Ob iPhone oder Social Networking: Es scheint ein Trend zu sein, dass technologische Innovationen zunächst einmal von privaten Konsumenten gekauft werden. Firmen entdecken die vermeintlichen Spielereien dann erst mit Verzögerung als Versprechen für ihr Geschäft. So verhält es sich offenbar auch bei VoIP, der Internet-Telefonie.
"Während VoIP-Dienstleistungen von Verbrauchern auf der ganzen Welt längst begeistert aufgenommen werden, griffen Unternehmen im Vergleich langsamer zu", stellt Matthias Machowinski, Directing Analyst beim US-Marktforscher Infonetics fest. Verschiedene Barrieren seien dafür ursächlich. Doch diese sind offenbar ins Bröckeln geraten. Laut Infonetics unter anderem deshalb, weil Anbieter mittlerweile manche technische Probleme gelöst haben.
"Zum Beispiel hatten PBX-Hersteller schon seit einiger Zeit Schnittstellen für die Hauptleitungen von Session Initiation Protocol (SIP) zu ihrer Ausstattung hinzugefügt", so Machowinski. "Vor noch nicht ganz so langer Zeit haben sie dann die Liste zertifizierter Service-Provider ausgeweitet - und das stimuliert in diesem Bereich den Markt." SIP wird bekanntlich in der IP-Telefonie als Netz-Protokoll für Aufbau, Steuerung und Beendigung einer Sitzung häufig verwendet. Die Fortschritte in diesem Segment tragen deshalb nach Ansicht des Analysten dazu bei, die VoIP-Business-Services für die nächsten Jahre anzukurbeln.
Mindestens bis 2011 hält das Wachstum des Ertrags mit Hosted VoIP- und Managed IP PBX-Services laut Infonetics im zweistelligen Bereich an. Ein wenig abgeflaut ist die Entwicklung indes bereits: 2006 warf der Markt insgesamt noch zwei Drittel mehr ab als im Jahr davor, im vergangenen Jahr stiegen die Erträge hingegen nur noch um 52 Prozent weltweit. Für eine neue Rekordmarke ist das aber allemal noch gut. In absoluten Zahlen spielte dieser Teil des Kommunikations-Marktes 2007 24 Milliarden US-Dollar ein. Wie schon zuvor stellt beim genaueren Blick auf die Daten der Hosted VoIP-Bereich das Segment der Managed IP PBX-Services in den Schatten.
Besonders schnell steigt der Anteil der kleinen Unternehmen und der Heimarbeiter, die VoIP nutzen. Von 2006 auf 2007 legte er um 60 Prozent zu. Damit telefonieren in diesem Segment inzwischen mehr als 75 Millionen Selbständige und Kleinfirmen übers Internet. Im asiatisch-pazifischen Raum ist der Anteil nach wie vor am höchsten. Allerdings stellt Infonetics heraus, dass das Wachstum in Europa und Nordamerika mittlerweile größer ist.
Wachstumstreiber Voice over Broadband
Auch mit diesen Anwendern ist zu erklären, warum geschäftliche Nutzer gegenüber den privaten Konsumenten bei VoIP allmählich an Boden gewinnen. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Geschäftskunden hier noch bei gut einem Viertel. Infonetics prognostiziert, dass er bis 2011 auf 41 Prozent gestiegen sein wird.
Im Fahrwasser dieser Entwicklung bei den Services zieht auf Sicht auch das Geschäft mit der VoIP-Hardware an. Der Equipment-Markt für Service Provider VoIP und IP Multimedia Subsysteme (IMS), die IP-Telefonie auf dem Handy ermöglichen, erreichte im vergangenen Jahr 3,9 Milliarden US-Dollar weltweit und wächst nach Infonetics-Prognose in den kommenden vier Jahren auf 7,5 Milliarden US-Dollar. Das Gros des Wachstums machen dabei Home Subscriber Servers (HSS) und Call Session Control Function (CSCF) aus.
Der Markt sei insgesamt gesund, diagnostizieren die Experten für den Kommunikations-Markt. Allerdings verzeichneten sie zuletzt auch kleinere Kränkeleien. So brachen im zweiten Quartal dieses Jahres die Segmente Session Boarder Controller (SBC) und Softswitch im zweistelligen Bereich ein, was insgesamt im Equipment-Bereich zu einer Marktschrumpfung um vier Prozent führte. Doch auch diese Entwicklung dämpft den allgemeinen Optimismus bei Infonetics nicht, solange es Wachstumstreiber wie etwa Voice over Broadband (VoBB) gibt.
Das US-Marktforschungsunternehmen Infonetics untersuchte für seinen "VoIP Services and Subscribers Report" den Markt weltweit. Vierteljährlich veröffentlicht das Haus außerdem Marktdaten aus dem Segment "Service Provider VoIP & IMS Equipment & Subscribers".