Endlich scheint sich etwas bei den Roaming-Tarifen für Datenzugriff im Ausland zu tun. Zwar hatte die EU bereits Grenzen gesetzt - doch die Provider haben diese bislang mit nahezu lächerlichen Datenvolumina umschifft.
Als erster Provider ist nun Vodafone vorgeprescht: Neukunden, die eine mobile Internet-Flatrate abschließen, können diese künftig in bestimmten Ländern zu den gleichen Konditionen weiternutzen. Bestandskunden können diese ReiseFlat genannte Option für 5,99 Euro im Monat hinzubuchen. Als Faustregel gilt: Wo Vodafone als eigener Mobilfunkprovider mit eigenem Netz auftritt, dort gilt die neue Option. Der Konzern betreibt in 22 Ländern eigene Mobilfunknetze, darunter in Italien, Spanien, Großbritannien oder Ägypten. Das alles sind beliebte Urlaubsländer der Deutschen, da scheint das neue Angebot nicht zufällig zum Auftakt der Feriensaison zu fallen.
Vodafone-Sprecher Thorsten Höpken wollte CIO.de gegenüber zwar keine Aussagen darüber machen, ob der Konzern dadurch Umsatzverluste erwartet. Allerdings, so Höpken, solange man ausschließlich die Roaming-Kosten betrachtet, entstehen durchaus zusätzliche Kosten. Das liege an den Interoperator-Tarifen, welche die internen Abrechnungen zwischen den Providern regeln. Da die Option aber auch neue Kunden anlocken wird, muss dies nicht zwangsläufig zu einem Umsatzverlust führen, so Höpken.
Für Firmen interessant: Der Tarif gilt nicht nur für die "normale" Internetnutzung, sondern auch für die Blackberry-Tarifoption, so bestätigt uns der Vodafone-Sprecher auf Nachfrage - allerdings muss die Datenoption dann unter Umständen separat dazu gebucht werden, vor allem, wenn der Vertrag vor dem 01.06.2011 abgeschlossen wurde.
Ägypten |
Island |
Südafrika |
Albanien |
Irland |
Spanien |
Australien |
Italien |
Türkei |
Fidschi Inseln |
Katar |
Tschechische Republik |
Ghana |
Malta |
Ungarn |
Griechenland |
Neuseeland |
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Großbritannien |
Portugal |
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Indien |
Rumänien |
Länder, die nicht in dieser Liste auftauchen, werden über die Option "Reise Paketen Data" abgedeckt. Diese wurde zwar preislich nach unten korrigiert - die verfügbaren Datenmengen sind aber relativ gering.
Jürgen Scheurer vom Verbraucherportal Verivox meint zum neuen Roaming-Konzept: "Vodafone nimmt dass vorweg, was die EU in Gestalt von Kommissarin Kroes schon androht. Nämlich die Preissenkung im Datenroaming zu der sich Frau Kroes am 22. Juni weiter äußern will. Bisher wurde angekündigt die Preise ab Juli 2012 auf 90 Cent (netto) pro MB, 2013 auf 70 Cent (netto) pro MB und 2014 dann auf 50 Cent (netto) zu senken."
Einige Einschränkungen
Die Möglichkeit für Neukunden der Superflat Internet nun ihre Datenflat auch im Ausland zu nutzen, und das ohne Mehrkosten, sei allerdings Aufwertung dieser Tarife. Allerdings gibt es auch Einschränkungen, so Scheurer: Für die Tarife Superflat Internet und Superflat Internet Allnet gilt die Tethering Option nicht im Ausland, auch wer per surft, kann die neue Option nicht nutzen
Für Bestandskunden sei die kurze Laufzeit der Datenoption von Vorteil. Anstatt sich über die komplette Vertragslaufzeit festlegen zu müssen, lässt sich die Option monatlich kündigen. Damit fallen die Kosten nur bei Bedarf an und nicht über die gesamte Vertragslaufzeit, so Scheurer. Eine noch kürzere Laufzeit (wie z.B. zwei Wochen) wäre natürlich noch wesentlich vorteilhafter, denn die wenigsten werden die Option wirklich für einen Monat benötigen.
Ein Problem bei dieser Option ist, dass sie nur in den 22 Vodafone-Netzen gilt. In allen anderen Ländern gelten die normalen Roaming-Optionen. Für Europa wurden die beiden vorigen Datenoptionen zu einer Option namens "ReisePaket Data Europa" zusammengefasst. Die Preise wurden dabei auf dem Wert der günstigeren Option vereinheitlicht. Im Vergleich mit den drei Wettbewerbern schneiden die Optionen im Moment besser ab. Aber zum Beispiel T-Mobile hat für Anfang Juli auch weitere Maßnahmen angekündigt (noch nicht genau bekannt). O2 und Base werden mit Sicherheit auch in Kürze mit neuen Tarifen/Optionen rauskommen und die Preisführerschaft nicht Vodafone überlassen.
Endlich bewegt sich etwas beim mobilen Datenzugriff im Ausland. Lange genug haben die Provider hier auf ihren Positionen verharrt und sich nur widerwillig auf Anordnung der EU bewegt. Dabei scheint es erst jetzt klar zu werden, dass ein weltweiter Datenzugriff auch eine Chance ist, neue Kunden zu gewinnen und Bestandskunden zu halten: Reisen ist immer noch billig und der Zugriff auf E-Mails oder Social Networks gehört für viele bereits zum Alltag.
Megabyte-Daten-Optionen zu horrenden Preisen
Vodafone hat sich aktuell klar einen Vorteil gegenüber den anderen Konzernen gesichert: Erstmals werden Kunden nicht mehr mit nahezu lächerlich kleinen Megabyte-Datenoptionen zu horrenden Preisen abgespeist, sondern können die durchaus kostspieligen mobilen Flatrates auch im Urlaub nutzen - zumindest, solange sie in einem der Vodafone-Länder bleiben.
Die anderen Provider halten bemerkenswert still, auch wenn die Telekom beispielsweise für Juli Neuerungen angekündigt hat. Auf der Homepage findet sich bereits die Vorankündigung für Datenoption "Travel & Surf". Im Februar hieß es dazu, dass Kunden innerhalb Europa unbegrenzt surfen können - für den stattlichen Preis von 14,95 Euro pro Woche. Bleibt abzuwarten, ob die Telekom dieses Preismodell nach den Vodafone-Ankündigungen weiterbehalten will.
Ein weiterer interessanter Kandidat für ein ähnliches Modell ist sicher auch Telefonica mit O2, der spanische Konzern ist in ähnlich vielen Ländern aktiv wie Vodafone.
Bleibt zu hoffen, dass sich dies langfristig ändert und beispielsweise Länder wie die USA mit in die Pakete aufgenommen werden. Laut Thorsten Höpken von Vodafone besteht da durchaus Hoffnung: "Unsere Roaming-Initiative ist langfristig ausgelegt und wird zukünftig noch stärker auf die Bedürfnisse unserer Kunden zugeschnitten sein." Allerdings könne der Konzern aktuell noch keine konkreten Termine oder Maßnahmen bekanntgeben.
Jürgen Scheurer von Verivox meint, dass diese Entwicklung gerade erst begonnen hat: Es ist zu erwarten, dass die Preisentwicklung des Daten-Roamings in den nächsten Jahren den gleichen Verlauf nehmen wird, den wir derzeit bei den SMS- und Gesprächspreisen wahrnehmen können. Für die Endkunden kann dies nur positiv sein.