Dabei ging es am Freitag auch um ein bereits von Vorstandschef Herbert Diess und Cariad-Chef Dirk Hilgenberg angedeutetes Konzept, mit dem die Zuständigkeiten klarer verteilt und neue Zwischenziele vereinbart werden sollen. Einen abschließenden Plan gebe es aber noch nicht, hieß es am Abend.
Für den neben E-Mobilität strategisch entscheidenden Bereich Software trägt Diess die Gesamtverantwortung. Ziel ist eine einheitliche Elektronik- und IT-Plattform, aus der sich alle Marken baukastenartig je nach Bedarf bedienen können. Anders als zunächst vorgesehen soll aber die Entwicklung für die Oberklasse-Töchter Audi und Porsche vor allem bei Assistenzsystemen doch erst einmal parallel weiterlaufen. Erst in einigen Jahren werden die Prozesse dann zusammengeführt.
Hintergrund sind Abweichungen im Entwicklungsstand, unterschiedliche Vorstellungen der Marken und Schwierigkeiten bei der Kompatibilität. Eigentlich sollte es weit früher auf eine Software-Einheitsplattform hinauslaufen. Diese "Version 2.0" wird nun für die Mitte oder zweite Hälfte des Jahrzehnts angepeilt. Sie soll zum Beispiel im künftigen VW-Kernmodell Trinity zum Einsatz kommen. Es gab schon Befürchtungen, verschiedene Anläufe könnten wegen des Zeitverzugs gefährdet sein.
Vor der Belegschaft hatte Diess Anfang der Woche erklärt, das Timing müsse verbessert werden. Die vorläufige Aufspaltung der Aufgaben koste VW bis zu eine halbe Milliarde Euro. "Rückschläge in einzelnen Projekten gehören dazu, wir müssen Software-Kultur noch lernen", sagte er. Der Konzern will Cariad personell aufstocken, Entscheidungsprozesse straffen und Ausschau nach weiteren spezialisierten IT-Unternehmen für Übernahmen oder Beteiligungen halten.
VW-Menschenrechtsbeauftragte beginnt im August
Auf der tagesordnung der Aufsichtsratssitzung stand auch die Berufung von Kerstin Waltenberg zur VW-Menschenrechtsbeauftragten zum 1. August. Anfang 2023 greift in Deutschland das neue Lieferkettengesetz. Waltenberg soll dem Vorstand regelmäßig über die ab dann verpflichtende Kontrolle von Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards in den weltweiten Einkaufs- und Produktionsnetzwerken berichten. Dies sei schon länger so geplant gewesen, hieß es. Manche Beobachter werten die Personalie aber auch als Zeichen, dass Volkswagen stärker auf die Bedenken gegenüber seinem China-Geschäft eingehen will.
Der Konzern betreibt im nordwestchinesischen Urumqi eine Fabrik mit dem staatlich gelenkten Joint-Venture-Partner SAIC. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wird die muslimische Minderheit der Uiguren in der Region Xinjiang systematisch unterdrückt - VW musste sich Kritik dafür anhören, an seiner Präsenz festzuhalten. Die IG Metall forderte, über einen Verzicht auf den Standort nachzudenken.
Diess will das Werk bald besuchen, um sich ein Bild zu machen. Nach seinen Informationen gebe es dort keine Zwangsarbeit. Einen Rückzug aus Urumqi lehnt er ab - das würde die Situation für die Menschen kaum bessern, vielmehr sei mehr Kommunikation über Wertvorstellungen nötig. Der VW-Chef warnte auch generell vor einer Ausgrenzung Chinas. (dpa/rs)