Ab und zu lohnt es sich, genauer hinzuhören, wenn Netzwerkspezialisten aus dem Nähkästchen plaudern. Insbesondere dann, wenn es sich um Patrick Hubbard und Lawrence Garvin handelt, die beiden "Head Geeks" von SolarWinds. Sie haben 2013 an jeder größeren Fachmesse teilgenommen und dabei ihren Ruf als Trendschnüffler und Branchenkenner untermauert. Darüber hinaus wurde Garvin zum neunten Mal in Folge als Microsoft MVP ausgezeichnet.
"2013 gab es jede Menge Anbieter-Hype, aber wenig wirklichen Fortschritt. Durch produktübergreifenden Support hat sich der Vormarsch der Virtualisierung beschleunigt, und Microsoft gehört mittlerweile zu den ernst zu nehmenden Anbietern. Die Nutzung privater Geräte im Unternehmen (BYOD) ist weiterhin das Sicherheitsproblem Nummer eins, aber Anwendungen von Drittanbietern, die anfällig für Angriffe von außen sind, verbreiten sich immer mehr.
2014 wird sich unserer Meinung nach die Nachfrage nach Services erhöhen, aber es werden weniger Kanäle zur Verfügung stehen. Trotz immer höherer Komplexität dürfte es weniger Netzwerkausfälle und einen höheren Bedarf an unterschiedlichen Service-Levels für Telearbeit, VoIP und Virtuelle Desktop-Infrastruktur (VDI) geben. Wir glauben, dass die WAN-Effizienz wieder verstärkt in den Fokus rückt.
Wir rechnen außerdem damit, dass sich die Virtualisierung auf dem Desktop durchsetzen wird. Durch VDI wird es einfacher, den Bedarf an höherer Flexibilität zu erfüllen. Zusätzlich werden Systemadministratoren Leistungsstandards für webbasierte Anwendungen festlegen. Zu guter Letzt sehen wir wachsende Besorgnis bei den Unternehmen im Bereich Computerkriminalität. So kompromittieren Angreifer vermehrt Gastzugänge von Firmennetzwerken. Darüber hinaus ist eine starke Zunahme der Angriffe auf Firewalls festzustellen."
Nachfolgend erläutern die Experten in einem Rückblick die Highlights 2013 und geben wichtige Einschätzungen und Prognosen für die Trendtechnologien des kommenden Jahres 2014.
Die Trendthemen 2013
Im vergangenen Jahr haben wir bis jetzt viel Hype gesehen, den die Anbieter um Trendtechnologien wie Virtualisierung, SDN oder die Cloud veranstalteten. Im Gegensatz dazu gab es jedoch kaum echte Fortschritte bei den Technologien und beim Produktangebot.
Anbieter leisten jetzt auch Support für die Produkte der Konkurrenz, und es werden mehr Mittel dafür aufgewendet, Kompatibilität zu gewährleisten. Zum Beispiel erlaubt das Unified Computing System (UCS) von Cisco jetzt die Integration von VMware V-Block. Dadurch hat sich der Trend zur Desktop-Virtualisierung verstärkt und seine Reichweite auf die mittelständischen Unternehmen ausgedehnt.
Durch die Einführung von Hyper-V ist Microsoft zu einem ernst zu nehmenden Wettbewerber im Bereich Virtualisierung geworden. Bei der Implementierung virtualisierter Umgebungen kann man Hyper-V nicht mehr einfach ignorieren.
In weiten Teilen der IT-Community (Sicherheits-Profis, die sich vor allem auf Firewalls konzentrieren, sowie Systemadministratoren) hat das Bewusstsein für die Gefahr von Netzwerkangriffen mittels Anwendungen von Drittanbietern zugenommen. Netzwerkadministratoren gehen längst nicht mehr davon aus, dass zumindest die größeren Anbieter zufriedenstellend mit Sicherheitsbedrohungen umgehen. Das ganze Jahr über hat die Zahl der durch Flash und Java verursachten Sicherheitsprobleme zugenommen, und gleichzeitig bemängelt man in der Branche die Qualität und gleichzeitig die allzu große Häufigkeit von Microsoft-Updates. Den Netzwerkadministratoren ist klar geworden, dass in puncto Sicherheit selbst die ganz großen Namen nicht mehr zählen.
