VW-Dividende wird gekürzt

Volkswagen-Konzern fährt Milliardenverlust ein

30.07.2020
Der Volkswagen-Konzern hat die Corona-Krise bei Umsatz und Ergebnis voll zu spüren bekommen und ist wie erwartet in die roten Zahlen gerutscht.
Bei Volkswagen kommt die Corona-Pandemie im Quartalsabschluss an.
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Im zweiten Quartal fuhr VW einen auf die Aktionäre entfallenden Nettoverlust von 1,6 Milliarden Euro ein, nachdem der Konzern hier im Vorjahreszeitraum noch knapp 4 Milliarden Gewinn gemacht hatte. "Das erste Halbjahr 2020 war durch die Covid-19-Pandemie eines der herausforderndsten in unserer Unternehmensgeschichte", sagte Finanzvorstand Frank Witter am Donnerstag in Wolfsburg. VW will nun nach einem deutlichen Abfluss finanzieller Mittel aus dem laufenden Geschäft die Dividende für das vergangene Jahr spürbar kürzen, um die Kasse zu schonen. Einen Lichtblick gab es hingegen in China.

Die im Dax notierte Vorzugsaktie fiel zum Handelsstart um knapp 1,5 Prozent. VW hatte schon durchblicken lassen, dass der ursprüngliche Dividendenvorschlag von 6,56 Euro je Vorzugsaktie nicht das letzte Wort sein musste - nun soll es 4,86 Euro und damit 1,70 Euro weniger geben. Das ist soviel wie im Jahr zuvor. Auch große Investoren hatten angesichts der schnell schmelzenden Finanzpolster in der besonders von der Krise betroffenen Autobranche geradezu dazu geraten, doch lieber mehr Geld in der Kasse zu behalten.

Verschuldung steigt

Auch im zweiten Quartal machte die Krise trotz aller Maßnahmen nämlich nicht vor der Kasse der Wolfsburger Halt: So flossen im Automobilgeschäft des Konzerns netto 2,3 Milliarden Euro flüssige Mittel ab. Dank der Aufnahme von 3 Milliarden Euro mit einer Hybridanleihe konnte der Konzern die Nettoliquidität aber in den drei Monaten bis Ende Juni um 900 Millionen Euro auf 18,7 Milliarden Euro verbessern. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach von soliden Resultaten in einem schwierigen Umfeld.

VW hatte Maßnahmen zur Kostensenkung und Liquiditätssicherung ergriffen, die der Konzern nun als erfolgreich bezeichnete. Sie hätten die Auswirkungen der Krise verringert. Volkswagen hatte die Produktion seit Mitte März über Wochen stillgelegt, weil in den Autohäusern sowieso keine Autos verkauft werden konnten. Abrufe bei den Zulieferern wurden auf Eis gelegt, damit die Lager nicht überquollen. Zehntausende Mitarbeiter wurden in Deutschland in Kurzarbeit geschickt, ähnliche Maßnahmen ergriff der Konzern mit seinen Tochtermarken in anderen Ländern.

Weil die Bänder vor allem im April stillstanden und in Europa sowie Amerika kaum Autos abgesetzt werden konnten, sackte der Umsatz zwischen April und Ende Juni im Jahresvergleich um 37 Prozent auf 41,1 Milliarden Euro ab. Die Auslieferungen an Kunden waren um fast ein Drittel auf 1,89 Millionen Fahrzeuge zurückgegangen.

Beim operativen Ergebnis vor Sondereinflüssen lag der Verlust bei 1,71 Milliarden Euro und damit etwas niedriger als von Analysten zuvor befürchtet. Allerdings kamen im Quartal eben auch noch Sondereinflüsse aus der Dieselaffäre in Höhe von 687 Millionen Euro hinzu - damit wächst die Rechnung für den 2015 aufgeflogenen Abgasbetrug auf nunmehr insgesamt rund 32 Milliarden Euro.

Ein Lichtblick in den Zahlen war China

Zwar tauchen die chinesischen Gemeinschaftsunternehmen mit ihren zuletzt wieder anziehenden Auslieferungserfolgen in Umsatz und operativem Ergebnis des Konzerns aus Rechnungslegungsgründen nicht auf. Doch das anteilige operative Ergebnis der Joint Ventures lag im zweiten Quartal mit 1,13 Milliarden Euro rund 10 Prozent über dem Vorjahreswert. In China hatte VW im zweiten Quartal bereits wieder ein leichtes Wachstum bei den Auslieferungen erzielt.

Die ganze Branche hofft, dass China eine Blaupause sein kann für die europäische und amerikanische Autoindustrie und es schnell wieder aufwärts geht. Viele sind jedoch skeptisch angesichts des Verlaufs bei den Ansteckungszahlen in der westlichen Welt, dass die Wirtschaft ähnlich schnell wieder hochfahren kann wie die Volksrepublik. China war der Ausgangspunkt der Pandemie, dort griffen die rigiden Maßnahmen der Regierung in Peking früher, mittlerweile verlaufen die Geschäfte nach Angaben von Managern wieder im normalen Rahmen.

Weniger gut sah es bei vielen Marken des Konzerns aus. Die Kernmarke Volkswagen Pkw musste im zweiten Quartal einen Umsatzeinbruch von mehr als der Hälfte auf 9,6 Milliarden Euro hinnehmen, der um Dieselkosten bereinigte operative Verlust lag bei fast zwei Milliarden Euro. Audi erging es etwas besser, der Umsatz schmolz um fast die Hälfte auf 8 Milliarden Euro, beim bereinigten operativen Ergebnis stand ein Verlust von fast 0,7 Milliarden Euro.

Porsche konnte in seinem Autogeschäft hingegen noch einen operativen Gewinn verbuchen mit rund 600 Millionen Euro - der allerdings nur noch halb so hoch war wie vor einem Jahr. Der Umsatz der Stuttgarter ging um ein Sechstel zurück. Bei den Geschäftsaussichten 2020 bleibt der Konzern, das operative Ergebnis soll zwar gravierend unter dem Vorjahreswert bleiben, aber noch positiv ausfallen. Auslieferungen und Umsatz dürften deutlich hinter den Vorjahreswerten zurückbleiben. Die Hauptversammlung soll nun am 30. August stattfinden. (dpa/rs)