Großunternehmen erweisen sich als Vorreiter in Sachen VoIP: Mit 30 Prozent hat fast jedes Dritte die neue Technik eingesetzt. Im Schnitt liegt die Rate bisher bei 25 Prozent und dürfte sich bald erhöhen: Insgesamt erklären weitere 40 Prozent der Studienteilnehmer, die VoIP noch nicht nutzen, die Technologie in den nächsten 24 Monaten einführen zu wollen.
Immerhin 35 Prozent haben allerdings nicht vor, auf VoIP zu migrieren. Unter den Großunternehmen sind das nur 29 Prozent.
Die Analysten haben die Gründe für das Einführen von VoIP unter die Lupe genommen. Als wesentlicher Faktor gilt die Reduzierung der Gesprächs-, Betriebs- und Wartungskosten. Außerdem wurden die Standardisierung und die höhere Flexibilität der Kommunikationsinfrastruktur angeführt.
Erst auf dem letzten Platz wird der Faktor Umsatzsteigerung genannt. Die Experten von Accenture deuten das als mangelndes Bewusstsein für die Möglichkeiten von VoIP. Sie gehen davon aus, dass Mehrwertapplikationen wie die Netz- oder Prozess-Integration den Kommunikationsprozess verbessern. Das könne letztlich die Produktivität steigern.
Telekommunikation und Informationstechnologie wachsen zusammen
In der Studie wurden einzelne Mehrwertapplikationen im Hinblick auf ihren Wertbeitrag innerhalb des Unternehmens genauer analysiert. Insbesondere durch ERP-Integration kann insgesamt ein Mehrwert erzielt werden, während einzelne VoIP-Vorteile wie etwa einheitliche Rufnummern oder die Ortsunabhängigkeit sich positiv auf die Benutzerfreundlichkeit auswirken. Zumindest mittelbar soll auch dadurch der Firmenumsatz gesteigert werden.
Dazu Wolfgang Hackenberg, Senior Manager Communications & High Tech bei Accenture: "Für den CIO bedeutet das nicht, einfach möglichst viele Mehrwertapplikationen in die Kommunikationsumgebung zu integrieren. Der Schlüssel für die Maximierung des Wertbeitrages liegt in der Identifikation der geeigneten Prozesse und in der Auswahl der jeweils passenden Applikationen."
Die These der Analysten: Weil VoIP die bisher getrennten Bereiche Telekommunikation und Informationstechnologie zusammen führt, erweitern sichRolle und Verantwortungsbereich des CIOs im Unternehmen.
Die Erfahrung der Befragten mit VoIP zeigt, dass sich der Implementierungprozess sehr komplex gestaltet. Nicht nur müssen im Vorfeld viele Entscheidungen getroffen werden, die Studienteilnehmer berichten auch von einem erheblichen Aufklärungs- und Informationsbedarf. Insgesamt beginne die Implementierung mit dem Bestimmen der künftigen Kommunikationsprozesse und damit der Applikationen, bevor das Betriebsmodell sowie Betreiber und Hersteller gewählt werden. Abgeschlossen sei die Migration erst mit einem erfolgreichen Change-Management.
Migration auf VoIP ist komplex
Bisher haben es erst wenige Anbieter geschafft, sich als VoIP-Anbieter zu positionieren. Wie die Autoren der Studie feststellen, ist den IT-Entscheidern in den Unternehmen nicht bewusst, dass sich der Markt mit dem Zusammenwachsen von IT- und TK-Welt grundlegend verändert. So bleiben Systemintegratoren oder Software-Hersteller noch völlig im Hintergrund, während traditionelle Netzwerk-Ausrüster wie Alcatel, Cisco und Siemens im Fokus stehen.
Die Beraterfirma Accenture und die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) haben für die Untersuchung mit CIOs aus mehr als 90 Unternehmen in ganz Deutschland gesprochen.