Etwa sechs Millionen Code-Zeilen umfasst die Applikation Bessy, mit der die Volkswagen Financial Services AG (FSAG) ihre Prozesse in den Retail-Versicherungen abdeckt. Weil die FSAG schnell auf veränderte Marktbedingungen reagieren muss, ist auch die Software ständig abzustimmen.
Nach eigenen Worten hat sich die VW-Tochter Volkswagen Financial Services seit ihrer Gründung im Jahr 1994 zum heute größten automobilen Finanzdienstleister Europas gemausert. Neben Fahrzeugfinanzierung und Leasing ist die FSAG im Direktbankgeschäft, Fuhrpark-Management und Versicherungen aktiv.
Für die IT heißt das: Schnell aus dem Boden gestampfte Finanzprodukte müssen zeitnah in den Systemen abgebildet werden. Allerdings haben sich die Systeme historisch entwickelt, so dass eine ganze Reihe unterschiedlicher Lösungen und Technologien im Einsatz ist: SAP, Eigenentwicklungen oder eben die Cobol-Applikation Bessy für die Haftpflicht-, Kasko- und Garantie-Versicherungen.
Doch nicht nur neue Produkte, sondern auch Compliance erfordern häufige Anpassungen der Software. Und die ersten Generationen der Entwickler, die die Systeme erstellt haben, arbeiten mittlerweile nicht mehr für die FSAG.
Marko Genzel vom Technik-Team I-SEQ bei der FSAG will daher durchgängig Transparenz erreichen, um seine Lösungen pflegen und weiterentwickeln zu können. Revolve Enterprise Edition nennt sich das integrierte Analyse-Werkzeug von Micro Focus, dass diese Aufgabe stemmen soll.
Der Einsatz des Tools sei Stück um Stück ausgebaut worden, so Marko Genzel. Seit Ende vorigen Jahres wird das Werkzeug in vollem Umfang eingesetzt. Rund 40 der 60 firmeneigenen Host-Entwickler haben daran mitgearbeitet, außerdem eine Reihe externer Kräfte.
Bessere Performance im Tagesgeschäft
Eine erste Bilanz fällt positiv aus. Revolve identifiziert Interdependenzen zwischen verschiedenen Programmteilen und deckt Strukturen auf, die sich dem Entwickler beim Blick in den Code nicht unmittelbar erschließen. Dabei stellt das Tool die Strukturen einer Anwendung grafisch dar und zeichnet so ein schnell verständliches Bild der inneren Zusammenhänge der Applikation. "Revolve sagt uns auch, welche Module von geplanten Änderungen überhaupt betroffen sind und erst auf Basis dieser Informationen können wir den erforderlichen Aufwand richtig ermitteln", sagt Marko Genzel.
Revolve spüre auch "toten Code" auf, die Programmteile also, die wegen der Weiterentwicklung einer Anwendung nicht mehr gebraucht werden, und eliminiert ihn. Außerdem identifiziert das Werkzeug Codestellen, die die im Tagesgeschäft die Performance verschlechtern, etwa durch zu langsamen Zugriff auf eine Datenbank. Dadurch habe die FSAG die nächtlichen Batch-Läufe der Anwendung Bessy optimieren und ihre Laufzeit verkürzen können. Das freut den IT-Entscheider, spart es doch Geld.