Unternehmen dachten bislang, sie hätten BYOD (Bring Your Own Device) einigermaßen im Griff, indem sie entweder Geräte mit kontrolliertem Zugriff an die Mitarbeiter verteilten oder ein Gastnetzwerk einrichteten, von dem aus nur eingeschränkter Zugriff auf das eigentliche Netzwerk möglich ist. Aber ständig neue Sicherheitsprobleme bei BYOD führen dazu, dass man sich fragt, ob Computerkriminelle nicht auch irgendwann lernen, wie man die Schranke vom Gastnetzwerk aus durchbricht.
Netzwerkkomplexität steigt
Wahrscheinlich wird die Nachfrage nach Services für vorhandene IT-Infrastrukturen in Bezug auf Bandbreite oder Verbindungen (innerhalb und außerhalb von Netzwerken) weiter ansteigen.
Die Qualität der Netzwerkgeräte verbessert sich stetig, es dürfte also weniger Ausfälle geben, und Netzwerkadministratoren können dank Monitoring-Funktionen schneller an Informationen gelangen. Aber durch die Virtualisierung werden Netzwerke komplexer, daher wird es schwieriger, Fehler und Ausfälle zu entdecken. Gleichzeitig dürfte auch weniger Personal in der Lage sein, ein Problem schnell aus der praktischen Erfahrung heraus zu lösen.
Services wie Telepräsenz, virtuelle Desktop-Infrastruktur (VDI) und VoIP erfordern hohe Service-Level und sind stark von Latenzen (Verbindungen mit langen Verzögerungen) betroffen. Trotzdem erwarten die Benutzer, dass ihre VoIP-Anrufe oder Telepräsenzverbindungen qualitätsmäßig einem Festnetzanruf gleichkommen.
Auf IT-Seite wird man versuchen, die Erwartungen an VoIP durch Hardware und Monitoring-Systeme zu befriedigen, die einen Ausfall in Echtzeit beheben und automatische Failovers in der Software ermöglichen.
Unzureichende LAN-Geschwindigkeiten sind ein häufig auftretendes, wenn auch unterschätztes Problem. Aber durch die Cloud-basierte Datenspeicherung und den Umstand, dass Unternehmen SaaS (Software-as-a-Service) für ihre Kerndienste verwenden, wird man sich wieder mehr auf die Effizienz von WANs konzentrieren.
Virtualisierung richtig nutzen
Die Virtualisierung ist heute allgegenwärtig und wird in Netzwerken der unterschiedlichsten Größen und Komplexitätsgrade verwendet. Schwerpunktmäßig wird es in Zukunft darum gehen, wie auch Desktops durch VDI (Virtualisierte Desktop-Infrastruktur) in den Genuss von deren Vorteilen kommen können. Die möglichen Einsparungen treten bei VDI nicht so deutlich auf wie bei virtualisierten Netzwerken, da die Kosten von Desktop-Computern und Anwendungen mit berücksichtigt werden müssen. Aber VDI bietet Unternehmen über Kostenvorteile hinaus auch die Möglichkeit, Wandlungs- und Wachstumsprozesse flexibel und ohne größere finanzielle und zeitliche Investitionen zu bewältigen. Daher wird die Akzeptanz für dieses Konzept 2014 immer weiter steigen.
Die Virtualisierung unterstreicht auch die Notwendigkeit, die IT eines Unternehmens an den geschäftlichen Zielen auszurichten und sicherzustellen, dass die IT-Infrastruktur Wandel und Wachstum bewältigen kann. Auch dies ist einTrend, mit dem man rechnen muss.
