln einer Unternehmens-Cloud sein.
Thomas Bittman hat diese Thesen unter dem Titel "Server Virtualization: Emerging to mainstream at lightspeed" auf dem Gartner-Symposium ITExpo 2009 ausgeführt.