CIO-Bundesverband

"Voice": Das neue CIO-Netzwerk stellt sich vor

06.12.2011 von Nicolas Zeitler
Zum IT-Gipfel in München hat sich der Bundesverband der IT-Anwender vorgestellt. Drei Netzwerke gehen in dem Verein "Voice" auf, der sich als Interessenvertretung versteht.
Die Gründer des neuen CIO-Verbands (v.l.): Andreas Rebetzky, Martin Urban, Thomas Endres, Henning Stams, Karsten Vor, Constantin Kontargyris und Dietmar Lummitsch. Es fehlen Hermann Kruse und Joachim Reichel.
Foto: Nicolas A. Zeitler

"Voice" heißt die neue Interessenvertretung für CIOs in Deutschland. Das gaben Vertreter des neu gegründeten Verbands der IT-Anwender vor dem Nationalen IT-Gipfel in München bekannt. Erheben wird die Stimme für IT-Chefs nach außen wohl am häufigsten Thomas Endres, CIO der Lufthansa. Er ist Sprecher des Präsidiums, dem außerdem Constantin Kontargyris vom TÜV Rheinland und Henning Stams von Almatis angehören.

Damit sitzt im Vereinspräsidium je ein Vertreter aus allen drei Netzwerken, die in "Voice" aufgehen: Endres für das CIO-Colloquium, Kontargyris für das CIO-Forum und Stams für den CIO-Circle. Die bisherigen Netzwerke sollen sich, so ist geplant, auflösen.

Anwender sprechen mit einer Stimme mit dem Bitkom

Als "Stimme der IT-Anwender und Dialogpartner des Bitkom" will sich "Voice" nach den Worten seiner Gründer aufstellen. Dem Dialog von Politik und Wirtschaft werde der IT-Anwenderverband "die Facette 'IT Applied in Germany' hinzufügen", sagte Endres. Dieser Blickwinkel sei zwar immer etwas schwerer zu erklären als der der IT-Branche, also der Anbieterseite. "Das Engagement, mit uns zu reden, ist aber in der Politik da", sagte Karsten Vor, bisher im Initiativkreis des CIO-Circle und jetzt Mitglied im Vorstand des neuen Anwender-Verbands.

Konkrete Wünsche oder Forderungen gegenüber der Politik - auf dem IT-Gipfel Wirtschaftsminister Philip Rösler und Kanzlerin Angela Merkel - oder dem Bitkom hat "Voice" für das diesjährige Spitzentreffen noch nicht formuliert. Dafür war die Zeit zu knapp, hat sich der Verein doch erst vor zwei Wochen offiziell gegründet. Dem Wirtschaftsministerium habe man aber bereits vor einigen Wochen angekündigt, dass künftig ein neuer Verband die Interessen von IT-Anwendern vertreten werde.

"Schon vor Jahren haben wir immer wieder gesehen, dass Themen an uns herangetragen wurden, bei denen wir öffentlich hätten Stellung beziehen können, aber erst jetzt haben wir die Strukturen dafür", sagte Vor.

Keine Trennung zwischen IT-Leitern und Konzern-CIOs

Neben der neuen Aufgabe, CIOs eine einheitliche Stimme zu geben, will "Voice" aber auch erhalten, was viele Mitglieder von Circle, Forum und Colloquium über Jahre schätzen gelernt haben: den direkten Austausch mit Kollegen. Dafür hat der Verband einen "Service-Katalog" ausgearbeitet, wie Andreas Rebetzky, IT-Chef bei der Sto AG, sagte. Die Services, die der Anwenderverband seinen Mitgliedern bieten will, werden von Diskussionsgruppen zu speziellen Themen bis zu Veranstaltungen reichen.

Bei diesem Miteinander sei der "Austausch über Unternehmensgrößen-Grenzen hinweg gewünscht", sagte Rebetzky. Bewusst habe man keine Strukturen und Mechanismen aufgebaut, um die bisherigen Netzwerke weiterhin auseinander zu halten, etwa die eher mittelständische Prägung des CIO-Circle und die von Konzern-CIOs bestimmte Agenda des CIO-Colloquiums. Laut Vereinssatzung festgelegt sind bisher als Gremien nur Vorstand und Präsidium. "Weitere Strukturen werden sich dann bilden je nach den Themen, die Mitglieder besprechen wollen", sagte Dietmar Lummitsch, bisher im CIO-Forum aktiv.

Dass IT-Leiter mit kleinem und CIOs mit großem IT-Budget bei "Voice" miteinander auskommen werden, davon ist Christoph Hecker überzeugt, der als Geschäftsführer von Finaki Deutschland bisher organisatorisch hinter dem CIO-Colloquium stand. Wer was im Verband zu sagen habe, werde sich nicht an Umsatz oder IT-Budget entscheiden, stattdessen pflege man ein "ausgewogenes Miteinander". "Keiner hat Angst davor, dass die Größenverhältnisse zum Problem werden, und im Gründungsprozess gab es keine Machtkämpfe", sagte Vor.

Wohl aber Diskussionen, wie er berichtete. Nachdem vor mehr als zwei Jahren eine Arbeitsgruppe "Interessenvertretung" im CIO-Circle gegründet worden war, habe man die Mitglieder engmaschig informiert und immer wieder auch diskutiert. Deutlich geworden war der Diskussionsprozess etwa auf der diesjährigen Jahrestagung des CIO-Circle. Damals hatten einige Bedenken geäußert, in einer Interessenvertretung werde der ursprüngliche Charme des Circle verloren gehen.

Trotz dieser Stimmen hätten sich die drei Netzwerke insgesamt "mit großer Klarheit aufeinander zu bewegt", sagte Endres. Getragen habe die Annäherung die "Suche nach gemeinsamer Stärke. Der Verband ist sehr lautlos entstanden." Als Folge steht jetzt in den drei bisherigen Netzwerken in der nächsten Zeit die Auflösung an. Beim als Verein organisierten CIO-Forum etwa will der Vorstand bei der nächsten Mitgliederversammlung für die Auflösung plädieren. Darüber abstimmen müssen dann die Mitglieder.

Mitgliedschaft als CIO oder Unternehmen möglich

Mitglied im neuen Anwender-Bundesverband können sowohl IT-Verantwortliche als auch Unternehmen werden. Für die Personen-Mitgliedschaft habe man die "Eingangsschwelle auf finanziellem Niveau bewusst niedrig" gehalten, sagte Vor. Gedacht sei diese Art des Beitritts vor allem für IT-Verantwortliche aus Unternehmen mit sehr kleinen IT-Abteilungen, die zwar den fachlichen Austausch suchten, deren Firmenleitungen aber wohl weniger Interesse an einer Mitgliedschaft in der Interessenvertretung hätten.

Je nachdem, welche Leistungen des Verbands ein IT-Chef dann in Anspruch nimmt - ob er sich interne Beratung holt oder an einer Special Interest Group teilnimmt -, fallen für ihn weitere Gebühren an.

"Voice" stellt auch die technische Plattform zum Austausch unter den Mitgliedern und zur Organisation von themenspezifischen Diskussionen und Veranstaltungen.

Der Internetauftritt des Anwenderverbands ist noch im Aufbau.

Links zu den drei Netzwerken:

CIO-Circle
CIO-Colloquium
CIO-Forum