Zu den wesentlichen Themen für professionelle IT-Anwender wird 2014 die Frage gehören, wie man mit den Änderungen bei den Microsoft-Betriebssystemen umgeht, sowohl wegen Windows 8 als auch wegen des Support-Endes für Windows XP. Da sich das Windows-Betriebssystem seit XP grundlegend gewandelt hat, muss man sich beim Helpdesk Gedanken über zusätzliche Ausgaben für neue Lizenzen und Schulungen machen. Für große Netzwerke ist das Weitermachen mit XP-Technik keine Option mehr, da es keine Updates mehr dafür geben wird und Sicherheitslöcher nicht mehr gestopft werden können.
Anwendungen überwachen
Für Systemadministratoren wird es immer wichtiger, an webbasierte Anwendungen genauso strenge Leistungsmaßstäbe anzulegen wie an Anwendungen, die im internen Netzwerk installiert sind. Mit anderen Worten: NetSuite oder SalesForce sollen genauso problemlos laufen, wie man es von Outlook gewohnt ist.
Die Komplexität des Systems wird zunehmen, je mehr Mitarbeiter mobile Anwendungen wie zum Beispiel Sales for iPhone nutzen. Die Endnutzer sehen den Unterschied nicht und erwarten den gleichen Grad an Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit.
Mobilität und BYOD absichern
Was passiert, wenn Computerkriminelle herausfinden, wie man aus einem Gastnetzwerk in das zugrunde liegende Firmennetzwerk eindringen kann? Bei BYOD wird sich der "Remote Wipe" für private Mobilgeräte der Mitarbeiter so weiterentwickeln, dass ausschließlich Unternehmens-E-Mails und -Kontakte gelöscht werden, keine persönlichen Daten. Dadurch wird sich die Akzeptanz bei den Mitarbeitern erhöhen.
Sicherheit optimieren
Firewalls sind ständigen Angriffen ausgesetzt, und das Problem wird immer schlimmer. Netzwerkadministratoren wissen, dass ihre Firewall-Richtlinien Löcher enthalten, die gestopft werden müssen, aber da die Angreiferstrategien dauernd wechseln, ist es schwierig, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben, ohne auf externe Sicherheitsexperten zurückgreifen zu können.
Es gibt wenige verlässliche Lösungen, und neue Produktangebote machen sich rar, daher wird es immer wichtiger, integrierte automatische Scans zu konfigurieren und Regeln dafür aufzustellen.
Fachkenntnisse von Netzwerk- und Systemadministratoren verbessern
Die Kluft zwischen älteren und jüngeren Technikern wird sich weiter vertiefen. Ältere Techniker werden zunehmend lernen müssen, wie man Teams leitet, die über verschiedene Standorte in unterschiedlichen Kulturen verteilt arbeiten. Ältere Techniker betonen zurzeit eher ihre große Erfahrung, um ihren Wert zu demonstrieren, aber es ist zu erwarten, dass sie sich in Zukunft mehr auf die geschäftliche Perspektive konzentrieren. Ein größerer Anteil an professionellen IT-Anwendern wird mehr Arbeitszeit darauf verwenden, Ideen für mittelfristige Einsparungen und Verbesserungen zu entwickeln.
Da die IT für jede Art von Unternehmen zu den Kernfunktionen gehört, sind Netzwerk- und Systemadministratoren ideal aufgestellt, um Geschäftsanforderungen zu verstehen und die IT-Ressourcen an den übergeordneten Geschäftszielen auszurichten. Ihre Position eignet sich optimal, um Transformationsprozesse zu initiieren; dieser Trend sollte sich daher 2014 noch weiter verstärken. Außerdem dürften CIOs Maßnahmen ergreifen, ihre Unabhängigkeit von anderen Abteilungen zu sichern, indem sie den Wert ihrer Tätigkeit für das Geschäft des Unternehmens herausstellen. Sie werden energisch darauf hinarbeiten, dass die IT eher als Innovationszentrum denn als Kostenstelle betrachtet wird.